Chart of the Week | 27.07.2018
Mit dem Ende des QE-Programms ändern sich auch wieder andere Parameter
Nachdem die EZB schon im Juni die weiteren Schritte zum langsamen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik verkündet hatte, blieben beim gestrigen Treffen Neuigkeiten aus. Die EZB sieht die Eurozone weiterhin auf einem stabilen Wachstumskurs und vertraut auf eine Belebung des Inflationsdrucks. Überraschend positive Nachrichten aus den USA über eine Einigung im Handelsstreit mit der EU mindern zudem die Sorgen über den zukünftigen Wachstumsausblick.
Und diese positiven Nachrichten erleichtern der EZB auch das Festhalten am Ausstieg aus dem QE-Programm Ende des Jahres. Denn im Dezember soll das im März 2015 ins Leben gerufene Anleiheprogramm auslaufen, d.h. es werden keine neuen Anleihen gekauft, sondern lediglich fällige Anleihen wieder reinvestiert – was übrigens aber immer noch einem monatlichen Volumen von durchschnittlich 15 Mrd. Euro entspricht.
Mit rund 82% der insgesamt seit 2015 getätigten QE-Käufe machen Anleihen des öffentlichen Sektors (PSPP) dabei den Großteil des 4-teiligen Kaufprogramms aus. Gemäß ihrem Anteil am Kapitalschlüssel der EZB kaufen die nationalen Zentralbanken somit Anleihen der eigenen Jurisdiktion, was für die Bundesbank bedeutet, dass sie deutsche Wertpapiere im Umfang von 25,6% an allen öffentlich erworbenen Anleihen im Rahmen des QE-Programms erwirbt.
Halterstruktur von Bundeswertpapieren nach geografischen Aspekten
Die Halterstruktur deutscher Bundeswertpapiere hat sich dabei in den letzten vier Jahren deutlich verschoben, wie unser Chart der Woche anhand einer Auswertung der Bundesbank zeigt. Waren 2014 noch 59,8% der Papiere im Besitz von Drittländern, so ist dieser Anteil bis 2017 um 15,2%-Punkte zurückgegangen. Zwar entfällt nach wie vor der Großteil auf Halter in Drittländern, mit mittlerweile 34,4% rangieren dann jedoch Halter in Deutschland inklusive der Bundesbank auf dem zweiten Platz.
Die Bestandsreduzierung aus Nicht-Euroländern ging vor allem vom öffentlichen Sektor aus (-9%-Punkte) und dürfte zum Großteil auf den öffentlichen Sektor Chinas zurückzuführen sein. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig am PSPP-Programm gelegen haben, sondern dürfte auch auf verstärkte Kapitalabflüsse aus China in diesem Zeitraum zurückzuführen sein, welche die dortige Währung unter Druck setzten. Private Investoren aus Nicht-Eurozonen-Ländern reduzierten ihre Bestände um 6%-Punkte.
Wenn das Ankaufprogramm dieses Jahr ausläuft, dürfte sich auch die Haltestruktur deutscher Bundespapiere langsam wieder ändern. Denn deutsche Staatspapiere bleiben aufgrund ihres Benchmark-Status beliebt und dürften wieder verstärkt von privaten und institutionellen Investoren gekauft werden, wenn sich die Bundesbank aus dem Markt zurückzieht. Denn eins steht fest: Wenn es an den Märkten turbulent wird, steht auch die Flucht in den sicheren Hafen wieder an. Und da rangieren die Bundeswertpapiere ganz oben.