Eigenkapitalquote: Kleine und mittlere Unternehmen sind finanziell gut aufgestellt

Wirtschaft 3 min Lesedauer 13.05.2024
Ein Mensch auf einer Schaukel mit Ausblick auf ein Gebirge

Wie steht es um die finanzielle Stabilität der KMU in Deutschland? Das sagt ING-Ökonomin Inga Fechner zur Eigenkapitalquote des Mittelstands in Deutschland. 

Die deutsche Wirtschaftslandschaft ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Von den 2021 registrierten 3,2 Millionen Unternehmen in Deutschland zählen 99,3% zu dieser Gruppe. Mit 82% machen Kleinstunternehmen mit bis zu 9 Beschäftigten und einem Umsatz bis 2 Millionen Euro den Löwenanteil aus, gefolgt von Kleinunternehmen (14,7%) und mittleren Unternehmen (2,5%) mit bis zu 249 Beschäftigten und einem Umsatz bis 50 Millionen Euro. 56% der Beschäftigten arbeiten für KMU, die ein Drittel des Umsatzes erwirtschaften und für 45% aller Bruttoinvestitionen in Sachanlagen verantwortlich sind. Zurecht wird der Mittelstand daher auch als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet.

Seit mehreren Jahren sind KMUs in einem anhaltenden Krisenmodus, geprägt von geopolitischen Risiken, konjunkturellem Gegenwind aufgrund der höheren Zinslandschaft, aber operieren auch von festgefahrenen strukturellen Problemen.

Porträtbild Inga Fechner
Inga Fechner

Doch wie steht es um die finanzielle Stabilität der KMU in Deutschland? 

Um die finanzielle Stabilität eines Unternehmens zu beurteilen, wird u.a. die Eigenkapitalquote, also das Verhältnis zwischen Eigenkapital und dem Gesamtkapital eines Unternehmens herangezogen.

Je höher die Quote, desto höher auch das Eigenkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital. Ein Wert von um die 30% wird dabei als gut eingestuft, ein Wert unter 10% kann dagegen auf Finanzierungsschwierigkeiten und eine drohende Überschuldung hindeuten.

Grafik, die die Eigenkapitalquote kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland zwischen 2002 und 2022 zeigt.
Quelle: KfW-Mittelstandspanel, IfM-Bonn/Deutsche Bundesbank

Noch immer ist die Datenlage für KMU verbesserungswürdig

Die zur Verfügung stehenden Daten basieren entweder auf Hochrechnungen (Bundesbank) oder auf Umfragen (KfW-Mittelstandspanel). Doch auch wenn die Daten nicht auf einer einheitlichen Bilanzdatenbank basieren, so ist der Trend doch eindeutig nach oben gerichtet. Um gut 15 Prozentpunkte ist die Eigenkapitalquote gegenüber dem Jahr 2002 bei kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland gestiegen. Mittlere Unternehmen weisen dabei laut KfW-Mittelstandspanel mit einer Eigenkapitalquote von zuletzt 34,7% eine deutlich höhere Quote aus als Kleinstunternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 22,8%. Im Schnitt werden robuste 31% erreicht. Diese Daten gehen allerdings nur bis 2022 und sind damit nur begrenzt aussagefähig, da die Zinswende, der allgemeine Preisschock aber auch der Anstieg der Insolvenzen die Eigenkapitallage der KMU in letzter Zeit deutlich beeinflusst haben könnte.  

Mehr ist dabei aber nicht immer automatisch besser

Eine ausgewogene Finanzierungsstruktur besteht in der Regel aus beiden Teilen: Eigen- und Fremdkapital, wobei bei letzterem die Finanzierungskosten oft niedriger liegen als die Rendite von Eigenkapitalgebern auf das von ihnen bereitgestellte Eigenkapital. Gerade in Krisenzeiten sind Unternehmen mit einer ausreichenden Eigenkapitalstruktur jedoch gut gewappnet, um Investitionen und Finanzierungen in Eigenregie vorzunehmen. Ein Puffer sollte also immer die Grundlage einer guten Finanzierungsstruktur darstellen.  

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