Wie sind wir in Zukunft mobil?

Chart of the Week

3 min Lesedauer 14.07.2023

Sektorziele sind out, das große Ganze ist in. Die Bundesregierung hat sich vorerst von der Idee verabschiedet, dass die verschiedenen Bereiche, die zum CO₂-Ausstoß beitragen, auch alle einen Beitrag zu dessen Senkung leisten sollen. Nur noch auf den Gesamtausstoß soll es ankommen. Insbesondere ging es bei dieser Entscheidung um das Sorgenkind Verkehr – während die Treibhausgasemissionen in Deutschland seit 1990 insgesamt gesunken sind, stieg der Anteil des Verkehrssektors. 60 Prozent der Emissionen in diesem Bereich stammen aus der Verbrennung von Kraftstoffen in Personenkraftwagen. Weniger motorisierter Individualverkehr und ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad werden von Experten angemahnt. Wie man Menschen am ehesten dazu bewegen kann, ist die Preisfrage: durch Einsicht? Durch Preislenkung? Durch Verbote?

Denn entscheidend ist ja letztlich nicht, was Menschen tun sollen oder wollen, sondern vielmehr, was sie tun werden – ob nun aus Überzeugung und eigenem Antrieb, aufgrund von Sparbemühungen angesichts hoher Energiepreise oder gezwungenermaßen durch gesetzliche Regelungen. Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage haben wir daher deutschlandweit die Frage gestellt: „Welche Verkehrsmittel, glauben Sie, werden Sie in den nächsten 3 Jahren im Vergleich zu heute wie stark nutzen?“ Für die gängigsten Verkehrsmittel haben wir dabei in tägliche Nutzung und die gelegentliche Reise in den Urlaub unterschieden; die Ergebnisse zeigt unser Chart der Woche.

Erwartete Nutzung verschiedener Verkehrsmittel in den kommenden 3 Jahren

Der Chart zeigt die Angaben der Befragten zu erwarteter künftiger Mehr- oder Mindernutzung verschiedener Verkehrsmittel im Vergleich zu heute.
Differenz zu 100 Prozent: „Ich weiß nicht“; Quelle: ING Consumer Research

Und obwohl in jeder einzelnen Kategorie eine Mehrheit keine Änderung ihrer Verkehrsmittelwahl erwartet, werden doch einige Dinge deutlich: So gehen zum Beispiel nur knapp 11 Prozent der Befragten davon aus, in Zukunft mehr Flugreisen zu unternehmen – fast ein Drittel erwartet hingegen, künftig weniger zu fliegen als bisher. Und auch an der Stellung des Autos wird gekratzt: Deutlich mehr Befragte gehen für sich selbst von einer abnehmenden Nutzung aus als von einer zunehmenden – das gilt sowohl für den täglichen Gebrauch als auch für die Fahrt in den Urlaub.

Aber wie kommen wir künftig ans Meer oder in die Berge? Das scheint noch unklar – beim Fahrrad halten sich erwartete Mehr- und Mindernutzung die Waage, auch die öffentlichen Verkehrsmittel können der Umfrage nach nur von einem knappen Plus ausgehen. Der gute, alte Drahtesel könnte aber das Rennen machen, wenn es um die Nutzung im Alltag geht – gesünder als die Fahrt mit dem Auto wäre das auf jeden Fall.

Autor: Sebastian Franke