Liquiditätsplanung: Sicherheitsnetz für Ihr Unternehmen
Das Wort „liquide“ bedeutet „flüssig“. Genau darum geht es bei einer Liquiditätsplanung: Sie soll sicherstellen, dass Ihr Unternehmen stets flüssig bleibt – also das ganze Jahr über in der Lage ist, Schulden und Rechnungen stets pünktlich und vollständig zu begleichen. Das ist nicht immer einfach. Doch wer gut plant, kann auch in ungewöhnlichen Zeiten entspannt bleiben.
Trotz der Sicherheit, die eine gute Liquiditätsplanung gibt, kümmern sich längst nicht alle kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) darum. „Es gibt zwar keine genauen Zahlen, aber nach Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen gehe ich davon aus, dass nur etwa 20 Prozent der kleineren Unternehmen einen Liquiditätsplan machen“, schätzt der Berater Carl-Dietrich Sander, der beim Bundesverband Die KMU-Berater unter anderem Spezialist für Finanzierung und Rating ist. Laut Sander haben viele KMU das Thema Liquidität und Finanzierung immer nur dann im Fokus, wenn gerade Bedarf ist – aber nicht als strategisches Thema. „Und genau das führt dazu, dass man in Engpässe rutscht, die vermeidbar sind“, sagt er.
Diese Engpässe entstehen aufgrund von zwei Konstellationen:
- Wachstum: Es mag erst einmal seltsam klingen, aber finanzielle Engpässe entstehen auch, wenn es dem Unternehmen richtig gut geht. „Denn mit dem Wachstum brauche ich häufig mehr Vorräte, muss mehr Angestellte bezahlen und habe mehr Kundenforderungen – ohne Liquidität bekommen das nicht alle finanziert“, sagt Sander.
- Krise: Gehen bei einem Unternehmen die Aufträge zurück und/oder sinkt der Umsatz, kann es schwierig sein, die Ausgaben sofort dem reduzierten Geldeingang anzupassen.
Liquiditätsplanung – auch bei Kreditaufnahme hilfreich
Auch wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen, ist eine gute Liquiditätsplanung von Vorteil. Geht es um einen Kontokorrentkredit – ein für einen vereinbarten Zeitraum wiederholt nutzbares Darlehen zur Überbrückung von kurzfristigen Liquiditätsengpässen – ist sie bei vielen Anbietern sogar Pflicht.
Das sind die Herausforderungen bei der Liquiditätsplanung
In den allermeisten Fällen wird eine Liquiditätsplanung für ein Jahr aufgestellt. Darin wird grob gesagt für jeden Monat aufgeschlüsselt, wie viel Geld in das Unternehmen hinein- beziehungsweise aus dem Unternehmen herausfließt. Wer eine solche Planung aufstellt, sieht sich gleich mehreren Herausforderungen gegenüber:
- Planung vs. Realität: Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Planung. Es muss also geschätzt werden, wie sich das Jahr entwickeln wird. Auch saisonale Schwankungen müssen mit eingeplant werden. Außerdem sollten Sie immer einen Sicherheitspuffer für unvorhergesehene Entwicklungen mitplanen. Wie die Schwankungen ausfallen, lässt sich allerdings nicht immer korrekt vorhersagen. Wer sein Unternehmen schon ein paar Jahre führt, ist hier im Vorteil und kann sich an Vorjahresentwicklungen orientieren. Ansonsten heißt es: sich in der Branche umhören und so viele Infos wie möglich einholen.
- Wann zahlen die Kundinnen und Kunden? Je nach Geschäftsmodell kann es dauern, bis Kundinnen und Kunden ihrer Zahlungsverpflichtung nachkommen. „Bei einem Lebensmittelhändler etwa fließt fast alles im selben Monat zu“, sagt Sander. „Handwerker oder Zulieferer warten aber oft monatelang auf ihr Geld. Bei der Liquiditätsplanung geht es nicht darum, wann eine Rechnung gestellt, sondern wann sie voraussichtlich bezahlt wird.“
- Keine konstante Kostenstruktur: Auch wenn viele Zahlungen – etwa Gehälter – monatlich fällig sind, gibt es Kosten, die nur einmal im Jahr anfallen und nicht vergessen werden dürfen. Dazu zählen Saisoneinkäufe ebenso wie Ausgaben für bestimmte Versicherungen.
- Investitionen mitplanen: In der Liquiditätsplanung müssen auch geplante Investitionen berücksichtigt werden. Denn das Geld dafür muss dann im anvisierten Monat auch tatsächlich bereitstehen.
Sanders Tipp: „Schätzen Sie eher vorsichtig und planen damit, dass Liquiditätszuflüsse eher später als früher kommen – sonst rechnen Sie sich reich!“
Wie viel Geld ist für ausreichend Liquidität nötig?
Eines nimmt Sander gleich vorweg: Wieviel flüssige Mittel ein Unternehmen benötigt, „hängt von dem jeweiligen Geschäftsmodell ab. Ein Dienstleister braucht sicherlich weniger Puffer als jemand, der etwas produziert. Ein KMU, bei dem die Kunden schneller zahlen, ist liquider, als wenn sich das über Monate hinzieht. Wer wenig Ausgaben hat, braucht weniger Mittel als jemand, der hohe Kosten hat.“ Um genau zu erkennen, wie viel Geld am Ende des Monats übrig ist, brauche es die Liquiditätsplanung.
Die Gründerplattform des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der KfW gibt folgenden Rat: „Die liquiden Mittel sollten immer so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig gehalten werden.“ Das heißt, es sollte immer genug Geld da sein, um laufende Verbindlichkeiten begleichen zu können und Unvorhergesehenes auszugleichen.
So erhöhen Sie die Liquidität
Den nötigen finanziellen Puffer können Unternehmen zum einen selbst schaffen, indem sie Überschüsse zurücklegen, wenn die Liquiditätslage dies möglich macht. „Hier kann es sich lohnen, mit den Banken über Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten mit kurzen Laufzeiten zu sprechen“, sagt Sander. Die zweite Möglichkeit ist eine ausreichende Erhöhung der Kontokorrentkreditlinien, deren Rahmen dann im Ernstfall auch für Unvorhergesehenes genutzt werden kann.
Wer kurzfristig Geld braucht, kann Investitionen verschieben oder auch versuchen, die Zahlungsbedingungen mit Kundinnen und Kunden zu ändern – etwa kürzere Zahlungsziele vereinbaren, regelmäßiger die säumigen Kundinnen und Kunden mahnen oder selbst später zahlen. Von Letzterem rät Sander aber klar ab: „Wer rasch bezahlt, kann oft Skonto in Anspruch nehmen. Darauf würde ich möglichst nicht verzichten.“ Wie die Liquiditätsplanung im Detail aussieht und wo es Hilfe gibt, lesen Sie hier: Liquiditätsplan aufstellen