Börsenjahr 2022: Acht spannende Aktien
Welche Titel zuletzt überzeugten und weiter Chancen bieten
Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung
Was für ein Anlagejahr! 2022 brachte den Weltbörsen jede Menge Bewegung. Nach einem Start auf relativ hohem Niveau ging es schnell bergab. Der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine am 24. Februar bescherte zwar dem Dow Jones und anderen Blue-Chip-Indizes zunächst teils kräftige Ausschläge nach oben, doch als sich abzuzeichnen begann, dass der Krieg länger dauern würde, gab die Stimmung nach. Zudem zeigten sich schnell die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft: Energieknappheit, Inflation, gestörte Lieferketten. Die undurchsichtige Lage in Sachen Covid – vor allem in China – belastete die Kurse zusätzlich.
Unter dem Strich verbuchte der Dow Jones vom 3. Januar 2022 bis zum 30. Dezember 2022 ein Minus von 8,7 Prozent, der Jahresschlusstand lag bei 33.147 Punkten, der marktbreite MSCI World gab im gleichen Zeitraum 19,7 Prozent nach und schloss bei 2.603 Zählern. Es zeigte sich, dass viele Konzerne aufgrund ihrer starken Geschäftsmodelle und ihrer Marktmacht weniger heftig durchgeschüttelt wurden als kleinere Unternehmen. Dieses Bild setzt sich mit Blick auf Deutschland fort: Während der Dax vom 3. Januar 2022 bis zum 30. Dezember 2022 rund 12,7 Prozent verlor und zum Jahresende bei 13.924 Punkten notierte, stürzte der MDax der kleineren Werte im gleichen Zeitraum um 27,8 Prozent zurück und wurde an den deutschen Börsen mit rund 25.476 Zählern gelistet.
Volatiles Jahr
Dennoch: Einheitlich verlief die Entwicklung nicht. Abhängig von Geschäftsmodell und Auftragslage präsentierten sich manche Unternehmen besonders gut, andere drohten, in die Insolvenz zu rutschen oder schrieben zumindest Verluste. Die Redaktion hat den Rückblick aufs Börsenjahr 2022 zum Anlass genommen, in den deutschen Indizes nach Firmen Ausschau zu halten, die Anlegende nicht immer auf der Agenda haben. Eine Auswahl von acht dieser Unternehmen im Schnelldurchgang:
Adva Optical Networking: Der Spezialist für Telekommunikation, insbesondere für Glasfaserübertragungen, hat 2022 den Aufstieg in den SDax geschafft – obwohl das Unternehmen mehrheitlich von der amerikanischen Adtran übernommen wurde. Aber: Die hohe Bewertung der Adva-Titel und ein deutlicher Umsatzsprung haben dafür gesorgt, dass die Anteilseignerinnen und Anteilseigner auf ein erfolgreiches Börsenjahr zurückblicken können. Demgegenüber dürften die Adtran-Gesellschafter eher frustriert sein: Die Kosten der Akquisition haben für tiefrote Zahlen beim US-Unternehmen gesorgt, das seinerseits im MDax gelistet ist.
Aixtron: Die Herzogenrather (Nordrhein-Westfalen) erscheinen – trotz des zuletzt stark gewachsenen Umsatzes – immer noch als klassischer „hidden champion“. Das Unternehmen ist führend bei der Herstellung sogenannter Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie, mit denen etwa Samsung oder Infineon Computerchips beschichten. Analysierende wie Olivia Honychurch von Jefferies sehen vor allem im Geschäft mit Anlagen für das Verarbeiten von Siliziumkarbid „hohe Zugkraft“ und rechnen mit weiteren Gewinnsteigerungen. Aber Vorsicht: Das Business dürfte sich in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Situation zyklisch entwickeln.
Inflation belastet
Daldrup & Söhne: Auch die Westfalen sind in ihrem Marktsegment führend. Daldrup & Söhne führt Bohrungen unter anderem zur Erschließung von Geothermie-Anlagen durch. Damit könnte das Unternehmen von der Wärmewende und den hohen Energiepreisen profitieren. Tatsächlich ist der Konzern fast bis Ende 2023 ausgelastet. Mit einer Marktkapitalisierung von 47,3 Millionen Euro ist das im Börsensegment Scale 30 notierte Unternehmen zwar kein Börsenriese. Der hohe Streubesitz von fast 97 Prozent sorgt dennoch dafür, dass die Anteilsscheine recht lebhaft gehandelt werden.
Deutsche Euroshop: Das Hamburger Unternehmen litt zuletzt ein wenig unter der Kaufzurückhaltung der Konsumierenden. Der 1999 gegründete Konzern ist nämlich an derzeit 21 Einkaufszentren vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich, Ungarn, Polen und Tschechien beteiligt. Andererseits profitieren die Hanseaten davon, dass sich Einzelhandelsumsätze ins Umland – und damit in erster Linie in Einkaufszentren – verlagern; Grund ist laut einer Studie des ifo-Instituts die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen. Die jüngsten Zahlen fürs dritte Quartal bestätigten einen positiven Trend: Die Umsatzerlöse stiegen zuletzt leicht auf 158,7 Millionen Euro, das Konzernergebnis legte gar um 47,9 Prozent auf 64,6 Millionen Euro zu.
Alternative Energie
Formycon: Der Name Formycon ist vielen deutschen Anlegenden unbekannt, dabei wird die Gesellschaft an der Börse immerhin mit rund 1,34 Milliarden Euro bewertet. Der Streubesitz liegt bei gut 82 Prozent. Die Geschichte des Unternehmens geht bis ins Jahr 1999 zurück, als ehemalige Manager von Boehringer Ingelheim die Scil-Gruppe gründeten, aus der 2012 offiziell die Formycon AG wurde. Erfolgreich sind die Martinsrieder insbesondere in der Entwicklung sogenannter Biosimilars, nicht zuletzt mit einem antiviralen Medikament zum Bekämpfen von Sars-Cov-2. In den Zahlen spiegelt sich dieser Erfolg wider, wobei die Umsätze (2022: voraussichtlich 40 Millionen Euro) und die Marktkapitalisierung noch in keinem Verhältnis zueinanderstehen.
Masterflex: Das Gelsenkirchener Unternehmen verarbeitet Kunststoff und stellt zum Beispiel Schläuche her. Anlegende durften sich zuletzt über ein „exzellentes Neun-Monats-Resultat“ (Research-Firma Montega) freuen: Der Umsatz stieg auf Jahressicht um 30 Prozent, die Profitabilität erreichte hohes Niveau. Kein Wunder, dass das Masterflex-Management die eigenen Prognosen deutlich anhob. Belastende Faktoren wie inflationäre Effekte wurden durch die starke Marktposition mehr als ausgeglichen.
PNE Wind: In jüngster Vergangenheit gab es jede Menge Nachrichten, die sich positiv auf den Aktienkurs des Windpark-Spezialisten auswirkten. So rechnet etwa Bayern damit, dass sich die Zahl der Windräder im Freistaat (aktuell: 1136) in den kommenden fünf Jahren verdoppeln wird, das Umweltbundesamt forderte öffentlich insbesondere den Ausbau der Windenergie an Land. Das wirkt sich letztlich positiv auf die Aussichten der Cuxhavener PNE aus, die bereits 270 Projekte realisiert hat. Die Nachfrage nach sauberer, regenerativer Energie dürfte zudem weiter wachsen. Als Folge soll etwa der operative Gewinn bis 2027 auf mehr als 150 Millionen Euro steigen – gegenüber dem aktuellen Wert wäre das ein Plus von rund 360 Prozent.
SMA Solar: Auch die Nordhessen sollten vom Nachfrage-Boom nach alternativer Energie profitieren. Dabei hinkte das 1981 gegründete Unternehmen mit seinem Ergebnis lange den Wettbewerbern hinterher. Erst das dritte Quartal brachte eine Ergebniswende. Doch die Begeisterung der Börsen für den Zulieferer der Fotovoltaikindustrie sorgte auch dafür, dass die SMA-Aktie mittlerweile hoch bewertet ist. Mittelfristig dürfte sich – bei einem Umsatz im dritten Quartal von 252,3 Millionen Euro und einem klaren Ergebnissprung auf Stufe Ebit um 512 Prozent – die Lage wieder normalisieren. Aufgrund des aktuell erfolgreichen Business-Modells zeigen sich jedenfalls die meisten Analysten derzeit optimistisch.
Fest steht: Die deutschen Kurszettel bieten Anlegenden jede Menge interessante Titel, auch wenn einige von ihnen längst nicht jedem Marktteilnehmenden ein Begriff sind. Und Unternehmen, die sich in der Vergangenheit gut entwickelt haben, können durchaus erfolgreich ins neue Jahr gehen – eine Gewähr für Investierende gibt es jedoch nicht.
Investment-Beispiele Aktien:
Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2023) | Gewinn/Aktie (2023**) | Dividende (2023**) | Dividenden- |
---|---|---|---|---|---|---|
Adva | DE0005103006 | 22,06 |
27,0 |
0,82 € | 0,00 € | 0,0 % |
Aixtron | DE000A0WMPJ6 | 26,90 € | 25,4 | 1,06 € | 0,33 | 1,2 % |
Daldrup & Söhne | DE0007830572 | 7,42 € | 26,6 | 0,28 € | 0,00 € | 0,0 % |
Deutsche Euroshop | DE0007480204 | 22,12 € | 21,5 | 1,03 € | 1,15 € | 5,2 % |
DE000A1EWVY8 | 86,50 € | 66,8 | 1,30 € | 0,00 € | 0,0 % | |
DE0005492938 | 8,50 € | 16,2 | 0,52 € | 0,17 | 2,0 % | |
PNE Wind | DE000A0JBPG2 | 21,35 € | V | V | 0,04 € | 0,2 % |
SMA Solar | DE000A0DJ6J9 | 66,85 € | 47,5 | 1,41 € | 0,13 € | 0,2 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Stand: 31.12.2022