Kaufkraft, die (Substantiv, feminin)
Chart of the Week
In diesem Sommer knacken drei Frauen alle Rekorde und unterstützen damit nicht nur die wirtschaftliche Aktivität, sondern zeigen vor allem eines: die Kaufkraft von Frauen ist nicht zu unterschätzen. Das gilt nicht nur für diesen Sommer, sondern auch für jeden anderen Zeitpunkt im Jahr.
Bereits vor einigen Wochen berichteten wir darüber, dass sowohl Taylor Swift als auch Beyoncé mit ihren aktuell laufenden Welttourneen für ordentlich wirtschaftlichen Wirbel gesorgt hatten. Während Beyoncés Eröffnungskonzert in Schweden die dortige Inflation befeuert haben solle, hieß es, dass Taylor Swifts Tournee die US-Wirtschaft, insbesondere den Bereich Hotels und Restaurants, unterstützt habe. Am Ende des vergangenen Monats schrieb dann Greta Gerwig Kinogeschichte – innerhalb weniger Wochen spielte „Barbie“ weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in den Kinos ein und machte Gerwig zur ersten weiblichen Solo-Regisseurin, die diese Marke jemals geknackt hat.
Die geballte wirtschaftliche Frauen-Power, die wir in diesem Sommer präsentiert bekommen, stellt allerdings keine Ausnahme dar, sondern versinnbildlicht vielmehr, dass die Kaufkraft von Frauen keinesfalls unterschätzt werden sollte. Unser Chart of the Week zeigt, dass im Laufe der letzten 20 Jahre sowohl die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen als auch der Anteil von Frauen im Alter zwischen 15 und 64 mit einem tertiären Bildungsabschluss deutlich angestiegen ist. Waren im Jahr 2002 noch rund 59 Prozent aller zwischen 15- und 64-jährigen Frauen erwerbstätig, waren es im vergangenen Jahr fast dreiviertel aller Frauen dieser Altersklasse. Und auch der Anteil an hochgebildeten Arbeitnehmerinnen hat sich im Laufe der letzten 20 Jahre erhöht. Im Jahr 2002 hatte knapp ein Fünftel aller weiblichen Beschäftigten einen tertiären Bildungsabschluss, also einen Hochschulabschluss oder eine ähnliche Qualifikation. Im Jahr 2022 lag der Anteil bei rund 30 Prozent.
Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss (%)
Und auch wenn es zwischen der Bezahlung von Männern und Frauen mit einem bereinigten Gender Pay Gap von 7 Prozent nach wie vor deutliche Unterschiede gibt und Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer, so dürfte der Anstieg der Arbeitsmarktaktivität von Frauen einen erheblichen Einfluss auf ihre Kaufkraft gehabt haben.
Eine Untersuchung der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2009 ergab nämlich, dass Frauen im Bereich Konsumausgaben nicht nur die Hosen anhaben, sondern vor allem entscheiden, welche Hosen getragen werden. Rund 70-80 Prozent aller Konsumentscheidungen liegen der Untersuchung zufolge in weiblicher Hand. Insbesondere im Bereich der Wohnungseinrichtung, der Wohnung oder des Hauses selbst oder bei Urlauben sind die Entscheidungsträger weiblich. Mehr als 90 Prozent der 12.000 befragten Frauen aus 22 Ländern gaben an, in diesen Bereichen die Kaufentscheidung zu treffen. Doch auch die Entscheidung darüber, welches Auto gekauft werden soll, liegt den Ergebnissen zufolge in 60 Prozent der Fälle in weiblicher Hand, bei Unterhaltungselektronik trifft etwa jede zweite Frau die Kaufentscheidung.
Der wirtschaftliche Wirbel rund rum Beyoncé, Taylor Swift und Greta Gerwig in diesem Sommer zeigt vor allem eines: die Kaufkraft von Frauen sollte nicht unterschätzt werden. In der BCG-Umfrage gaben allerdings mehr als 90 Prozent aller Frauen an, sich und ihre Bedürfnisse von den Werbetreibenden nicht verstanden zu fühlen. Mit Blick auf die Wirtschaft und die entscheidende Rolle, die Frauen für den privaten Konsum spielen, wäre es wünschenswert, wenn diese Zahl im Laufe der letzten Jahre zurückgegangen wäre.