Das Ende der Fahnenstange?
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Auf 4,1 Prozent lautete die Schnellschätzung des Statistischen Bundesamtes für die Inflation im September 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat – der höchste Wert seit 1993. In ihrer Pressemitteilung veröffentlichten die Wiesbadener auch die Werte für einige Unterkategorien: beispielsweise für Energie und Nahrungsmittel, deren Preise von Ökonomen aufgrund ihrer Schwankungsanfälligkeit gerne beiseitegeschoben werden, von den Verbrauchern derzeit aber deutlich zu spüren sind. Aber auch für die Wohnungsmiete fand sich eine Angabe – und die sorgte sicher für manchen verwunderten Blick: Seit Jahren debattiert Deutschland über den rasanten Anstieg bei Immobilienpreisen und Mieten – und ausgerechnet in einem Rekord-Inflationsmonat sollen die Mieten nur um 1,4 Prozent gegenüber dem September 2020 gestiegen sein?
In der Tat – denn die dramatischen Mietsteigerungen, von denen insbesondere aus den Großstädten immer wieder zu lesen ist, betreffen vor allem Neuvermietungen. Aber jedes Jahr zieht nur ein geringer Anteil der Mieter um; die große Mehrzahl lebt weiterhin und teilweise schon sehr lange in der gleichen Wohnung. Bestehende, im Vergleich zu Neuvermietungen günstigere Mietverträge haben daher ein deutlich höheres Gewicht bei der Ermittlung der Preissteigerung.
Das erklärt den vergleichsweise geringen Inflationswert in der Kategorie „Mieten“. Aber wie verhält es sich denn nun mit den Preisen für Neuvermietungen?
Entwicklung der Angebotsmiete 2021 in deutschen Großstädten: Quadratmeterpreise (Beispielwohnung von 80 qm, 3 Zimmer, 2. Stock)
Seit diesem Jahr untersucht das Immobilienportal Immowelt die Entwicklung der Mieten in den größten deutschen Städten. Dafür werden die inserierten Mietangebote analysiert und die durchschnittliche Angebotsmiete für eine beispielhafte 80-qm-Wohnung ermittelt.
Dabei zeigte sich, dass in den teuersten deutschen Städten vorerst das Ende der Fahnenstange erreicht zu sein scheint: In München und Hamburg stagnierten die Mietpreise zuletzt, in Stuttgart und Frankfurt am Main sanken sie sogar leicht. Weiterhin auf Wachstumskurs sind die Mieten jedoch in der Hauptstadt: Im zweiten wie auch im dritten Quartal kletterten sie um jeweils zwei Prozent. Hier zeigen sich offenbar Nachholeffekte, nachdem im April dieses Jahres der Berliner „Mietendeckel“ vom Bundesverfassungsgericht aufgehoben wurde. Aber auch die Rheinmetropolen Köln und Düsseldorf legten zu.
Sämtliche Angaben beziehen sich dabei auf Mietpreise in bestehenden Gebäuden. Wer in einen Neubau zieht, zahlt deutlich mehr: in Berlin beispielsweise durchschnittlich 12,89 € pro Quadratmeter und somit 37 Prozent mehr als im Bestand. Neue Bauflächen sind in den größeren Städten knapp und teuer, das macht sich bemerkbar. Bei anderen Gütern würden die Anbieter einfach ihre Produktionskapazitäten erweitern – doch an dieser Stelle zeigt sich einmal mehr, dass der Immobilienmarkt eben kein Markt wie jeder andere ist.