Chart of the Week | 20.04.2018

Noch eine Baustelle auf der Trumpschen Agenda

3 min Lesedauer 20.04.2018

Seit Montag treffen sich auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington wieder führende Vertreter von Notenbanken, Ministerien, der Privatwirtschaft und Wissenschaft, um über internationale Entwicklungen und das globale Finanzsystem zu sprechen. Wie immer um diese Zeit sorgt der IWF mit seinen Publikationen rund um den Weltwirtschaftsausblick und die globale Finanzstabilität für Schlagzeilen. Denn während die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum für dieses und nächstes Jahr mit 3,9% durchaus positiv sind, hat der Währungsfond für die weltweiten öffentlichen als auch privaten Schuldenstände nur mahnende Worte übrig.

Ein Land sticht dabei besonders hervor – die USA. Denn während der IWF in allen fortgeschrittenen Volkswirtschaften mit einem Rückgang der Staatsschuldenquote über die nächsten fünf Jahre rechnet, wird den USA ein deutlicher Anstieg prognostiziert, wie unser Chart der Woche anhand der IWF-Daten zeigt.

Prognostizierter Schuldenstand im Verhältnis zum BIP des IWF

Während Zypern oder Griechenland ihren Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den nächsten fünf Jahren um fast 30, bzw. 26 Prozentpunkte verringern können – vorausgesetzt die Staaten halten ihre eigenen Vorgaben ein –, erhöht sich dieser in den USA um 8,9 Prozentpunkte auf 117% des BIP. Zwar weisen die USA nicht die höchste Staatsverschuldung auf, dennoch sind die das einzige fortgeschrittene Land, deren Staatsschulden in den kommenden fünf Jahren steigen und nicht wie bei allen anderen Ländern sinken.

Dies liegt vor allem an Trumps expansiver Fiskalpolitik: Denn die US-Steuerreform, die Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist, erhöht das Haushaltsdefizit nach Schätzungen des US Congressional Budget Office in den nächsten 11 Jahren um ganze 1,9 Billionen Dollar. Dazu kommen noch mögliche Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen als auch den immer noch im Raum schwebenden Mauerbau.

Trotz eines derzeitigen Wirtschaftswachstums in den USA von 3% im Jahresvergleich dürfte das Haushaltsdefizit schon bald 5% des Bruttoinlandsprodukts erreichen. Sollten sich dann noch geopolitische oder Handelsrisiken materialisieren, landet man schnell bei 7% oder 8%. Zum Vergleich: Laut Maastricht-Kriterium soll das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit eines Mitgliedstaates 3% des BIP nicht überschreiten.

Noch läuft die Wirtschafsmaschine in den USA. Aber bei auf Pump finanzierten Steuererleichterungen könnte es sich nur um einen kurzlebigen Impuls handeln. Und sobald sich das Wirtschaftsumfeld wieder normalisiert, die Finanzbedingungen anziehen und die Zinsen allmählich wieder steigen, wird es umso schwieriger, den Schuldenabbau in Angriff zu nehmen. Die Uhr tickt und das Fenster schließt sich langsam aber sicher.

 

Ein Krieg, der keine Sieger kennt