Ausblick 2025: Die deutsche Wirtschaft strauchelt auf wackligen Beinen in die Ära Trump 2.0
Das Jahr 2024 war das Jahr, in dem wohl auch der Letzte verstanden hat, dass die deutsche Wirtschaft wirklich der „kranke Mann Europas“ ist. Eine schnelle Heilung ist nicht in Sicht und mit dem Ende der Ampel-Koalition geht die deutsche Wirtschaft auf noch wackligeren Beinen in die Ära Trump 2.0.
Vor einem Jahr wurde die Debatte hitziger geführt. Ist Deutschland nun der kranke Mann Europas oder reicht ein Espresso, um nach einer langen Nacht wieder schnell in Form zu kommen? Mittlerweile hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Wachstumsschwäche strukturell ist. Seit dem ersten Quartal 2022 ist die Wirtschaft durchschnittlich in jedem Quartal stagniert. Noch schlimmer, die deutsche Wirtschaft ist aktuell kaum grösser als zum Ausbruch der Pandemie 2020. Die Industrieproduktion liegt immer noch 10% unterhalb des Vorpandemieniveaus. In Statistiken zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist Deutschland in den letzten zehn Jahren stark abgerutscht. Mittlerweile rächt sich der Investitionsstau bei Infrastruktur, Digitalisierung und Bildung.
Hinzu kommt, dass mit China ein Land, das bisher wichtiger Absatzmarkt für deutsche Exporte war, mittlerweile zum Systemrivalen geworden ist. Man kann viele Produkte, die man bisher aus Deutschland bezog, selbst produzieren; häufig zu gleicher Qualität aber niedrigeren Preisen. Und drängt zusätzlich auch noch auf andere Märkte und nimmt so deutschen Exporteuren Marktanteile weg.
Die Wahl Trumps verschlechtert die Aussichten
Die deutsche Wirtschaft braucht eine neue Reformagenda und Investitionen. Nur so wird man langfristig und strukturell aus der aktuellen Wachstumskrise herauskommen. Jetzt kommt aber erst einmal Wahlkampf. Die Wirtschaft muss also auf die neue Bundesregierung warten, in der Hoffnung, dass danach mit einer neuen wirtschaftspolitischen Agenda ein Ruck durch das Land geht.
Bis es so weit ist, kann Deutschland sich nun allerdings erst einmal auf die zweite Amtszeit von Donald Trump einstellen. Mit der Wiederwahl Trumps haben sich insbesondere die Aussichten für die Industrie und den deutschen Außenhandel verschlechtert. Ganz im Sinne von „America First“ hat Trump bereits im Vorfeld zur Wahl angekündigt, nicht nur Strafzölle auf chinesische Güter einzuführen bzw. zu erhöhen, sondern in einer Höhe von 10-20 Prozent auch auf Produkte, die aus dem Rest der Welt in die USA importiert werden.
Das wird jene Volkswirtschaften, die starke Handelsverflechtungen mit den USA haben, am stärksten treffen. Unter anderem unseren „kranken Mann Europas“. Rund 10 Prozent aller deutscher Exporte gehen in die USA, noch größer ist der Anteil exportierter Maschinen und Fahrzeuge. Die bereits angeschlagene Autoindustrie dürfte dementsprechend zusätzlichen Gegenwind erfahren.
Trump 2.0 trifft die deutsche Wirtschaft aber nicht nur mit möglichen Zöllen. Trumps Pläne für Steuersenkungen und Deregulierung, zusammen mit den bereits niedrigen Energiepreisen, werden die Attraktivität der US-Wirtschaft weiter erhöhen und könnten deutsche Unternehmen zu einem Abzug aus dem eigenen Land bewegen. Die deutsche Wettbewerbsschwäche könnte noch weiter leiden.
Ganz ohne mehr Geld wird es nicht gehen
Trump 2.0 bringt zwar keine Wirtschaftskrise für Deutschland, kann aber ein weiterer Faktor sein, der die Wettbewerbsfähigkeit und damit den wirtschaftlichen Wohlstand aushöhlt. Die Hoffnung bleibt, dass deutsche und europäische Wirtschaftspolitik nicht auf jeden Trump-Tweet reagieren, sondern mit eigenen Plänen und eigenen Initiativen die eigene Wirtschaft stärken. Ideen dafür gibt es genug. Ganz ohne mehr Geld wird es allerdings nicht gehen. Daher wird das nächste Jahr wohl eine lockere Fiskalpolitik bringen. Vor allem in Deutschland, aber wahrscheinlich auch in anderen Ländern.
Für einen schnellen Aufschwung sorgen auf Strukturverbesserung gerichtete Investitionen aber nicht. Und daher wird der Druck, etwas zu unternehmen, vor allem in den ersten Monaten des neuen Jahres, wieder bei der Europäische Zentralbank liegen. Die dürfte die Zinswende 2.0 angesichts der (geo-)politischen Unsicherheit nun deutlich beschleunigen.
Bereits drei Mal senkte die EZB die Zinsen in diesem Jahr, der Einlagenzins liegt aktuell bei 3,25 Prozent, nach noch 4 Prozent vor einem Jahr. Interessanterweise waren die Sorgen vor einer stärkeren wirtschaftlichen Abkühlung in der Eurozone seitens der EZB bereits deutlich vor den US-Wahlen in den Vordergrund getreten. Dementsprechend dürfte sich die Stimmung im Frankfurter Ostend nun noch einmal verdunkelt haben.
Die Leitzinsen dürften weiter sinken
Für den künftigen geldpolitischen Pfad bedeutet das, dass die EZB vermutlich alles daransetzen wird, um das aktuell noch im restriktiven Bereich liegende Zinsniveau auf ein leicht stimulierendes zu bringen. Sprich: auf leicht unter 2 Prozent. Bis zum Sommer des kommenden Jahres dürfte es für die Leitzinsen also schnell weiter bergab gehen.
Die deutsche Wirtschaft strauchelt also auf wackeligen Beinen in das neue Jahr und die Ära Trump 2.0. Die Hoffnung bleibt, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2025 endlich wieder etwas stabiler wird.