Rücklagen bilden: Nicht nur, um Trockenflauten zu überbrücken

Finanzen 4 min Lesedauer 20.03.2024
Ein vertrocknetes Flussbett mit Pflanzen am Rand

Die Auftragslage ist top, die Maschinen funktionieren einwandfrei, die Kundinnen und Kunden sind zuverlässig: Es gibt Phasen, in denen für ein Unternehmen alles rund läuft. Genau dann ist der richtige Zeitpunkt, um Rücklagen anzulegen oder zu sparen. „So kann eine Firma mögliche Verluste, die zu einem späteren Zeitpunkt entstehen können, ausgleichen“, sagt Benjamin Schöfer vom Deutschen Mittelstands-Bund (DMB) mit Sitz in Düsseldorf. Damit tragen die Reserven zur finanziellen Stabilität bei und machen eine Firma krisenfest.

Rücklagen oder Rückstellungen?

Generell zu unterscheiden ist zwischen Rücklagen und Rückstellungen: 

  • Rücklagen bilden die Verantwortlichen eines Unternehmens aus den Gewinnen. Sie sind Teil des Eigenkapitals einer Firma. Je nach Unternehmensform ist es sogar Pflicht, Rücklagen zu bilden. In diesem Fall geht es darum, dass das Kapital von Anteilseigner/-innen bei Verlusten geschützt ist. 
  • Rückstellungen muss ein Unternehmen für voraussichtliche Verbindlichkeiten bilden. Deren genaue Höhe und/oder ihr Fälligkeitszeitpunkt sind noch ungewiss. Solche voraussichtlichen Verbindlichkeiten können etwa Verpflichtungen aus Gewährleistungen oder mögliche Steuernachzahlungen sein. In der Bilanz zählen Rückstellungen zum Fremdkapital.

Mit Rücklagen Liquiditätsengpässe überbrücken

Zurück zu den Rücklagen. Auch wenn es für einige Unternehmen keine Pflicht ist, finanzielle Reserven aufzubauen – sie sollten es dennoch tun. „So lassen sich beispielsweise Liquiditätsengpässe oft mühelos überbrücken“, erklärt Schöfer. Solche Engpässe können auftreten, wenn etwa gleich mehrere Kundinnen oder Kunden nicht fristgerecht ihre Rechnung bezahlen oder eine Firma in Vorleistung für eine große Materialbestellung gehen muss. Mit Rücklagen hat ein Unternehmen einen Puffer, um in einer finanziellen Klemme nicht gleich einen Kredit aufnehmen zu müssen. 

Rücklagen zu haben, hilft zudem dabei:  

  • Investitionen zu tätigen – Neue Maschinen, neue Fahrzeuge müssen her? Solche und andere Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren zu können, ist oft von Vorteil – denn dann muss dafür kein Kredit aufgenommen werden. 
  • Die Flexibilität zu erhöhen – Mitunter muss es mit dem Investieren sehr schnell gehen, etwa, weil die Preise gerade günstig sind. „Unternehmen erhöhen mit soliden Rücklagen die eigene finanzielle Flexibilität, können zügig investieren und müssen nicht warten, bis die externe Finanzierung in trockenen Tüchern ist“, erklärt Schöfer. Es braucht aber einen Kredit und soll trotzdem flott gehen? Fragen Sie unseren ING Firmenkredit an – der ist voll digital und schnell im Prozess. 
  • Die Kapitalstruktur zu verbessern – Rücklagen verbessern die Kapitalstruktur eines Unternehmens. Wenn dann doch einmal ein Darlehen nötig ist, beispielsweise für sehr große Investitionen, können Unternehmen günstigere Kreditkonditionen bekommen. 
  • Steuerliche Vorteile zu genießen – Unternehmen haben steuerliche Vorteile, wenn sie Gewinne im Unternehmen belassen – etwa, indem sie Rücklagen bilden. Beraten Sie sich dazu mit Ihrem Steuerberater oder Ihrer Steuerberaterin! 
  • Die Attraktivität für Investorinnen und Investoren zu erhöhen – Um für Investorinnen und Investoren attraktiv zu sein, müssen die Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens überzeugen. Unternehmen könnten „gegenüber potenziellen Investoren aber auch damit punkten, dass sie nicht zuletzt aufgrund von Rücklagen eine gute Kapitalstruktur haben“, sagt Schöfer.  

Mögliche Szenarien, für die Unternehmen Rücklagen benötigen

Nicht immer läuft geschäftlich alles reibungslos. Es gibt auch Phasen, in denen Firmen mehr oder weniger starke Umsatzeinbußen verzeichnen, etwa in Folge wirtschaftlicher Abschwünge und damit einhergehender Konsumzurückhaltung. Gut, wenn Firmen dann auf Rücklagen zurückgreifen können, um den laufenden Betrieb weiter zu finanzieren. 

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen aufgrund steigender Kosten – etwa für Energie, Material oder für Personal –in puncto Liquidität unter Druck geraten. Mit Rücklagen können Betriebe ein mögliches Minus abwenden. 

Und nicht zuletzt sind Rücklagen immer dann von Vorteil, wenn unerwartete Kosten auftauchen: Eine Maschine geht kaputt, ein*e Mitarbeiter*in fällt längere Zeit aus und muss durch eine Zeitarbeitskraft ersetzt werden oder Materialien werden zum Beispiel durch Lieferengpässe teurer. Gut, wenn solche Phasen dann aus eigener Finanzkraft überbrückt werden können.

Rücklagen parken und verzinsen

Damit die Rücklagen nicht unverzinst bleiben, ist es sinnvoll, sie vom Geschäftskonto auf ein Tagesgeldkonto zu schieben. Zum Beispiel auf unser Business Extra-Konto.