Chart of the Week | 27.10.2017

Der Weltspartag – nicht für alle ein Grund zum Feiern

3 min Lesedauer 27.10.2017

Seit 1925 gibt es den Weltspartag. Der Gedanke dahinter: Durch Werbung und Aktionen sollte in der breiten Masse ein Bewusstsein für das Sparen geschaffen werden, auch finanzielle Bildung war eines der Anliegen der Gründer. Weltweit wird der Tag am 31. Oktober begangen. Da jedoch in einigen deutschen Bundesländern der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag ist (nur in diesem Jahr ist das anlässlich des 500. Jubiläums bundesweit der Fall), wird der Weltspartag hierzulande üblicherweise um einen Tag auf den 30. Oktober vorgezogen.

In Deutschland hat der Weltspartag sein Ziel offenbar erreicht: Wir verstehen uns gerne als Volk der Sparer. Ergebnisse einer Umfrage der ING-DiBa in 12 europäischen Ländern scheinen das zu bestätigen. Neben ihrer Finanzbildung wurden Konsumenten auch zu verschiedenen finanzbezogenen Verhaltensweisen befragt, unter anderem zu ihrem Sparverhalten. Und tatsächlich zeigt sich, dass der Aussage „Ich spare jeden Monat“ in Deutschland überdurchschnittlich stark zugestimmt wird. Nur in den Niederlanden und Österreich legt ein geringfügig höherer Anteil der Verbraucher monatlich Geld beiseite, nur im kleinen, aber wohlhabenden Luxemburg spart ein deutlich höherer Anteil. Alles in bester Ordnung also? Im Großen und Ganzen vielleicht, in vielen Einzelfällen vermutlich nicht.

Ich spare jeden Monat

Nicht alle sparen gleich viel

Denn was unser Chart nicht zeigt: Für die vergleichsweise hohen Werte in Deutschland sind vor allem die Bezieher mittlerer und höherer Einkommen verantwortlich. Stärker als anderswo hängt es hierzulande von der Einkommenshöhe ab, zu welchen Anteilen die Umfrageteilnehmer auf die Frage nach dem Sparverhalten zustimmend antworten. Bei Betrachtung unterer Einkommensgruppen liegen die Werte im selbstverstandenen Land der Sparer sogar unter dem Umfragedurchschnitt. Dabei wäre es gerade für Menschen mit geringem Einkommen wichtig, einen Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben zu haben. Auch werden Geringverdiener im Ruhestand nur eine niedrige gesetzliche Rente beziehen, so dass zusätzliche private Vorsorge wichtig wäre.

Doch offenbar schaffen es viele Menschen nicht, regelmäßig Geld beiseite zu legen. Von der wirtschaftlichen Erholung nach der Finanzkrise haben vor allem höhere Arbeitseinkommen und Kapitalerträge profitiert – bei den unteren Einkommensgruppen ist der Aufschwung noch nicht richtig angekommen. Das insgesamt hohe Niveau zeigt: Offenbar muss man den deutschen Verbrauchern nicht mehr erzählen, dass sie sparen sollen. Aber vielleicht wäre der Weltspartag dieses Mal ein guter Anlass, um darüber nachzudenken, wie man es mehr von ihnen überhaupt erst ermöglichen kann.


Download: Umfrageergebnisse zur Finanzbildung in Deutschland und Europa