Aktie, Fonds & ETF
Renditechancen nutzen, Risiken verteilen
Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, so sagt man. Für alle, die ihr Geld bisher auf Sparbuch, Festgeld- und Tagesgeldkonten angelegt haben, sind die Zeiten durchaus außergewöhnlich, denn sie erhalten so gut wie keine Verzinsung mehr auf ihr Guthaben. Außergewöhnlich muss es da dem einen oder anderen Anleger auch anmuten, sich nach Alternativen umzusehen. Doch soll das angesparte Guthaben im Laufe der Zeit zu einem Vermögen heranwachsen, kommt man nicht umhin, bei der Geldanlage zusätzliche Anlageformen zu berücksichtigen.
Die Aktie – werden Sie Teilhaber!
Aktien sind eine solche Anlageform. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Eine Aktie ist ein Wertpapier, das ein Mitgliedschaftsrecht des Aktionärs an einer Aktiengesellschaft (AG) verbrieft. Wer eine Aktie erwirbt, beteiligt sich am Grundkapital der Aktiengesellschaft.
Laufen die Geschäfte eines Unternehmens gut, erwirtschaftet es also Gewinne, erhöht sich der Wert des Gesellschaftsvermögens und somit grundsätzlich auch der Wert der Aktien. Umgekehrt wird sich eine schlechte Geschäftsentwicklung über kurz oder lang negativ auf das Gesellschaftsvermögen und den Wert der Aktien auswirken. Soweit die Theorie. Wie so häufig im Leben ist die Praxis allerdings etwas komplizierter. So wird der Kurs einer Aktie nicht allein von der Gewinnentwicklung des Unternehmens beeinflusst, sondern von einer Vielzahl an Faktoren. Dazu zählen beispielsweise die Veränderungen von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. Energiewende), Veränderungen in der Geldpolitik (z.B. Zinserhöhungen), Unternehmensmeldungen, Analystenkommentare (Kauf- oder Verkaufsempfehlung) sowie die allgemeine Marktentwicklung. Die verschiedenen Einflussfaktoren führen dazu, dass der Kurs einer Aktie schwankt und vom tatsächlichen Wert der Beteiligung am Gesellschaftsvermögen abweichen kann.
Kursgewinne sind aber nur eine mögliche Ertragsquelle von Aktien, Dividenden eine zweite. Bei der Dividende handelt es sich um den Teil des Gewinns, der nicht im Unternehmen verbleibt, sondern an die Aktionäre ausgeschüttet wird.
Der Fonds – Entscheidungen übertragen, Risiken streuen
Da der Erfolg einer Aktienanlage wesentlich vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abhängt, ist es von Vorteil, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes mehrere Eisen im Feuer hat. Befinden sich die Aktien von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen im Depot, fällt es nicht mehr ganz so stark ins Gewicht, wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät und dessen Aktienkurs nachgibt. Allerdings steigt mit Zahl der Unternehmen, die ins Depot wandern auch der Zeitaufwand für die Auswahl der einzelnen Titel und die regelmäßige Kontrolle des Depots. Dies ist nicht unbedingt jedermanns Sache, schließlich gibt es durchaus attraktivere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.
Bei einem Fonds übernehmen Fondsmanager diese Aufgaben. An einem Fonds können sich Anleger bereits mit kleinen Summen beteiligen und an dessen Entwicklung teilhaben. Der Fonds bündelt das Geld der Anleger, um es zum Beispiel in eine Vielzahl an Aktien zu investieren. Das Portfolio – so nennt man die Zusammenstellung von Wertpapieren des Fonds – umfasst in der Praxis meist zwischen 40 und 100 verschiedene Titel aus unterschiedlichen Branchen, je nach Fonds und Anlagestrategie. So wird das mit einer Aktienanlage einhergehende Risiko auf mehrere Schultern verteilt.
Die Aufgabe des Fondsmanagers besteht darin, chancenreiche Wertpapiere für den Fonds zu finden und das Portfolio zu verwalten. Ziel ist es, eine bessere Wertentwicklung zu erzielen als ein Vergleichswert, die sogenannte Benchmark. Dies kann bei einem Aktienfonds, der sich auf deutsche Aktien spezialisiert hat, z. B. der Deutsche Aktienindex DAX sein. Zur Auswahl stehen aber nicht nur Aktien. Ebenso gibt es Fonds, die in Anleihen, Rohstoffe, Immobilien oder mehrere dieser Anlageklassen investieren. Durch die Berücksichtigung verschiedener Anlageklassen lässt sich das Risiko weiter streuen. In welche Anlageklassen ein Fonds investieren darf und welche Strategie der Fondsmanager verfolgt, wird im jeweiligen Verkaufsprospekt festgelegt. Diesen sollten sich Anleger vor dem Kauf aufmerksam durchlesen, um abzugleichen, ob der Fonds mit der persönlichen Renditeerwartung und Risikobereitschaft harmoniert.
Der ETF – kostengünstig & transparent
Während klassische Fonds aktiv gemanagt werden, verfolgen ETFs einen passiven Ansatz. ETF bedeutet Exchange Traded Fund, wörtlich übersetzt also ein an der Börse gehandelter Fonds. Dieses Merkmal trifft inzwischen allerdings auch auf viele aktiv gemanagte Fonds zu. Fondsanteile können über die Börse in der Regel schneller ge- oder verkauft werden als bei Erwerb oder Veräußerung über die jeweilige Kapitalanlagegesellschaft, die den Fonds aufgelegt hat.
ETFs vollziehen die Wertentwicklung eines Index, zum Beispiel des DAX, nahezu 1 zu 1 nach. Nahezu, da u.a. die Kosten noch von der Wertentwicklung abgezogen werden müssen. Allerdings sind die Kosten im Vergleich zu einem aktiv gemanagten Fonds deutlich niedriger, schließlich entfällt bei einem ETF die Vergütung des Fondsmanagers. Zudem ändert sich die Zusammensetzung des ETF-Portfolios nur dann, wenn sich die Zusammensetzung des Index ändert, den der ETF abbildet.
Weniger Umschichtungen im Portfolio bedeuten weniger Gebühren für Kauf und Verkauf. Darüber hinaus entfällt für ETFs der bei Fonds übliche Ausgabeaufschlag.
Ebenso wie bei herkömmlichen Fonds können Anleger auch bei ETFs schon mit kleineren Summen in verschiedene Indizes (Länder, Regionen, Branchen) und Anlageklassen investieren und das Risiko breit streuen. Eine weitere Gemeinsamkeit von ETFs und Fonds ist die rechtliche Einstufung als Sondervermögen. Dadurch sind die Gelder der Kunden im Falle einer Insolvenz vom übrigen Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft getrennt und wandern nicht in die Insolvenzmasse.
Fazit: Aktie, Fonds oder ETF?
Einzelaktien bieten große Renditechancen, z. B. wenn ein Unternehmen ein neues Produkt am Markt etablieren kann und der Gewinn stark steigt. Andererseits bergen sie auch das höchste Risiko von den vorgestellten Anlageformen, denn bei einem Einzelinvestment in eine Aktie wird das Risiko nicht verteilt. Schlechte Unternehmensnachrichten können die Renditeerwartungen schnell zunichtemachen.
Wer dieses Risiko reduzieren will, für den könnte ein Fonds die passende Anlageform sein. Hier bündeln Fondsmanager das Geld vieler Anleger, um es in mehrere ausgewählte Anlagen zu investieren. Dafür wird allerdings eine jährliche Managementgebühr fällig, zudem muss der Ausgabeaufschlag berücksichtigt werden.
ETFs überzeugen mit günstigen Kostenstrukturen. Der ausgefuchste Anleger ist sich dabei bewusst, dass er immer so gut oder schlecht abschneidet wie der Index, den der ETF abbildet.