Gegen die Armut | 18.10.2019
Chart of the Week
Anfang der Woche gab die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften die diesjährigen Preisträger des Wirtschaftsnobelpreises bekannt. Der „Preis der Schwedischen Reichsbank in Wirtschaftswissenschaft zur Erinnerung an Alfred Nobel“, der im Gegensatz zu den Auszeichnungen für Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Friedensbemühungen nicht vom Dynamit-Erfinder selbst gestiftet wurde, geht in diesem Jahr an Abhijit Banerjee (MIT), Michael Kremer (Harvard) und Esther Duflo (MIT), die mit ihren 46 Jahren die bislang jüngste und erst die zweite weibliche Preisträgerin ist.
Der preiswürdige Forschungsgegenstand der Ausgezeichneten ist laut dem Preiskomitee ihr „experimenteller Ansatz zur Bekämpfung der weltweiten Armut“. Aus diesem Anlass greift auch unser Chart der Woche dieses Thema auf. Während innerhalb einzelner Länder meist relative Armut betrachtet wird, die sich am jeweiligen Lebensstandard vor Ort orientiert, verwenden die Vereinten Nationen einen absoluten Armutsmaßstab in Form eines Betrags von USD 1,90, der pro Tag zur Bestreitung des Lebensunterhalts zur Verfügung steht.
Anzahl der Menschen in extremer Armut (weniger als USD 1,90 pro Tag, Millionen)
Wie unser Chart der Woche zeigt, hat die Zahl der Menschen unterhalb dieser Schwelle zwischen 1990 und 2015 um 61 Prozent abgenommen – während im gleichen Zeitraum die Weltbevölkerung um 37 Prozent angestiegen ist. Diese Entwicklung ist vor allem der wirtschaftlichen Aufholjagd ostasiatischer Länder gegenüber dem Westen zu verdanken; hier sank die Anzahl der Menschen in extremer Armut um 95 Prozent. Im südlichen Afrika blieben derartige Erfolge leider aus; UN-Schätzungen zufolge werden im Jahre 2030 rund 90 Prozent aller Menschen in extremer Armut dort leben.
Die Arbeiten von Banerjee, Duflo und Kremer drehen sich unter anderem um die Frage, unter welchen Umständen Hilfsangebote wie Mikrokredite oder Entwicklungshilfe am besten funktionieren. Hoffen wir, dass aus ihren Untersuchungen die richtigen Schlüsse gezogen werden, damit der Kampf gegen extreme Armut auch außerhalb Asiens zur Erfolgsgeschichte wird.