Volkskrankheiten: Pharma auch fürs Portfolio?
Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung
Die Zahlen sind erschreckend: Für bis zu 20 Millionen Todesfälle weltweit sind Stoffwechselerkrankungen die Ursache – jedes Jahr, so das Pharmaunternehmen Boehringer. Allein der Blick auf die wohl bekannteste Stoffwechselerkrankung Diabetes macht die Dimensionen deutlich: Die Volksplage dürfte bis zum Jahr 2040 nicht nur etwa zehn Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung treffen, sondern auch jährliche Kosten von mehr als 800 Milliarden US-Dollar (über 750 Milliarden Euro) verursachen. Patienten werden sich laut International Diabetes Federation vor allem in Nordamerika, aber auch in Europa finden.
Und nicht nur die sogenannte Zuckerkrankheit bereitet Menschen Probleme. Eine ganze Reihe weiterer Stoffwechselerkrankungen beeinträchtigt die menschliche Gesundheit. Weit verbreitet sind etwa Gicht, Schilddrüsenunter- oder -überfunktionen sowie Mukoviszidose. Lichtblick: Viele dieser Erkrankungen können mit Medikamenten behandelt werden. Kein Wunder, dass eine Reihe von Unternehmen an Lösungen für den Riesenmarkt arbeitet.
Feine Auswahl
Zu den großen Anbietern entsprechender Präparate zählen nicht nur Boehringer Ingelheim, sondern auch Konzerne wie AstraZeneca, Takeda, Pfizer und Novartis sowie eine Reihe kleinerer Firmen wie Alexion, MiP Pharma oder Berlin-Chemie. Unter dem Aspekt „Investition in den Kampf gegen Stoffwechselerkrankungen“ sind all diese Unternehmen jedoch weniger geeignet: Entweder sind sie so groß, dass letztlich nur ein relativ kleiner Teil ihres Geschäfts auf diesen Bereich entfällt – oder sie sind nicht an der Börse gelistet.
Die Redaktion hat deshalb eine Auswahl fünf kleinerer Unternehmen zusammengestellt, die stark spezialisiert sind und deshalb den genannten Investment Case sehr genau treffen.
Hehre Ziele
Gleich der erste Titel ist allerdings die Ausnahme der selbstgestellten Regel: Als „klein“ geht Novo Nordisk beim besten Willen nicht durch. Die Dänen bringen es aktuell auf eine Marktkapitalisierung von etwa 311 Milliarden Euro. Damit ist der Gigant aus dem Norden höher bewertet als die beiden aktuellen Top-Dax-Werte SAP und Telekom zusammen. Aber: Der Konzern ist zu großen Teilen im Bereich Stoffwechselerkrankungen und -störungen aktiv. So teilt er mit: „Seit fast 100 Jahren ist es das unveränderte Ziel von Novo Nordisk, durch umfangreiche Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel und Therapiemöglichkeiten, Diabetes und andere chronische Krankheiten besser zu behandeln oder zu verhindern. Hierbei hat sich Novo Nordisk auch zum Ziel gesetzt, dass weltweit kein Kind mehr an Typ 1 Diabetes sterben soll.“ Die Skandinavier sind damit in einem breiten Anwendungsgebiet unterwegs – und das zuletzt ziemlich erfolgreich. Vor allem Studienergebnisse zum Abnehmpräparat Wegovy haben zuletzt für gute Stimmung bei allen Stakeholdern gesorgt. So hob etwa die Analystin Kerry Holford von der Berenberg Bank ihre Gewinn- und Kapitalwertprognosen in Folge der Daten an. Auch die Dänen selbst sehen sich mit einem erwarteten Umsatzsprung von 27 bis 33 Prozent und einem Plus beim operativen Ergebnis von 31 bis 37 Prozent (jeweils fürs Gesamtjahr 2023) auf einem guten Weg.
Ungleich kleiner ist Adocia: Das Unternehmen bringt es auf eine Marktkapitalisierung von gerade einmal 102 Millionen Euro. Dafür aber befinden sich die Franzosen in einem spannenden Aufwärtstrend. Das drückt sich unter anderem in den Prognosen aus: Während die Firma aus Lyon 2022 noch mit einem Verlust abschloss, erwartet die Führung im laufenden Jahr einen Gewinn von 1,17 je Aktie, 2024 sollen es dann sogar 3,15 Euro pro Anteilsschein werden. Wie bei den meisten Pharma- und Biotechnologiewerten ist es vor allem der Blick auf die sogenannte Produktpipeline, die das Herz von Anlegenden höher schlagen lassen könnte: Gleich sieben Wirkstoffkandidaten finden sich darin, die über den gesamten Zulassungsprozess verteilt sind – von der präklinischen Studie bis kurz vor Abschluss der „Phase 3“, werden also schon wissenschaftlich begleitet an Patienten erprobt. Hinzu kommen Kooperationen mit mehreren Konzernen, darunter Sanofi. Und was macht Adocia? Im Prinzip entwickelt es bereits zugelassene therapeutische Proteine aus der Diabetes-Behandlung weiter.
Power in der Pipeline
Größer, aber noch nicht profitabel ist Akero Therapeutics aus Kalifornien. Zumindest für 2023 und 2024 rechnet das in San Francisco beheimatete Unternehmen mit roten Zahlen. Tatsächlich befindet sich Akero noch in der klinischen Phase, die Produkte sind also noch nicht auf dem Markt. Das soll sich bald ändern. Und das mit hehren Zielen, wie das Unternehmen angibt: „Unsere Leidenschaft gilt der Entwicklung neuartiger Therapien für Patienten mit schweren Stoffwechselkrankheiten, für die es keine wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt.“ Bis die Therapien angewendet werden können, dürfte auch noch Zeit vergehen: Das Top-Produkt Harmony des 2017 gegründeten Stoffwechsel-Spezialisten befindet sich in der klinischen Phase 2b. Analysierende sind dennoch zuversichtlich und vergeben durchweg „Kaufen“- oder „Aufstocken“-Empfehlungen.
Fast eine Milliarde Dollar bringt Viking Therapeutics auf die Waagschale – aktuell allerdings ebenfalls mit Verlusten von umgerechnet 0,85 beziehungsweise 0,96 Euro je Aktie für die Jahre 2023 und 2024. Den Unternehmenszweck beschreibt das Management eher nüchtern: „Viking Therapeutics entwickelt neuartige Therapeutika für Patienten, die an Stoffwechsel- und Hormonstörungen leiden.“ Dabei zeigt sich am Börsenkurs der Viking-Aktie, wie stark Anlegerinnen und Anleger dem Prinzip Hoffnung folgen: Gibt es positive Nachrichten zu einem der vier Pipelineprodukte (alle in Phase 1 oder Phase 2), springen die Notierungen an. Bleiben die News aus oder dämpfen die Stimmung, geht es sofort wieder bergab. Investierende, die sich vom Geschäftsmodell der US-Amerikaner aus San Diego überzeugen lassen, sollten daher Schwächephasen zum Kauf abwarten.
Fonds als Alternative
Zurück nach Dänemark: Ihr 25-jähriges Bestehen konnte in diesem Jahr Zealand Pharma feiern. Seit 2005 sind die Titel der Skandinavier an der Börse notiert, die Marktkapitalisierung liegt zurzeit bei 2,33 Milliarden Euro. Allerdings muss sich der Konzern aus Søborg nahe Kopenhagen erst wieder in die schwarzen Zahlen zurückkämpfen, fürs laufende Jahr wird ein Verlust von 1,07 Euro pro Aktie erwartet. Doch auch hier zeigt der Blick in die Produktpipeline, warum viele Anlegende an den Titeln festhalten: Immerhin elf Medikamente finden sich dort, wobei insbesondere das Diabetesmittel Dasiglucagon sowie Glepaglutide gegen das Kurzdarmsyndrom Marktreife besitzen beziehungsweise kurz vor der endgültigen Zulassung stehen. Der Forschungsschwerpunkt der Dänen liegt dabei auf Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes und Fettleibigkeit. Auch hier lohnt sich zusätzlich der Blick auf die Ratings der Analysierenden: Sie vergeben im Durchschnitt eine „Kaufen“-Empfehlung.
Als Beimischung für risikobewusste Anlegende sind die Stoffwechselspezialisten aus dem Pharmabereich eine genauere Betrachtung wert. Wer die Titel ins Auge fasst, muss einerseits an das Währungsrisiko (US-Dollar, Dänische Krone) denken und sich andererseits der Tatsache bewusst sein, dass Aktien aus dieser Branche für schnelle Auf-, aber auch Abwärtsbewegungen der Kurse bekannt sind. Falls Investierenden das intensive Beobachten der Unternehmen mit ihren Pipelines zu aufwendig ist, finden sie durchaus interessante Fonds, etwa den ETF Xtrackers MSCI Europe Health Care ESG Screened (ISIN LU0292103222), bei dem Novo Nordisk mit 20,4 Prozent den Löwenanteil ausmacht, oder den gemanagten AB International Health Care Portfolio (LU0058720904), bei dem Novo Nordisk zu den Top 3 gehört.
Investment-Beispiele:
Name | ISIN |
Aktueller Kurs | KGV* (2023) |
Gewinn/Aktie (2023**) |
Dividende (2023**) |
Dividendenrendite (2023**) |
Adocia | FR0011184241 | 8,28 EUR |
6,3 |
1,17 EUR |
0,00 EUR |
0,0 % |
US00973Y1082 | 12,59 EUR |
Verlust |
Verlust |
0,00 EUR |
0,0 % |
|
DK006249833 | 93,16 EUR |
37,5 |
2,42 EUR |
1,16 EUR |
1,3 % |
|
US92686J1060 | 9,02 EUR |
Verlust |
Verlust |
0,00 EUR |
0,0 % |
|
DK0060257814 |
40,38 EUR |
Verlust |
Verlust |
0,00 EUR |
0,0 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro; Stand: 02.11.2023