Das ökonomische Beziehungs-1x1

Chart of the Week

4 min Lesedauer 17.02.2023

Wussten Sie eigentlich, dass Volkswirte wahnsinnig gute Beziehungsratgeber sind? Zwischenmenschliche Beziehungen häufiger einmal durch die ökonomische anstatt die rosarote Brille zu betrachten, kann wirklich nicht schaden, wenn man den romantischen Part im Leben möglichst wohlfahrtssteigernd gestalten möchte. Auch wenn das zunächst zu gegensätzlich klingt. Ein wenig verspätet gibt es daher von uns einen kleinen Strauß Ratschläge statt Rosen – es lebe die Ökonomen-Romantik.

Wenn es in deutschen Beziehungen einmal kriselt, ist häufig der Haushalt schuld. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage, die im Jahr 2020 im Auftrag der Partnervermittlung ElitePartner durchgeführt wurde. Und wie lässt sich dieses Streitthema aus der Welt schaffen? Haushaltsaufgaben zu gleichen Teilen aufteilen? Nun, aus Ökonomensicht ist das keine effiziente Lösung. Wie wäre es stattdessen, wenn man die Aufgabenteilung nach dem Prinzip des komparativen Kostenvorteils vornimmt? Diese Theorie geht auf den Ökonomen David Ricardo zurück und besagt, dass ein Handelspartner sich auf die Produktion des Guts konzentrieren sollte, bei dessen Herstellung ihm geringere Opportunitätskosten entstehen als beim anderen Partner. Der andere Handelspartner konzentriert sich ebenfalls auf die Herstellung des Gutes, bei welchem er komparative Kostenvorteile hat. So fahren beide Handelspartner Wohlfahrtsgewinne ein und interagieren maximal effizient. Und, Romantik beiseite, was sind Beziehungen anderes als Handelspartnerschaften? Streit um das Thema Haushalt lässt sich also wunderbar vermeiden, wenn das Ziel Effizienzmaximierung lautet.

Doch nicht nur der gemeinsame Haushalt, auch der Weg zur Partnerschaft lässt sich nach Ökonomen-Art optimieren. Für den folgenden Ratschlag schauen wir auf den Arbeitsmarkt und lassen uns von der Suchtheorie inspirieren. Geht es um die Jobauswahl, stehen uns häufig viele verschiedene Möglichkeiten offen. Schwierig, dabei genau den einen Job zu finden, der alles hat. Doch die ewige Suche nach der einen Stelle, die völlig makellos daherkommt und alle persönlichen Anforderungen erfüllt, ist mit Kosten verbunden. Und irgendwann, je länger die Suche andauert, überwiegen die Kosten der Suche den Nutzen derselbigen. An diesem Punkt entscheiden sich Individuen in der Regel für den Job, der die meisten Überschneidungen mit den persönlichen Präferenzen aufweist, und beenden die Suche.

Preisentwicklung ausgewählter Güter (% im Vergleich zum Vorjahr)

Der Chart zeigt die Preisentwicklung ausgewählter Güter (% im Vergleich zum Vorjahr)
Quelle: Statistisches Bundesamt; ING

Und nicht nur bei der Jobsuche will abgewogen, geprüft und entschieden werden – auch bei der Partnerwahl dürfte man schon dazu geneigt gewesen sein, sich nicht auf die erstbeste Option einzulassen. Doch dass die Suche nach dem oder der Einen mit der Zeit durchaus kostspielig sein kann, zeigt unser Chart of the Week.

Denn in Dates will investiert werden. Der Kaffee beim Spaziergang, das Dinner beim Italiener, vielleicht werden sogar Blumen mitgebracht oder als kleine Aufmerksamkeit nach Hause geliefert. Und je länger die Suche nach dem perfekten „plus eins“ andauert, desto teurer wird sie. Insbesondere, wer die Suche nicht vorm Jahr 2022 beendet hatte, zahlte dafür im vergangenen Jahr einen hohen Preis. Denn im letzten Jahr verteuerten sich nicht nur Lebensmittel- und Energiepreise überdurchschnittlich stark. Auch Dates haben sich im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren stärker verteuert. Der Restaurant- oder Cafébesuch kostete jeden Monat durchschnittlich 7 Prozent mehr als im Vorjahr. In den fünf vorherigen Jahren lag die Preissteigerung bei durchschnittlich 3 Prozent. Und auch Schnittblumen oder Kino- und Theaterbesuche verteuerten sich im Jahr 2022 durchschnittlich stärker als in den Vorjahren. Wenn die Partnersuche also schon etwas andauert, lohnt sich eventuell eine schnelle Kosten-Nutzen-Analyse – sich festzulegen kann manchmal nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen.

Übrigens, wer beim Lesen unseres kleinen Ratgebers nun Mitleid mit den besseren Hälften eines jeden Volkswirts bekommt: das geht uns selbst auch manchmal so. Was haben wir für ein Glück, dass die Nachfrage nach gewissen Gütern vollkommen unelastisch ist…

Autor: Franziska Biehl