Ein Krieg, der keine Sieger kennt
Jetzt ist es deutlich! Bei Wirtschaftspolitik hat Donald Trump nur einen Berater: Donald Trump. Das ganze letzte Jahr konnten Analysten darüber spekulieren, ob die Wahlkampfaussagen von Donald Trump in der präsidentiellen Wirklichkeit in die Tat umgesetzt werden würden oder ob Trump durch Berater doch eines Besseren belehrt werden würde. Bis Ende letzten Jahres sah es so aus, als ob die Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten nur warme Luft sei. In den letzten drei Monaten hat er aber gezeigt, dass er es mit seinen Ankündigungen ernst gemeint hat. Vor allem die Ankündigung von Strafzöllen zeigt allerdings, dass der wirtschaftspolitische Berater Trump besser einen Blick in die Geschichtsbücher gewagt hätte.
Die angekündigte Steuerreform wird immerhin kurzfristig positive Folgen für die US-amerikanische Wirtschaft haben, auch wenn die Finanzierung alles andere als rund ist und die Reform damit auch schnell zu einem kurzen Strohfeuer werden lassen könnte. Es könnte ein teurer Spaß für kurzfristigen Erfolg werden. Bei den letzte Woche angekündigten Handelssanktionen gibt es allerdings nicht einmal kurzfristig Hoffnung auf Erfolg.
Ein Blick in die amerikanische Geschichte hätte Donald Trump eines Besseren belehren können. In den achtziger Jahren zwang Trumps wirtschaftspolitscher Ziehvater, Ronald Reagan, schon die japanische Autoindustrie zu einer sogenannten freiwilligen Exportbeschränkung. Die Folge war, dass japanische Autohersteller einfach in die USA umzogen, um die Sanktionen zu umgehen. Im Jahr 2002 führte George W. Bush Strafzölle auf chinesischen Stahl ein. Die Folge waren höhere Preise und Arbeitsplatzverluste in Sektoren, die Stahl verwenden. Oder der „Gummi-Huhn-Konflikt“ aus dem Jahr 2009, als die Obama Regierung Strafzölle auf chinesische Autoreifen einführte. Die chinesische Regierung reagierte mit höheren Zöllen auf amerikanische Hühnerfüße, eine Delikatesse in China. Laut dem Peterson Institute for International Economics retteten die Zölle wahrscheinlich 1.200 Jobs in der Reifenindustrie, dafür bezahlten die amerikanischen Konsumenten aber jährlich knapp eine Million Dollar mehr für ihre Autoreifen.
Selbst wenn billige Importe die amerikanische Stahlindustrie treffen sollten, so sind sie sicher nicht der Grund für den jahrzehntelangen Abschwung der gesamten Industrie. Eine abnehmende Nachfrage nach Stahl und Jahrzehnte von zunehmender Automatisierung sind viel wichtigere Faktoren. Sanktionen bringen diese Jobs nicht zurück. Protektionismus kann langfristige Strukturveränderungen nicht aufhalten. Er führt nur zu höheren Preisen. Und wenn es irgendwo doch unehrliche Konkurrenz gibt, setzt man sich besser mit seinen Handelspartnern zusammen oder schaltet die Welthandelsorganisation ein, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Donald Trump ließ letzte Woche wissen, dass Handelskriege einfach zu gewinnende Kriege seien. Er liegt mit dieser Einschätzung falsch. Mit Handelskriegen gewinnt man keine Medaillen, Denkmäler oder Militärparaden. Handelskriege kennen nur Verlierer. Handelskriege haben die Neigung, großen wirtschaftlichen und diplomatischen Schaden anzurichten. Oder wie schon Edwin Starr, Frankie goes to Hollywood oder Bruce Springsteen gesungen haben: „War, what is it good for? Absolutely nothing.“