Chart of the Week | 10.08.2018

Neue Hoffnung für die Zwerge der Geldrangliste

3 min Lesedauer 10.08.2018

Die Fußball-Weltmeisterschaft mit dem unbefriedigenden Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft liegt hinter uns. Vor allem diejenigen, für die die Länderspiele sowieso eher eine Art Ersatzdroge für die Partien ihrer Vereinsmannschaft sind, freuen sich auf die neue Saison. Uns Ökonomen interessiert wie üblich der effiziente Ressourceneinsatz: Wer steckt wieviel Geld in seinen Kader – und was kommt dabei heraus? Bereits vor einem Jahr hatten wir einen Blick auf die Entwicklung in der Fußball-Bundesliga geworfen und die Geschicke der Mannschaften mit dem jeweils höchsten und niedrigsten Kaderwert nachvollzogen – das wollen wir jetzt erneut tun. Was lehrt uns die vergangene Saison?

 

Keine neuen Erkenntnisse gab es an der Tabellenspitze, wie unser Chart der Woche zeigt: Wieder einmal stand das Team mit dem teuersten Kader – also wieder einmal der FC Bayern München – bereits mehrere Wochen vor Saisonende als Meister fest. Und das trotz eines durchwachsenen Saisonstarts, der Mario Ancelotti seinen Trainerjob kostete. Altmeister Jupp Heynckes übernahm, der Rest war business as usual, jedenfalls, was die Bundesliga angeht.

Endplatzierungen der Mannschaften mit dem höchsten und niedrigsten Marktwert des Kaders, Fußball-Bundesliga 2008 bis 2018

Buli Marktwerte
Quelle: transfermarkt.de, eigene Berechnungen

Neue Hoffnung für die Zwerge der Geldrangliste weckt hingegen das Abschneiden von Hannover 96: Erst zum zweiten Mal in den letzten sechs Jahren gelang dem Team mit dem geringsten Transfermarktwert der Liga der Klassenerhalt Außerdem beendeten die Niedersachsen eine kuriose Serie: Wann immer in den vorangegangenen zehn Jahren die Mannschaft mit dem jeweils geringsten Kaderwert die Klasse gehalten hatte, hatte sie das auf Platz 14 getan – Hannover beendete die Saison als Dreizehnter. Allerdings war man an der Leine erst 2016 abgestiegen und hatte den Kader für die zweite Liga weitgehend zusammengehalten, war also auch bei der Rückkehr 2017 nicht unbedingt der typische Aufsteiger.

 

Das zeigt sich auch am Transfermarktwert der Mannschaft: Zum ersten Mal kratzte der niedrigste Kaderwert in der Bundesliga an der 50-Millionen-Euro-Marke. Auch die Schere zu den Bayern war deshalb nicht ganz so weit geöffnet. „Nur“ zwölfeinhalb Mal so viel wie die Hannoveraner kostete der Bayern-Kader – die Saison 2015/16 beispielsweise hatten die Münchener noch mit einer Mannschaft bestritten, die über 30 Mal so viel auf die monetäre Waage brachte wie die des damaligen Überraschungsaufsteigers Darmstadt 98. Eine Trendwende dürfte der Erfolg der Niedersachsen daher wohl nicht eingeleitet haben – aber dass Geld (noch) nicht immer die entscheidende Größe im Fußball ist, zeigt er uns dennoch.

Autor: Sebastian Franke