Vorgeschmack aufs BIP-Wachstum

Chart of the Week

3 min Lesedauer 23.07.2021

Nächste Woche ist es wieder soweit: Das Statistische Bundesamt wird 30 Tage nach Quartalsende eine Schnelleinschätzung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des 2. Quartals geben. Aber könnten wir das in Zukunft nicht schneller haben? Immerhin besteht die Hoffnung, dass sich die Volkswirtschaft durch die Aufhebungen vieler Beschränkungen und der damit verbundenen Wiederbelebung der Wirtschaft endlich mal wieder auf dem Höhenflug befindet. Und wer möchte auf so einen positiven Beweis schon lange warten müssen?

Die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass ein spannender Pool an neuen Datenquellen erschlossen wurde, welcher nach und nach nutzbar gemacht wird. Diese Entwicklung wurde durch die Pandemie noch beschleunigt, da es auf einmal wichtig wurde, die wirtschaftlichen Konsequenzen von beispielsweise den Kontaktbeschränkungen so schnell wie möglich nachvollziehen und messen zu können. Mittlerweile gibt es erste, auf Neu-Deutsch, Real-Time-Indikatoren, mit denen die wirtschaftliche Aktivität viel zeitnaher gemessen werden kann.

Unser Chart der Woche zeigt einen dieser Indikatoren: den wöchentlichen Aktivitätsindex für die deutsche Wirtschaft der Deutschen Bundesbank. Dieser Index nutzt eine Vielzahl von hoch-frequentierten und schnell verfügbaren Indikatoren, welche zusammen einen ganzheitlichen Einblick aus verschiedenen ökonomischen Sektoren abbilden.

Wöchentlicher Aktivitätsindex der Deutschen Bundesbank und Quartalswachstum des BIPs zum Vorquartal

Der Chart vergleicht dern wöchentlichen Aktivitätsindex der Bundesbank mit dem Quartalswachstum des BIP.
Quelle: Deutsche Bundesbank, Destatis

So werden beispielsweise Google Trends Abfragen zum Thema Arbeitslosigkeit dazu verwendet, Einblicke in die derzeitige Situation des Arbeitsmarktes zu geben. Indikatoren wie Passantenfrequenz, Kreditkartenzahlungen und Verbrauchervertrauen sind ein Proxy für den Konsum, während der Elektrizitätsverbrauch und der LKW-Maut-Fahrleistungsindex die Aktivität im Produktions- und Handelssektor abbilden sollen. Generell soll dieser Index also die realwirtschaftliche Aktivität abbilden, um damit dann das Bruttoinlandsprodukt zu schätzen. Positive Werte deuten auf ein Wachstum der realen Wirtschaftstätigkeit hin, während negative Werte ein Schrumpfen der Wirtschaftsaktivität implizieren.

Auf den ersten Blick weicht der Aktivitätsindex vom tatsächlichen BIP-Wachstum eines Quartals ab. So schätzte der BuBa-Index die Änderung der realwirtschaftlichen Aktivität im zweiten Quartal 2020 auf -3,7 Prozent, während die reale Veränderung des BIP mit -9,3 Prozent deutlich schlechter ausfiel. Jedoch zeigt sich in dem Methodenpapier der Deutschen Bundesbank, dass längerfristig ein hoher Zusammenhang zwischen dem BIP-Quartalswachstum und dem Index besteht.

Generell lässt die positive Entwicklung dieses Indexes in den vergangenen Wochen Gutes vermuten. Der 13-Wochen-Durchschnitt dieses Indikators lag Ende Juni 2021 bei einem Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zu dem vorhergegangenen 13-Wochen-Durchschnitt. Für die anstehende Veröffentlichung zum BIP-Wachstum im zweiten Quartal bestätigt das unsere Einschätzung einer einsetzenden wirtschaftlichen Erholung.

Auch wenn alternative Indikatoren wie der wöchentliche Aktivitätsindex für die deutsche Wirtschaft Vorteile wie eine deutlich höhere Frequenz und eine schnellere Verfügbarkeit mit sich bringen, so muss auch gesagt werden, dass die Genauigkeit dieser Ergebnisse bisher noch nicht mit den Ergebnissen traditionellerer Verfahren mithalten können. Nichtsdestotrotz bieten sie zusätzliche Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Lage und können Trendwenden anzeigen, was durchaus dazu führen kann, dass bestehende Prognosemethoden und Entscheidungsprozesse verbessert werden können.

Autor: Jonathan Ratschat