Stuck in the Miete

2 min Lesedauer 20.09.2018
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Wohnen wird vor allem in Großstädten als teuer empfunden. Verbraucher in Deutschland und anderen europäischen Ländern erwarten mit großer Mehrheit weitere Preissteigerungen. Auch der Anteil derer, die ihre Miete oder Hypothekenraten nur mit Schwierigkeiten aufbringen können, nimmt nach einem Rückgang im Jahre 2017 wieder zu. Dies zeigte sich in einer repräsentativen ING-Umfrage in 13 europäischen Ländern sowie Australien und den USA.


Angesichts dieser Erkenntnisse kann es auch nicht verwundern, dass nicht nur in Deutschland immer mehr Menschen der Ansicht sind, dass ihr Land in Fragen der Wohnungspolitik auf dem falschen Weg sei. Der Anteil der Befragten, die diese Meinung vertreten, nahm gegenüber dem Vorjahr sowohl im europäischen Durchschnitt wie auch in 13 von 15 Ländern der Umfrage zu.

 

„Stuck in the Middle with You“ sang die Band Stealers Wheel in den 70er Jahren. „Stuck in the Miete“ heißt es hingegen für viele Deutsche. Deutschland ist traditionell ein Mieterland und weist sowohl in der offiziellen Statistik als auch in unserer Umfrage den geringsten Anteil an Wohneigentümern auf. Befragt man diejenigen, die (noch) nicht über Wohneigentum verfügen, so dürfte sich daran wohl auch in Zukunft wenig ändern: Deutschland weist nicht nur den höchsten Anteil derjenigen auf, die überhaupt kein Wohneigentum erwerben wollen – sondern leider auch den höchsten Anteil derer, die davon ausgehen, sich wohl nie welches leisten zu können. Interessanterweise wird als Grund mehrheitlich nicht das Preisniveau, sondern ein zu geringes Einkommen genannt.


Als Brennpunkt der Immobilienpreisentwicklung in Deutschland gelten vor allem die größeren Städte, in denen der ungebrochene Zuzug und die damit einhergehende steigende Nachfrage nach Wohnraum auf ein nur langsam wachsendes Angebot treffen. In unserer Umfrage zeigten zwar nur vergleichsweise wenige Menschen vom Land oder aus kleineren Städten Interesse, in die Großstädte zu ziehen und die dort tendenziell höheren Preise zu zahlen. Umgekehrt hält sich aber auch die Bereitschaft der Großstädter, zur Ausnutzung der Preisdifferenz in ländliche Gegenden oder kleinere Städte zu ziehen, in engen Grenzen – ausgleichende Marktmechanismen scheinen hier also nicht zu greifen.

 

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Autor: Sebastian Franke