Sparen muss man sich leisten können

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3 min Lesedauer 08.07.2020

Die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise bringt viele Menschen offenbar dazu, vermehrt Geld zurückzulegen – sofern sie es können. Das zeigte sich zumindest im Rahmen einer repräsentativen ING-Umfrage in 13 europäischen Ländern: Unter denen, die bislang über keine Ersparnisse verfügen, sind es nur 20 Prozent, die angesichts der Corona-Krise mehr (oder überhaupt) sparen. Befragte, die bereits über Ersparnisse verfügen, geben das zu rund 33 Prozent an. Dabei zeigt sich, dass Befragte mit höheren bereits vorhandenen Ersparnissen auch eine höhere Neigung aufweisen, mehr zu sparen – der Unterschied ist aber gering.

 

Schaut man hingegen auf diejenigen, die unter den Einschränkungen der Corona-Krise in der Form leiden, dass sie weniger Geld beiseite legen können als bisher oder sogar bestehende Ersparnisse angreifen mussten, zeigt sich ein Gefälle in umgekehrter Richtung. Und zwar sehr viel ausgeprägter: Von denjenigen Befragten, die über keine oder nur geringe Ersparnisse verfügen, gaben um die 30 Prozent an, aufgrund der Situation rund um COVID-19 nun weniger Geld zu sparen – von denen, die mehr als ein Jahresnettoeinkommen auf der hohen Kante haben, sind es nur 11 Prozent.

„Hat COVID-19 die Art und Weise verändert, wie Sie Geld ausgeben und/oder sparen?“

Quelle: ING International Survey

Weitere Ergebnisse im Überblick:

  • Die Umfrage zeigt zwischen Dezember 2019 und Mai 2020 für die meisten der 13 europäischen Umfrageländer einen leicht fallenden Wert für den Anteil der Befragten, der über keinerlei Ersparnisse verfügt. Das gilt auch für Deutschland; die rund 29 Prozent sind dabei aber weiterhin einer der höchsten Werte der Umfrage.
  • Diejenigen Deutschen, die über Ersparnisse verfügen, liegen mit deren Höhe im Mittelfeld des europäischen Vergleichs. Das war auch schon im Dezember der Fall. Der Anteil, der mehr als drei Monatsnettoeinkommen auf der hohen Kante hat, ging jedoch in fast allen Ländern zurück.
  • Auch in der Corona-Krise hängen die Deutschen an ihrem Bargeld, jedenfalls im Vergleich zu anderen Europäern. Immerhin 44 Prozent der deutschen Konsumenten haben ihre Bargeldnutzung verringert. Das ist allerdings der niedrigste Wert der Umfrage – im europäischen Durchschnitt verwenden 57 Prozent der Befragten weniger Bargeld als bisher.
  • Generell zeigen sich die Deutschen als Gewohnheitstiere – Krise hin oder her: Bei allen Fragen, die sich auf eine eventuelle Änderung des Ausgabe- und Sparverhaltens aufgrund des Corona-Virus beziehen, liegt hierzulande der Anteil derer, die angeben, nichts geändert zu haben, deutlich über dem Durchschnitt.

 

Zum Download: unsere Studie „Beim Sparen auch weiterhin kein Europameister“

Autor: Sebastian Franke