Autos für die Welt

Chart of the Week

4 min Lesedauer 28.03.2025

3,4 Millionen Pkw hat Deutschland im Jahr 2024 exportiert; das teilte letzte Woche das Statistische Bundesamt mit. Und auch wenn einem Anstieg der Anzahl exportierter Pkw um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein wertmäßiger Rückgang um 1,3 Prozent gegenübersteht, sind die Exportzahlen damit seit 2021 jedes Jahr gestiegen.

Nach Stückzahlen ist zwar das Vor-Pandemie-Niveau noch nicht wieder erreicht; der Gegenwert der exportierten Pkw liegt aber mit 135 Mrd. Euro auch inflationsbereinigt über dem Wert des Jahres 2019 von rund 107 Mrd. Euro. Die Importe hingegen sanken sowohl nach Stückzahlen um 11,5 Prozent als auch nach Wert um 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr; hier ist das Niveau von 2019 auch ohne Inflationsbereinigung noch nicht wieder erreicht.

Ex- und Importe von Pkw mit verschiedenen Antriebsarten

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Der Chart zeigt den Verlauf der Ex- und Importe von Pkw mit den Antriebsarten "Benziner", Diesel", "Hybrid" und "rein elektrisch" in Stückzahlen pro Jahr von 2018 bis 2024.
Quelle: Statistisches Bundesamt

Unser Chart der Woche zeigt, wie sich Ex- und Importzahlen von Pkw mit verschiedenen Antriebsarten in den letzten Jahren entwickelt haben. Dabei lassen sich anhand der Zeitreihen gleich mehrere Aspekte illustrieren:

  • Die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität: Machten hybrid und rein elektrisch betriebene Pkw im Jahr 2018 noch magere 5 Prozent der Ex- und 4 Prozent der Importe aus, so waren es im vergangenen Jahr schon 43 bzw. 35 Prozent. Sogar während des Absackens der Gesamtzahlen im ersten Corona-Jahr 2020 verdoppelte sich die Anzahl der ganz oder teilweise elektrisch betriebenen exportierten Pkw. Die Importe stiegen damals sogar um den Faktor 2,6.
  • Der Niedergang des Diesels: Von 37 Prozent sowohl der Ex- als auch der Importe sank der Anteil der Selbstzünder-Pkw während des dargestellten Zeitraums auf 15 Prozent der Exporte und 24 Prozent der Importe. Mit einem höheren Wirkungsgrad als beim Benziner wäre Rudolf Diesels Entwicklung eigentlich ein Kandidat, um während der Übergangsphase zur Elektromobilität effizienten Vortrieb sicherzustellen. Doch Ruß, Stickoxide und sicherlich auch die unrühmliche Rolle, die insbesondere deutsche Hersteller im Hinblick auf den Umgang mit Abgasprüfnormen gespielt haben, lassen den Diesel in der Gunst der Verbraucher sinken.
  • Die Exporte erholen sich nach Corona, die Importe nicht: Offenbar sind deutsche Autos auch weiterhin in aller Welt gefragt. Doch während beispielsweise die Verbraucher in den USA, dem Hauptabnehmerland für deutsche Pkw, nach überstandener Pandemie schnell wieder den Konsummotor der heimischen – und weltweiten – Wirtschaft anwarfen, zeigten sie sich hierzulande zugeknöpft. Angesichts von Ukraine-Krieg und Rekordinflation sank das GfK-Konsumklima im Laufe des Jahres 2022 auf Tiefstwerte, die in den Corona-Jahren 2020 und 2021 nicht annähernd erreicht worden waren. Und trotz einer zwischenzeitlichen deutlichen Erholung liegt der Index aktuell ungefähr dort, wo er zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 sein Corona-Minimum hatte. Die beständig niedrigen Importzahlen sind auch nicht die Folge einer Nachfrageverlagerung hin zu heimischen Herstellern – die Neuzulassungen insgesamt zeichnen über die letzten Jahre ein ähnliches Bild wie die Importe.

Mit den Möglichkeiten, die die jüngste Umstrukturierung der Schuldenbremse im Hinblick auf fiskalischen Stimulus eröffnet, besteht eine reelle Chance, zumindest den zyklischen Teil der aktuellen Stagnation zu überwinden. Und wenn deutsche Verbraucher angesichts verbesserter wirtschaftlicher Aussichten nach und nach ihre Konsumzurückhaltung ablegen sollten, könnten wir auch bei den Pkw-Importen eine Erholung sehen.

Doch wenn in diesem Zuge nicht auch strukturelle Reformen angegangen werden, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wieder verbessern, könnte insbesondere angesichts der Herausforderungen, vor denen der Welthandel aktuell steht, der Aufwärtstrend der Exporte schnell wieder Geschichte sein.

Autor: Sebastian Franke