Chart of the Week | 12.10.2018
Lauter Sorgen
Auch wenn die Deutschen Aktienmuffel sind, haben doch immerhin über 10 Millionen Aktienanleger eine turbulente Woche hinter sich. Angst vor steigenden Zinsen in den USA, ein düsterer Wachstumsausblick seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) und politische Spannungen rund um Italien, Brexit oder Trump halten Märkte auf Trab.
Dabei ist das derzeitige Wachstumsumfeld gar nicht mal schlecht. Der IWF prognostiziert für dieses Jahr eine weltweite Wachstumsrate von 3,7 % und für Deutschland eine Wachstumsrate von 1,9 %, was jeweils immerhin 0,2 Prozentpunkte über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Und auch im nächsten Jahr soll es mit derselben Wachstumsgeschwindigkeit weitergehen. Schlechte Zahlen sehen anders aus.
Doch die Risiken rücken in den Vordergrund. Nicht nur der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet und drückt die Stimmung, auch der Ausblick für Schwellenländer verdunkelt sich aufgrund der langsam steigenden Zinslandschaft. Und daneben gibt es noch ganz andere besorgniserregende und ganz unterschiedliche Themen, wie unser Chart der Woche anhand der Ipsos-Umfrage „What Worries the World“ zeigt.
Welches Thema ist derzeit das besorgniserregendste in Ihrem Land? Ausgewählte Länder, September 2018
Gefragt nach dem derzeit besorgniserregendsten Thema im eigenen Land geben Briten und US-Amerikaner das Gesundheitswesen an. Präsident Trump konnte hier noch keinen Erfolg für sich verbuchen und auch in Großbritannien war der Gesundheitssektor ein wichtiges Thema bei der Brexit-Abstimmung. Ganz anders dagegen in Italien und Spanien: Hier dreht sich alles um das Thema Arbeitslosigkeit. Mit 10 % und 15 % liegen die beiden südlichen Länder über der im August verzeichneten Arbeitslosenquote von 8,1 % in der Eurozone, die Ende 2008 das letzte Mal dieses Niveau erreicht hatte. In Argentinien und in der Türkei ist dagegen Inflation das beherrschende Thema, Inflationsraten von über 20 % machen das alltägliche Leben nicht gerade leicht. In Deutschland und Frankreich stehen dagegen Armut und soziale Ungleichheit im Fokus, während Belgier die Zuwanderungskontrolle kritisch sehen.
Nicht nur Handelsstreit und Sorgen um Schwellenländer belasten, in jedem Land gibt es zusätzlich noch etliche Baustellen, welche die Bevölkerung beunruhigen. Dabei sind all diese Themen untereinander verknüpft und bilden die Basis für künftige Entscheidungen. In den nächsten Tagen werden zumindest die Landtagswahlen in Bayern ein weiteres Stimmungsbild liefern. Und unabhängig von den Ergebnissen am Sonntag sollte man sich auf einen politischen Erdrutsch vorbereiten, der langfristige Auswirkungen auf die deutsche Politiklandschaft haben wird. Da ist das derzeitige Wachstumsumfeld eigentlich der rettende Anker, auch wenn lauter Sorgen den Blick darauf gerade vernebeln.