Chart of the Week | 05.10.2018

Autokonzerne sollten junge Leute nicht abschreiben

3 min Lesedauer 05.10.2018

Ob Wohnung, Musik oder Auto – das Teilen von Gegenständen oder Dienstleistungen – bekannt als Sharing Economy – ist inzwischen allgegenwärtig. Dabei wächst bei den deutschen Automobilkonzernen die Sorge, dass sich junge Leute nicht mehr für ein eigenes Auto interessieren. Und tatsächlich interessieren sich gerade junge Leute für das CarSharing, wie unsere Studie „CarSharing: Neuer Zufluchtsort nach Dieselgate?“ zeigt. Sollten Autokonzerne diese Kundengruppe also abschreiben? 

 

Nicht so schnell. Denn die jüngere Generation scheint ihre emotionale Bindung zum Auto doch noch nicht verloren zu haben, wie wir in unserem Chart der Woche anhand einer Umfrage der ING zeigen. So geben über 80 % der Befragten 18-24-Jährigen an, gerne Auto zu fahren oder sich am Design zu erfreuen. Auch als Statussymbol sind Autos noch nicht abgeschrieben. Ganz anders sieht es dagegen im Alter aus. Während in der Altersgruppe der 55-64-Jährigen noch eine knappe Mehrheit (51 %) einem Auto einen emotionalen Wert beimisst, sind es bei den über 65-Jährigen gerade einmal 45 %. Hier spielt das Auto bei der Mehrheit der Befragten also nur eine Rolle, um von A nach B zu kommen. Aussehen, Fahrspaß oder auch der persönliche Freiraum werden hinten angestellt.

Prozent der Befragten, die einem Auto emotionalen Wert beimessen

Quelle: ING International Survey

Nicht nur messen junge Leute einem Auto noch emotionalen Wert bei. Im Gegensatz zu der geläufigen Annahme, dass junge Leute kein eigenes Auto besitzen möchten, hält sich der Pkw-Bestand in dieser Gruppe seit Jahren auf konstantem Niveau. Dagegen gibt es in anderen Altersgruppen interessante Verschiebungen, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen: Während in der Gruppe der betagteren Autofahrer (55 und älter) der Bestand im Jahr 2017 um 6,2 Prozentpunkte gegenüber 2010 zugenommen hat, ist der Pkw-Bestand bei den 35-54-Jährigen um 5,9 Prozentpunkte zurückgegangen. Tatsächlich liegt die Altersgruppe der 35-44-Jährigen auch leicht über dem Gesamtdurchschnitt, was die Nutzung von CarSharing angeht. So greifen bereits 7,6 % auf ein geteiltes Auto zurück, während 21,7 % sich die baldige Nutzung vorstellen können (im Gegensatz zu 5,8 %, bzw. 18,3 %).

 

Doch als primäres Transportmittel läuft CarSharing dem eigenen Auto noch lange nicht den Rang ab: So möchten lediglich 7,5 % der Befragten das „geteilte“ Auto als Hauptverkehrsmittel nutzen, bei den 35-44-Jährigen sind es 10 %. Jung und Alt spielen also auch in Zukunft für Autokonzerne eine Rolle. Und in der Autonation Deutschland bleibt dem Auto der emotionale Wert erhalten und bei allem Hype um CarSharing das eigene Auto vorerst doch heilig.

 

Hier geht es zu unserer vollständigen Studie „CarSharing: Neuer Zufluchtsort nach Dieselgate?“

Autor: Inga Fechner