Weniger spenden mehr
Chart of the Week
Wenn die Besinnlichkeit Einzug hält und wir unsere Mitmenschen mit Geschenken bedenken, gehen unsere Portemonnaies auch für diejenigen auf, die uns nicht ganz so nahestehen: Der Dezember ist traditionell der Monat, in dem am meisten gespendet wird, etwa zwei- bis dreimal so viel wie in anderen Monaten. Unser Chart der Woche zeigt die in Deutschland jährlich gesammelten privaten Geldspenden von Spendern ab 10 Jahren; ausgenommen sind Unternehmensspenden, Großspenden, Erbschaften und Spenden an politische Parteien.
Im vergangenen Jahr wurde mit knapp 5,8 Mrd. Euro der bisherige Höchstwert der Statistik aufgestellt. Mit den Überschwemmungen im Ahrtal gab es eine Notlage direkt vor der eigenen Haustür, was sich deutlich positiv auf die Spendenbereitschaft auswirkte – im Juli 2021 wurden 73 Prozent mehr Spenden gesammelt als im entsprechenden Vorjahresmonat. Damit ging auch ein stärkerer Schwerpunkt der Spenden im Inland einher: Gingen 2020 noch über 40 Prozent der Spenden ins Ausland, so war es letztes Jahr nur noch etwa ein Drittel.
Private Geldspenden in Deutschland (in Mio. Euro)
Das sieht im Jahr 2022 wieder ganz anders aus; der Krieg in der Ukraine sorgte dafür, dass in den ersten drei Quartalen dieses Jahres die Hälfte aller Spenden auf internationale Projekte entfiel. Und auch auf die Spendenbereitschaft insgesamt wirkt sich der Konflikt aus: Bis September waren sogar 0,8 Prozent mehr gespendet worden als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – und das trotz der Rekordinflation, die die Kaufkraft der Verbraucher schmälert und in die Haushaltsbudgets schneidet.
Dennoch hinterlassen die Preissteigerungen des Jahres 2022 auch in der Spendenstatistik ihre Spuren. So ging die Anzahl der spendenden Personen um 800.000 zurück – vermutlich fehlte vor allem am unteren Ende der Einkommensskala, wo sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten besonders stark auswirken, vielen Menschen schlicht die Möglichkeit zum Spenden. Falls Sie in diesem Jahr noch nichts gespendet haben und es Ihnen möglich ist – denken Sie doch mal darüber nach, ob Sie nicht mithelfen möchten, diesen Rückgang aufzufangen.