Heimatliebe? Zuhause ist der Urlaub doch am schönsten
Chart of the Week
Deutschland ist als Reiseziel beliebt: Im letzten Jahr wurden 185,1 Millionen Gäste in Deutschland verzeichnet, auf die 478 Millionen Übernachtungen entfielen. Bei 82 Millionen Einwohnern in Deutschland sind das schon beeindruckende Zahlen. Alleine im 1. Halbjahr stieg die Zahl der Übernachtungen um 3,8 Prozent an. Der bröckelnden Konjunktur zum Trotz wird in Deutschland nach wie vor fleißig geurlaubt. Niederländer, Schweizer und US-Amerikaner führen dabei die ausländische Übernachtungs-Statistik an. Doch der Großteil der Urlauber kommt nicht aus dem Ausland, sondern aus Deutschland selbst.
Tatsächlich gehen lediglich 18,4 Prozent der Übernachtungen in Deutschland auf das Konto von ausländischen Touristen. Mit Abstand am meisten Übernachtungen weisen dabei die Niederländer auf: Über 11 Millionen Übernachtungen gingen letztes Jahr aufs Konto unserer Nachbarn, gefolgt von 6,9 Millionen Übernachtungen aus der Schweiz und 6,7 Millionen Übernachtungen aus den USA. Doch mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,4 Tagen sichern sie sich nicht den Spitzenplatz, der ist Gästen aus Kroatien mit 3,6 Tagen vorbehalten. Am kürzesten bleiben statistisch gesehen mit einer Aufenthaltsdauer von 1,8 Tagen Schweden und Taiwanesen. Den rasantesten Aufstieg haben derweil chinesische Touristen hingelegt: 2018 wurden gegenüber 2009 um 313,9 Prozent mehr Ankünfte von chinesischen Gästen verzeichnet. Bedenkt man dabei, dass lediglich 10 Prozent der chinesischen Bevölkerung auf dem Festland einen Reisepass hat, dann dürfte diese Zahl in den nächsten Jahren vermutlich ordentlich steigen.
Übernachtungen in- und ausländischer Gäste in Deutschland, Anzahl 2018
Doch während sich im ersten Halbjahr 2019 die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr erhöhte, stieg die Zahl der Übernachtungen inländischer Gäste gar um 4 Prozent an. Denn die Deutschen machen Urlaub in Deutschland! Und hier rangiert Bayern ganz oben auf der Liste, wie unser Chart der Woche zeigt. Mit deutlichem Abstand folgt Baden-Württemberg, Schlusslicht ist Bremen. München, Allgäu und Bayrischer Wald sind Tourismusmagneten, aber auch der Schwarzwald, Teutoburger Wald Lüneburger Heide oder Ostsee ziehen Übernachtungsgäste an. Am längsten übernachten Touristen dabei übrigens auf den ostfriesischen Inseln und an der schleswig-holsteinischen Nordsee, am kürzesten in Rheinhessen und in Düsseldorf. Die höchste Tourismusintensität, also wie viele Übernachtungen auf einen Einwohner kommen, verzeichnet dabei Mecklenburg-Vorpommern. Hier kamen Ende 2017 18 Übernachtungen auf einen Einwohner. Ausländische Gäste zieht es derweil vor allem nach Bayern und nach Berlin.
Trotz abkühlender Konjunktur – oder gerade deswegen? – boomt der heimische Tourismus. Private Konsumausgaben sind momentan einer der Konjunkturtreiber in einer sich deutlich abschwächenden Wirtschaft. Dabei scheint die Urlaubslaune deutscher Touristen sich aber ohnehin wenig von der konjunkturellen Entwicklung beeinflussen zu lassen: Seit 2003 wächst die Anzahl der Ankünfte deutscher Gäste in Deutschland kontinuierlich, die Anzahl der Übernachtungen steigt seit 2005 an. Gleichzeitig können sich mehr Personen laut Eurostat-Umfrage einen einwöchigen Urlaub leisten: Waren 2017 15,3 Prozent nicht in der Lage, sich abseits von zu Hause eine Urlaubswoche zu leisten, so waren es 2018 nur noch 14,5 Prozent. Auch wenn die deutsche Konjunktur einen Dämpfer zu verzeichnen hat, gehören Konsumlaune und Heimattourismus noch zu den Stützpfeilern der Wirtschaft.