Die Inflation sinkt – aber nicht für alle
Chart of the Week
Die Gesamtinflation sank im Juni aufgrund des 9-Euro Tickets und der gesenkten Energiesteuer auf 7,6 Prozent, nach 7,9 Prozent im Mai. Doch nicht für alle Einkommensgruppen war das der Fall. Für Haushalte mit geringem Haushaltsnettoeinkommen stieg die Inflation weiter.
Um die Verbraucher von gestiegenen Energiepreisen zu entlasten, brachte die Bundesregierung Anfang Juni das 9-Euro Ticket auf den Weg und senkte die Energiesteuer, sodass die Preise für Benzin und Diesel sanken. Im Bereich Verkehr, welcher die Preissteigerungen für den Kauf von Fahrzeugen, Waren und Dienstleistungen für Fahrzeuge sowie Personen und Güterbeförderung widerspiegelt, stiegen die Preise dadurch insgesamt weniger stark an als in den Vormonaten. Die Preise für Kraft- und Schmierstoffe lagen im Juni um 33 Prozent oberhalb der Preise des Vorjahresmonats, nach noch knapp 41 Prozent im Mai. Im Bereich Personenbeförderung im Schienenverkehr sanken die Preise im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10 Prozent und kombinierte Personenbeförderungsleistungen waren sogar um rund 63 Prozent günstiger – dem 9-Euro Ticket sei Dank. Im Vergleich zum Vorjahr belief sich die Gesamtteuerung dadurch im Juni auf 7,6 Prozent. Wären die Preise für Kraftstoffe und Personenbeförderung im Juni unverändert zum Mai geblieben, hätte die Inflation laut Statistischem Bundesamt bei 8,6 Prozent gelegen.
Allerdings kommt diese kleine Erleichterung nicht bei allen Verbrauchern an. Basierend auf den jeweiligen anteiligen Konsumausgaben haben wir die Inflationsrate für verschiedene Einkommensgruppen bestimmt und sehen, dass die Inflation im Juni insbesondere für Haushalte mit hohen Haushaltsnettoeinkommen gesunken ist. Für Haushalte mit niedrigen Einkommen stieg sie auch im Juni weiter. Das zeigt unser Chart of the Week.
Inflationsrate für verschiedene Einkommensgruppen (im Vgl. zum Vorjahr)
Dass die Preisanstiege oder -senkungen für verschiedene Produktkategorien nicht alle Verbraucher gleichermaßen betreffen, liegt daran, dass sie für die unterschiedlichen Kategorien unterschiedlich viel vom verfügbaren Einkommen ausgeben. Während Haushalte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 900 Euro für Nahrungsmittel knapp 14 Prozent des verfügbaren Einkommens ausgeben, sind es bei Haushalten mit einem verfügbaren Einkommen von mehr als 5.000 Euro nur 9 Prozent. Auch für Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung geben Haushalte mit geringerem Haushaltsnettoeinkommen anteilig mehr vom verfügbaren Einkommen aus als Haushalte mit hohem Einkommen. Andersherum verhält es sich allerdings im Bereich Verkehr – für diese Komponente geben Haushalte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 5.000 Euro mehr als 16 Prozent des verfügbaren Einkommens aus, während es bei den Haushalten, denen ein Einkommen von weniger als 900 Euro zur Verfügung steht, nur knapp 7 Prozent sind.
Somit fällt auch die jeweilige Gesamtinflation unterschiedlich aus – und sorgte im Juni dafür, dass sie für Haushalte mit hohem Nettoeinkommen, die anteilig viel für Verkehr aber weniger für Lebensmittel und Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung ausgeben, sank, während sie für Haushalte mit geringem Nettoeinkommen trotz der gesunkenen Kosten im Bereich Verkehr weiter anstieg. Denn im Juni lag die Inflation für Lebensmittel höher als die für den Bereich Verkehr. Hohe Lebensmittelpreise treffen immer die Haushalte mit geringem Einkommen. Das zeigt auch eine Studie des Handelsblatts gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen Smhaggle. Der Studie nach lagen die durchschnittlichen Ausgaben für Lebensmittel im Juni bereits 103 Euro oberhalb dessen, was laut statistischem Bundesamt üblicherweise vom verfügbaren Einkommen im Supermarkt ausgegeben wird.
Im Bereich Verkehr haben die Senkung der Energiesteuer sowie das 9-Euro Ticket sichtbar zur Entlastung der Verbraucher beigetragen. Zu schade, dass man ein 9-Euro Ticket nicht essen kann.