Hybrides Arbeiten: Warum das Modell auch für KMU sinnvoll sein kann
Viele Beschäftigte schwören auf hybrides Arbeiten. Das Modell lässt sich auch in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) umsetzen. Neben vielen Vorteilen kann es allerdings auch Nachteile haben.
Hybrides Arbeiten? Das ist für viele Beschäftigte mit einem Bürojob attraktiv. Nach einer repräsentativen forsa-Umfrage unter Büroangestellten arbeiten derzeit mit 64% knapp zwei Drittel hybrid. Aber was ist ein hybrider Arbeitsplatz überhaupt?
- Definition „Hybrides Arbeiten“: „Bei einem hybriden Arbeitsmodell sind Beschäftigte an einigen Tagen im Büro, an anderen remote tätig“, erläutert Matthias Sellinger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Management und Innovation der HWG Ludwigshafen. Remote arbeiten Beschäftigte zum Beispiel im Homeoffice, im Coworking-Space oder in manchen Fällen sogar von einem Ort im europäischen Ausland aus für ihr Unternehmen.
Hybrides Arbeitsmodell bringt für Unternehmen Vorteile
Kleine und mittlere Unternehmen, die ihren Beschäftigten hybrides Arbeiten ermöglichen, profitieren von einigen Vorteilen. „In Zeiten, in denen Unternehmen händeringend Fachkräfte suchen, steigt mit einem solchen Arbeitsmodell die Attraktivität eines Arbeitgebers“, so Sellinger. Weitere Vorteile von hybridem Arbeiten für Unternehmen:
- Zufriedene Mitarbeitende: Viele Beschäftigte sind mit einem hybriden Arbeitsmodell zufrieden, weil sie erstens Zeit und Kosten für den Arbeitsweg sparen und zweitens eine bessere Work-Life-Balance haben. „Zufriedene Beschäftigte arbeiten oft produktiver und bleiben einem Unternehmen auch langfristig erhalten, weil die Bedingungen für sie passen“, sagt Sellinger.
- Größere Bewerbergruppe: Bei Stellenausschreibungen können Unternehmen, die hybrides Arbeiten anbieten, auch Fachkräfte für sich gewinnen, die nicht in der unmittelbaren Nähe des Unternehmenssitzes wohnen. Sie sind dann beispielsweise an ein oder zwei Tagen pro Woche in der Firma und erledigen an den restlichen Tagen ihre Arbeit etwa im Homeoffice.
- Weniger Kosten für Büroflächen: Unternehmen können Kosten für Büroflächen senken, wenn ihre Mitarbeitenden dort weniger Zeit verbringen. So müssen Firmen zum Beispiel weniger Geld für Strom, Heizung & Co. einkalkulieren. Oft ist es sogar möglich, die Bürofläche insgesamt zu reduzieren, da nicht mehr alle an jedem Tag vor Ort im Unternehmen arbeiten.
Nachteile des hybriden Arbeitens
Hybrides Arbeiten kann jedoch auch negative Aspekte haben. „Beschäftigte müssen mit dem Mehr an Eigenverantwortung, die das Arbeitsmodell mit sich bringt, umgehen können – und das können nicht alle“, sagt Sellinger. Nicht jedem und jeder gelingt es beispielsweise, sich gut selbst zu organisieren. Das geht zu Lasten der Produktivität.
Weitere Nachteile von hybridem Arbeiten für Unternehmen:
- Hoher Koordinationsaufwand: Wer arbeitet wann in Präsenz, wer ist wann im Homeoffice oder anderswo tätig? Wer muss zu einer Konferenz hinzugeschaltet werden? Das erfordert einiges an Koordination. Zudem müssen Laptops oder PCs, die außerhalb der Firma zum Einsatz kommen, mit digitalen Tools ausgestattet sein, damit hybrides Arbeiten überhaupt möglich ist.
- Cybersicherheitsrisiken steigen: Hybrides Arbeiten erfordert hohe Investitionen in die Cybersicherheit. Nötig sind Tools, die auch außerhalb der Firma sowohl sicher als auch einfach in der Anwendung sind. Wichtig sind außerdem neben dem klassischen Passwort noch zusätzliche Authentifizierungsverfahren, damit Unbefugte nicht an sensible Daten gelangen.
- Ungleiche Verteilung kann für Unmut sorgen: In einem Unternehmen ist in manchen Abteilungen hybrides Arbeiten möglich, in anderen nicht. „Das kann womöglich zu Grabenkämpfen in der Belegschaft führen“, so Sellinger. Um das zu verhindern, sollten Arbeitgeber von vornherein auf Fairness achten und Abteilungen, in denen hybrides Arbeiten nicht machbar ist, Ausgleichsangebote unterbreiten.
Hybrides Arbeiten: So können KMU das Modell umsetzen
In einem ersten Schritt führen Arbeitgeber eine Befragung ihrer Mitarbeitenden durch, um zu ermitteln, welche Präferenzen es gibt. Dann kann die Leitung ein Konzept erstellen und dabei auch ausloten, welche technischen und sonstigen Voraussetzungen zu erfüllen sind.
„Betriebe sollten sich aber auch kritisch fragen, ob sie für hybrides Arbeiten überhaupt die entsprechende Unternehmenskultur haben“, so Sellinger. Denn für dieses Arbeitsmodell ist eine solide Vertrauensbasis zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden unerlässlich. „Man muss bereit sein, Mitarbeitende frei arbeiten zu lassen und sie nicht jede Stunde zu kontrollieren.“ Ebenfalls ein Muss: Klare Absprachen, damit alle Beteiligten Erwartungen, Regeln und Prozesse kennen.