Lieferketten-Probleme – was Sie tun können, um dem vorzubeugen
Deutschlands Unternehmen haben derzeit mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen zu kämpfen: Fachkräftemangel, Energieknappheit, Preisanstieg – und auch die Störungen der weltweiten Lieferketten machen vielen zu schaffen. Überall mangelt es an Nachschub. Viele Lieferketten kamen schon durch Corona weltweit ins Stocken, zusätzlich unter Druck gerieten sie seit Februar 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine.
Welche Auswirkungen Lieferketten-Probleme und Preisanstiege haben, zeigt die Konjunkturumfrage 2022 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom Jahresbeginn, also noch vor Kriegsbeginn. Quer durch alle Branchen nannten
- 74% der befragten Unternehmen Ertragseinbußen beziehungsweise steigende Kosten
- 69% längere Wartezeiten
- 56% einen gestiegenen Planungsaufwand
- 39% „bestehende Aufträge können nicht abgearbeitet werden“
- 24% Produktionsstopp oder geringere Produktion
- 21% Kontingentierungen
- 20% „neue Aufträge müssen abgelehnt werden“
Lieferketten-Probleme möglichst vermeiden – so geht’s
Material oder Produkte sind nicht lieferbar, verzögern sich oder die Lieferung lässt sich nicht vorausplanen – was können Unternehmen tun, um dem vorzubeugen? Experten raten dazu, vorausschauend zu denken und zu planen.
- Lieferanten-Netzwerk: Verlassen Sie sich nicht nur auf ein oder zwei Lieferanten, sondern bauen Sie sich ein Netzwerk von mehreren Lieferanten auf. Vereinbaren Sie flexible Lieferverträge. Wichtig ist auch, dass Sie möglichst engen Kontakt mit Ihren Lieferanten pflegen. So wissen Sie frühzeitig, ob und wo es hakt, und Sie können besser planen.
- Lagerbestände: Legen Sie gezielt immer wieder nachgefragte Produkte oder stark nachgefragtes Material auf Lager. Stocken Sie außerdem regelmäßig Ihre Lagerbestände auf.
- Digitale Infrastruktur: Immer noch bewahren viele Unternehmen Ihre Unterlagen auf Papier auf und heften Sie in Aktenordnern ab. Doch diese Form der Organisation erweist sich oftmals als fehlerträchtig und ineffektiv. Gerade wenn es darum geht, Material und Waren schnell zu beschaffen und Lagerbestände zu kontrollieren und aufzufüllen, bringt Ihnen eine digitale Infrastruktur nur Vorteile. Intelligente Tools machen es möglich, dass Sie rasch zum Beispiel Ihre Lagerbestände erfassen können. Neuere Technologien wie künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Automatisierung helfen dabei, die betriebliche Effizienz zu steigern. Und nicht zu vergessen: Über eine digitale Infrastruktur ist die Kommunikation mit Lieferanten im Nu möglich.
Probleme rund um gestörte Lieferketten lösen
Das können Einzelhandelsunternehmen tun:
Sie stellen fest, dass ein bestimmtes Produkt besonders stark nachgefragt ist und sich Überverkäufe abzeichnen? Kommunizieren Sie dies umgehend Ihrer Kundschaft. Machen Sie ab sofort Werbung für Artikel, die verfügbar sind. Haben Kundinnen und Kunden ein Produkt bei Ihnen bestellt, das wegen Lieferketten-Problemen gerade nicht verfügbar ist, dann informieren Sie sie umgehend über die Verzögerung. Bieten Sie in solchen Fällen zum Beispiel einen Rabatt an oder die Möglichkeit, auf ein verfügbares Produkt eines anderen Herstellers umzusteigen.
Das können Dienstleistungsunternehmen tun:
Angenommen, Sie sind im Dienstleistungsgewerbe tätig und betreiben beispielsweise ein Friseurgeschäft. Seit Jahren setzen Sie stets bei Shampoo, Festiger, Haarspray & Co. auf die gleichen Produkte. Bereiten Sie sich sicherheitshalber auf ein Worst-Case-Szenario vor – auch wenn Ihre Lager derzeit gut bestückt sind – und sehen sich rechtzeitig nach gleichwertigen Alternativen um.
Das können produzierende Unternehmen tun:
Vor allem das produzierende Gewerbe leidet aktuell unter Materialknappheit wegen gestörter Lieferketten. Das treibt die Preise in die Höhe. Eine Möglichkeit kann sein, dass Unternehmen in bestimmten Bereichen gezielt mit Konkurrenzfirmen zum beidseitigen Nutzen zusammenarbeiten. Eine mögliche Option ist etwa, dass zwei oder mehrere Betriebe Fracht- oder Lagerräume gemeinsam nutzen und auf diese Weise Kosten sparen.
Übrigens: Wie Unternehmen zu einem nachhaltigen Lieferkettenmanagement kommen, fasst der Praxisleitfaden des Bundesumweltministeriums zusammen. Die Broschüre zeigt Schritt für Schritt auf, wie Unternehmen ihre Lieferketten nachhaltiger gestalten können.