Na dann Prost!

Chart of the Week

3 min Lesedauer 14.02.2025

Zum Feierabend, in gemütlicher Runde, nach dem Sport – oder bei passiver Ausübung im Stadion oder vor dem Fernseher auch währenddessen: Für viele gehört in bestimmten Situationen ein Bier einfach dazu. Doch das gilt offenbar nicht mehr in gleichem Maße wie früher. Wie das Statistische Bundesamt kürzlich mitteilte, setzten deutsche Brauereien und Bierlager im Jahr 2024 nur noch knapp 83 Millionen Hektoliter oder 8,3 Milliarden Liter des kühlen Gerstensafts ab, 68 Millionen Hektoliter davon im Inland.

Auch wenn das immer noch fast 100 Liter pro volljährigem Deutschen sind – der inländische Absatz ist damit um rund 2 Prozent gegenüber 2023 gesunken. Auch 2023 war er bereits um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, nach einem Anstieg in gleicher Höhe ein Jahr zuvor. „Kein Wunder bei den Preisen“, mag man da schnell als Erklärung bei der Hand haben. Die Rekordinflation der letzten Jahre kann ja auch am Bier nicht vorbeigegangen sein – da verkneift man sich den einen oder anderen Schluck vielleicht eher mal. Ein Blick auf unseren Chart der Woche zeigt jedoch, dass dieser Ansatz zu kurz greift.

Sinkender Bierabsatz ist ein langfristiger Trend

Der Chart zeigt die Entwicklung des Bierabsatzes deutscher Brauereien und Bierlager seit dem Jahr 2000 sowie die jeweilige prozentuale Veränderung zum Vorjahr für den inländischen Absatz und den Verbraucherpreisindex für Bier.
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Zwar wies die Rubrik 0213 des Verbraucherpreisindex, betitelt mit der schlichten Bezeichnung „Bier“, in den letzten Jahren tatsächlich starke Ausschläge nach oben auf – um fast 12 Prozent verteuerte sich Bier allein im Laufe des Jahres 2023. Gut zu erkennen ist jedoch, dass der Rückgang im Bierabsatz ein längerfristiger Trend ist. Seit der Jahrtausendwende gab es nur vier Jahre, in denen mehr abgesetzt wurde als im jeweiligen Vorjahr. Und dass 2024 nur das zweite und nicht bereits das sechste Jahr in Folge mit einem Absatzrückgang ist, liegt an der zwischenzeitlichen Erholung nach dem Einbruch in den Corona-Jahren 2020 und 2021.

Klammert man die Sondersituationen „Pandemie“ und „Rekordinflation“ aus, fielen sogar zwei von drei Jahren mit einem leichten Anstieg des Absatzes in die Jahre mit den stärksten Preisanstiegen in diesem Zeitraum. Dass Biertrinker und -innen besonders preissensibel seien, dürfte damit wohl als widerlegt gelten. Tatsächlich sind es andere Trends, die den sinkenden Bierabsatz bestimmen, wie zum Beispiel das Aufkommen alkoholischer Mischgetränke oder der Wunsch nach einer gesünderen Ernährung. Und vielleicht macht sich die Demografie, die ja bereits Arbeitsmarkt und Rentensystem unter Druck setzt, auch hier bemerkbar – und in einer alternden Gesellschaft verträgt der eine oder die andere einfach nicht mehr so viel wie früher.

Autor: Sebastian Franke