Das Comeback der Übernachtungsgäste
Chart of the Week
Mit einer guten Nachricht hinsichtlich einer von der Corona-Pandemie schwer gebeutelten Branche konnte in dieser Woche das Statistische Bundesamt aufwarten: Die Übernachtungszahlen in deutschen Beherbergungsbetrieben liegen mittlerweile wieder auf Vorkrisenniveau. Mit 40,2 Millionen Übernachtungen wurden im April 12,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat und nur noch 0,2 Prozent weniger als im April 2019 gezählt. Und während die Besucher aus dem Ausland noch etwas auf sich warten lassen, liegen die Übernachtungszahlen inländischer Gäste bereits um 2,6 Prozent höher als im Vor-Corona-Vergleichsmonat.
Diese Erholung lässt sich auch an unserem Chart der Woche ablesen, der außerdem sehr deutlich die starke Saisonalität der Beherbergungsbranche aufzeigt – vor allem mit Blick auf die „normalen“ Jahre vor der Pandemie. Spitzenreiter in Sachen Reisen sind natürlich die Sommermonate – hier wird der Tourismus zumindest in bestimmten Regionen zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor mit großen Auswirkungen beispielsweise auf die saisonale Erwerbstätigkeit. Um die Höchstwerte streiten sich jedes Jahr Juli und August; oft ist dabei der Juli der Monat mit den meisten Ankünften, der August derjenige mit den meisten Übernachtungen. Zünglein an der Waage dürfte hier die Terminansetzung der Sommerferien sein.
Ankünfte und Übernachtungen in deutschen Beherbergungsbetrieben je Monat, 2015-2023
In der Hauptsaison kommen aber nicht nur mehr Gäste – sie bleiben auch länger. Dennoch liegt auch im Sommer die Dauer eines Aufenthalts im Durchschnitt nur bei rund drei Übernachtungen. Umso auffälliger sind allerdings die Ausreißer zu Beginn der Pandemie und während der weiteren Wellen im Herbst/Winter/Frühjahr 2020/21: Die Übernachtungszahlen sanken stark, die Zahl der Ankünfte jedoch noch stärker. Dadurch verdoppelte sich die durchschnittliche Verweildauer fast. Damals verreiste wohl nur noch, wer wirklich wichtige Belange hatte – und die erfordern oft auch mehr Zeit. Angesichts der niedrigen absoluten Zahlen ist die Aussagekraft dieser Monate aber natürlich gering.
Unserem Chart ist allerdings auch zu entnehmen, dass in den Jahren vor der Pandemie ein ansteigender Trend bei Ankünften und Übernachtungen zu verzeichnen war. Insofern hat die aktuelle Erholung die Übernachtungszahlen wohl noch nicht auf das Level gebracht, auf dem sie ohne die Pandemie lägen. Vielleicht kann es ja ein starker Sommer rausreißen – angesichts des anhaltenden Preisdrucks auf viele Haushaltsbudgets könnten Urlaube in der Heimat statt in weiter Ferne dieses Jahr im Trend liegen und die Stellung des eigenen Landes als beliebtestes Urlaubsland der Deutschen ausbauen.