Aktienmärkte 2023: Defensiv ist Trumpf

Geldanlage 3 min Lesedauer 11.01.2023
Kind spielt am Fenster

An den Weltbörsen werden die Karten neu gemischt. Der weitere geldpolitische Kurs der Zentralbanken, die Entwicklung der Konjunktur und geopolitische Konflikte werden die weitere Richtung bestimmen. Insbesondere nach den Erfahrungen des abgelaufenen Jahres bleibt die Unsicherheit groß.

Als die großen Verlierer des Jahres 2022 gehen die Wachstumswerte an den Start, deren hohe Erwartungen an die zukünftigen Gewinne im Zuge der deutlich gestiegenen Zinsen förmlich pulverisiert wurden. Eine nachhaltige Besserung für die Big-Techs erwarten Experten nur, wenn sich ein Ende der restriktiven Geldpolitik der internationalen Notenbanken abzeichnet. Denn höhere Zinsen führen bei der Berechnung des Firmenwerts dazu, dass künftige Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sind.

Die mit Abstand größten Gewinner fanden sich in der Energiebranche, abzulesen am iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF, der die Wertentwicklung der größten Ölgesellschaften im maßgeblichen S&P 500-Index widerspiegelt. Dieses Branchenbarometer lag Ende Dezember deutlich im Plus, – während der S&P 500 selbst im Minus notierte.

Schwellenländer vor dem Comeback?

Branchen, die im Jahr 2022 weniger verloren haben als der breite Markt, zählen angesichts der anhaltenden Unsicherheiten auch 2023 zu den Sektoren, denen die Strategen und Strateginnen am meisten zutrauen. Zu den Sektoren, die traditionell vergleichsweise gut gegen einen Konjunkturabschwung abgeschirmt sind, zählen Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und Energie. Ihre Defensiv-Qualitäten haben sie bereits im herausfordernden Börsenjahr 2022 unter Beweis gestellt, als sie sich deutlich besser schlugen als marktbreite Indizes wie der MSCI World. Gleiches gilt für Versorger wie die hierzulande bekannten Energiekonzerne RWE und Eon.

Mit Blick auf die Regionen könnte sich nach dem großen Bärenmarkt in 2022 das Blatt in den Schwellenländern wenden. Die aufstrebenden Staaten sind niedrig bewertet und gelten als mögliche Profiteure von Aufwertungen ihrer Währungen, sobald die Zinspolitik der US-Notenbank Fed zurückhaltender wird.

Potenzielle Wendemarke im Sommer

Überhaupt: Anlegende müssen nicht verzagen. Ein Blick in die Börsengeschichte zeigt, dass es häufig dann zu einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung kam, wenn Anlegerinnen und Anleger eine deutliche Lockerung der Geldpolitik antizipieren konnten, die Talsohle des Wachstums durchschritten war oder die Bewertungen so niedrig ausfielen, dass sie bereits ein sehr negatives Szenario eingepreist hatten. Diese Wendemarke, so glauben einige Expertinnen und Experten, könnte im nächsten Sommer erreicht sein. Natürlich sind vergangene Wertentwicklungen aber keine Garantie für die Zukunft.

Die Landesbank Hessen-Thüringen etwa sieht die wichtigsten Bedingungen für eine Bodenbildung erfüllt, allen voran für deutsche Dividendentitel. Der Helaba-Best-Indikator, ein Bewertungsbarometer, das die Stimmung der Marktteilnehmer und die technische Situation für den Dax widerspiegelt, sendete Ende November ein Kaufsignal. Die Strategen der Helaba gehen davon aus, dass der deutsche Leitindex bis Ende 2023 die Marke von 16.000 Punkten ansteuert.

Autor: ING-DiBa AG

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