Elektromobilität in der Krise? Förderprogramme und ihre Auswirkungen

Chart of the Week

3 min Lesedauer 18.10.2024

Noch immer kommt der Automarkt in Deutschland nicht in Schwung. Im September wurden zwar 5,8 % mehr PKW zugelassen als im Vormonat, doch verglichen mit dem Vorjahreswert verzeichnen die Neuzulassungen mit 208.848 Fahrzeugen ein Minus von 7 %. Besser sieht es bei den alternativen Antrieben aus: Im Vergleich zum Vormonat wurden 21,8 % mehr Autos mit alternativem Antrieb zugelassen, und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die Zulassungen um 5 %. Insgesamt haben alternative Antriebe mittlerweile einen Anteil von fast 50 % an allen Neuzulassungen erreicht (Januar bis September: 45,6 %). Im Gesamtjahr 2019 lag der Anteil noch bei lediglich 8,8 %.

Doch obwohl ein Anteil von 45,6 % auf dem Papier beeindruckend aussieht, ist dieser Erfolg vor allem Hybridmodellen ohne externe Auflademöglichkeit zuzuschreiben. Diese Fahrzeuge tragen also nicht dazu bei, das Ziel der Regierung zu erreichen, bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen. Der Anteil reiner Elektroautos (BEV, Battery Electric Vehicle) lag zwischen Januar und September nur bei 29 % der neu zugelassenen PKW mit alternativen Antrieben und bei 13,1 % aller Neuzulassungen.

Dabei sah es zunächst vielversprechend aus: Betrug der Anteil von BEV an allen Neuzulassungen 2016 lediglich 0,3 %, so stieg er 2021 auf 13,6 % und erreichte 2023 sogar 18,4 %. Doch das Auslaufen der 2016 eingeführten Förderprogramme zum 1. Januar 2023 für Plug-In-Hybride, zum 1. September 2023 für gewerbliche Zulassungen und letztlich zum 18. Dezember 2023 für BEV hat deutliche Spuren in den Zulassungszahlen hinterlassen, wie unser Chart der Woche zeigt.

Anteil alternativer Antriebe an allen Neuzulassungen

(in %, Anteil pro Monat)

Anteil alternativer Antriebe an allen Neuzulassungen
Quelle: KBA, ING

Acht Jahre lang hatte die Bundesregierung den Kauf eines Elektroautos gefördert, rund 10 Milliarden Euro wurden laut Bundestag für 2,3 Millionen Elektro-, Plug-In-Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeuge ausgeben. Seit dem Auslaufen der Prämien dümpelt der Anteil von Plug-In-Hybriden an den Neuzulassungen etwas über der 6 %-Marke, während BEV noch immer unter ihrem 2023-Jahresdurchschnitt liegen. Der Anteil hybrider Pkw steigt dagegen munter weiter. Zwar lassen sich dadurch Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen im Vergleich zu klassischen Verbrennern tendenziell reduzieren. Aber auch nur, wenn das Auto konsequent elektrisch betrieben wird.  

Die Neuzulassungszahlen verdeutlichen, dass die Elektromobilitätswende trotz anfänglicher Erfolge und eines beeindruckenden Wachstums in den letzten Jahren durch das Auslaufen der Förderprogramme stark beeinträchtigt wurde. Zwar sind Reichweitenangst und Ladeverfügbarkeit nicht mehr die stärksten Argumente gegen den Kauf eines Elektroautos, doch der Preisaufschlag bleibt hartnäckig bestehen. Und auch der Restwertverfall dient nicht als starkes Kaufargument.

In den letzten Monaten versuchen daher auch mehr Unternehmen mit Rabatten die weggefallene Umweltprämie zu kompensieren, Überkapazitäten abzubauen und mit Blick auf die strengeren CO2-Vorgaben der EU ab nächstem Jahr durch stärkere E-Autoverkäufe Strafzahlungen zu vermeiden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob im Chart der Woche dann mal wieder ein Ausschlag nach oben zu verzeichnen ist – vielleicht dann ja auch dauerhaft.

Autor: Inga Fechner