Panik

Das Coronavirus ist schon der zweite schwarze Schwan in diesem Jahr.

3 min Lesedauer 06.02.2020
Pärchen mittleren Alters liest Zeitung im Bett mit Hund

Der erste Monat des neuen Jahres ist kaum vorbei und es wimmelt an den Finanzmärkten nur so von sogenannten schwarzen Schwänen. Dem unwahrscheinlichen, aber nicht ganz unmöglichem Risikoereignis, das die Finanzmärkte aus dem Gleichgewicht bringen kann. Vor ein paar Wochen war es noch der Konflikt zwischen den USA und dem Iran, jetzt ist es das Coronavirus. Und während sich der Iran-USA-Konflikt schon wieder von den Radarschirmen der Märkte verabschiedet hat, werden das Coronavirus und seine Folgen die Märkte noch eine Weile beschäftigen. Grund zur Panik?

 

Die aktuelle Unruhe an den Finanzmärkten deckt sich mit der Unruhe in der Bevölkerung: wie schlimm ist dieser Virus nun wirklich und wie schnell verbreitet er sich? Selbst medizinische Experten kennen die Antwort (noch) nicht. Als medizinischer Laie würde ich einfach mal davon ausgehen, dass sich das Virus stärker und schneller im Rest der Welt verbreiten wird als das beim SARS Virus 2003 der Fall war. Mittlerweile fliegen weltweit doppelt so viele Menschen durch die Welt als noch 2003. Durch den hohen und zugenommenen wirtschaftlichen Wohlstand sind chinesische Touristen auf der ganzen Welt unterwegs und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Die Fälle in Bayern zeigen, wie stark chinesische Unternehmen inzwischen in die internationale Produktionskette integriert sind. Ein weiterer Grund für verstärkte Ansteckungseffekte. Zu guter Letzt sollte man auch nicht vergessen, dass viele chinesische Expats für die Neujahrsfeierlichkeiten nach China gekommen sind und jetzt wieder zurückkehren in die USA, Europa oder andere Regionen. Die Meldungen über steigende Infektionsfälle in den USA und Europa werden in den kommenden Wochen wohl sehr wahrscheinlich zunehmen.

 

Was heißt das nun für die Weltwirtschaft? Schwierig zu sagen, so lange man nicht weiß, wie schlimm das Coronavirus nun wirklich ist. Lassen wir das Untergangsszenario einer weltweiten Pandemie mal weg. Allein in seiner jetzigen Form und mit der Unsicherheit über die wirkliche Schwere wird das Coronavirus die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal an den Rand des Stillstands bringen. Ganze Städte stehen unter Quarantäne, der Einzelhandel bricht ein, trotz eines wahrscheinlichen Anstiegs des Online-Handels, und Unternehmen werden geschlossen. Damit hört es aber nicht auf. Fluggesellschaften aus den USA und Europa stellen Flüge ein, Hotelketten werden Einbußen haben und Unternehmen, die entweder Unterteil sind der chinesischen Produktionskette oder direkt und indirekt Handelsbeziehungen mit China haben, werden wohl auch unter Druck kommen. Diese Verflechtungen sind deutlich größer als 2003. Und dann ist da noch der Verbraucher. Vor allem in Europa hat der Verbraucher im letzten Jahr die Konjunktur vor einem Abrutschen in die Rezession gerettet. Angst und Verunsicherung durch das Coronavirus könnten diesen Motor jetzt zum Stottern oder sogar zum abrupten Stoppen bringen.

 

Was die wirtschaftlichen Folgen angeht, wird es mit dem Coronavirus wohl erst einmal schlechter werden, bevor es wieder besser geht. Es gibt aber mindestens einen positiven Aspekt: wie schlimm sie auch sein mögen, rein durch die makroökonomische Brille betrachtet, gilt für Naturkatastrophen eigentlich immer, dass das Wirtschaftswachstum durch Nachholeffekte im Laufe des Jahres wieder zurückfedern wird. Bei aller aktuellen Dramatik gilt auch jetzt wieder: Untergangsprophezeiungen treten eigentlich nie ein. Schwarze Schwäne schon.