Energiewende: Neue Kraft fürs Depot

Welche Unternehmen vom Wandel profitieren können.

Geldanlage 6 min Lesedauer 06.04.2023
Mann mit Laptop

Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung

Die Energiekrise hat nicht nur auf private Konten durchgeschlagen. Auch viele Unternehmen mussten ihre Kalkulationen über den Haufen werfen und die höheren Kosten für Gas, Strom, Wärme und Treibstoff neu berechnen. Doch während manche Firmen ihre Gewinnerwartungen zurückschraubten, gab es auch eine ganze Reihe von Gewinnern.

Weit oben auf der Gewinnerliste stehen die Ölkonzerne. Öl? Tatsächlich: Der Fokus vieler Anlegenden hat sich zuletzt weg vom Thema Klimaschutz in Richtung Energiesicherheit verschoben. Denn die Energiekrise scheint noch nicht vom Tisch. Die Hoffnung der Märkte: Die Riesen aus dem Öl- und Gasgeschäft könnten für bezahlbare Wärme und Mobilität sorgen.

Geothermische Energie

Ein Blick auf den größten Ölkonzern Exxon aus den USA: Die Gesellschaft verbuchte für 2022 einen Nettogewinn von fast 56 Milliarden Dollar (etwa 52 Milliarden Euro) – rund 140 Prozent mehr als im Vorjahr und das höchste Ergebnis in der fast 150-jährigen Geschichte des Unternehmens. Zum Vergleich: Der deutsche Chip-Hersteller Infineon brachte es im Geschäftsjahr 2022 auf einen Rekord-Konzernüberschuss von 2,2 Milliarden Euro.

Stärker auf die Zukunft ausgerichtet erscheint der Konkurrent Chevron. Der US-Konzern zählt zu den weltweit führenden Energieunternehmen und ist global im integrierten Öl- und Gasgeschäft tätig; dazu gehören Explorations- und Produktionsanlagen, Raffineriekapazitäten und Chemiegeschäft. Die enorme Breite der Geschäftsfelder sowie die Verbindung der einzelnen Sparten ermöglichen es Chevron, den gerade aktuell recht volatilen Energiemarkt erfolgreich zu bearbeiten. Zugleich haben die Kalifornier längst die Bedeutung regenerativer Energien erkannt und sind nach eigenen Angaben der weltgrößte Produzent geothermischer Energie. So konnte auch Chevron den höchsten Überschuss seiner Geschichte erzielen: 2022 standen unter dem Strich 35,5 Milliarden Dollar und damit 100 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Davon profitieren auch Anlegerinnen und Anleger: Der Konzern kauft einerseits eigene Aktien im Wert von 75 Milliarden Dollar zurück, andererseits hat er gerade die Quartalsdividende um sechs Prozent auf 1,51 Dollar je Aktie angehoben. Damit steigt die Ausschüttung im 36. Jahr in Folge.

Hin zu Wind und Sonne

Zu den Gewinnern der Energiewende gehört auch die deutsche RWE. Der Betreiber eines der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland profitiert vom Wandel? Ja, denn die Essener powern in Sachen „klimaneutrale Energieversorgung“. Wachsen will der Konzern bei Windkraft – onshore und offshore –, aber auch im Solarbereich. Ebenfalls auf der Agenda: wasserstofffähige Gaskraftwerke. Konzernchef Markus Krebber: „Was wir verdienen, investieren wir in unsere grüne Transformation.“ Im vergangenen Jahr waren das 4,4 Milliarden Euro. Trotzdem kann sich das Ergebnis sehen lassen: 2021 verdiente RWE 6,3 Milliarden Euro (Stufe Ebitda, Ertrag vor Zinslast, Steuern und Abschreibungen). Und das bereinigte Ergebnis lag mit gut 3,2 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie im Jahr zuvor. Analysierende lobten nach einer Konferenz mit dem Vorstand das gute Ergebnis und die zuversichtlichen Prognosen für 2023, insbesondere bezogen auf Windkraftanlagen auf hoher See.

Gegen die Riesen der Branche wirkt die Bremer Energiekontor sehr klein. Im Geschäftsjahr 2021 erzielten die Hanseaten einen Umsatz von 156,5 Millionen Euro. Auch 2022 sollte das Management seine Ziele bei Umsatz und Ertrag erreicht haben, so Branchen-Insider. Das SDax-Unternehmen entwickelt, baut und betreibt Wind- und Solarparks. Durch den Verkauf bestehender Anlagen erwirtschaften die Norddeutschen zudem weitere Erlöse. Jüngster Deal: Die Veräußerung des Windparkprojektes Bergheim an Encavis. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Repowering, bei dem bestehende Windräder durch neue ersetzt werden. Dass die Energiekontor-Aktie sich dennoch in einem Abwärtstrend befindet, liegt einerseits an Befürchtungen, die Bundesregierung könne doch noch eine Übergewinnsteuer für die Profiteure der Energiekrise erheben, andererseits an den gestiegenen Kapitalkosten, die eine Finanzierung neuer Projekte teurer machen. Langfristig könnten die Anteilsscheine der Gesellschaft Aufwärtspotenzial besitzen; Interessierte dürften jedoch eine Bodenbildung abwarten.

Digitalisierung und Dekarbonisierung

Einen anderen Ansatz verfolgt die französische Schneider Electric. Der Elektrotechnik-Spezialist hat sich zum Ziel gesetzt, dekarbonisierte Energienetze zu errichten. Dabei wird Strom aus regenerativen Quellen – insbesondere aus Solarzellen – intelligent verteilt und gesteuert. Damit, so der Konzern, könnten die Nachfrage erheblich gesenkt und die Kosten um 10 bis 30 Prozent reduziert werden. Letztlich sollen autarke Netto-Null-Energie-Gebäude geschaffen werden. Die Franzosen wollen damit in diesem und im nächsten Jahr ein organisches Umsatzwachstum von fünf bis acht Prozent erzielen, langfristig sollen es durchschnittlich fünf Prozent sein. War das zu defensiv geschätzt? 2022 zumindest lag das Plus bei zwölf Prozent auf rund 34 Milliarden Euro. Und durch den Kauf der Software-Firma Aveva Anfang 2023 dürfte sich auch das zweite Standbein von Schneider Electric, die Digitalisierung von Unternehmen, dynamisch entwickeln können. Anlegende hatten zuletzt am Erfolg teil: Schneider Electric erhöhte die Dividende für 2022 um neun Prozent auf 3,15 Euro je Aktie.

Investierende, die nicht auf Einzelwerte setzen möchten, finden am Markt eine solide Auswahl an Fondslösungen. Ein Beispiel ist der BlackRock Sustainable Energy Fund (ISIN LU0408221868), der vor allem auf alternative Energien und Energietechnologie setzt und in dem RWE als drittgrößte Position mit 5,1 Prozent enthalten ist. Als Alternative bietet sich etwa der RobecoSAM Smart Energy Equities (LU2145462300) an. Der Fonds investiert in Aktien von Unternehmen, die Technologien für die Erzeugung und Verteilung sauberer Energie, Stromverwaltungsinfrastruktur und Energieeffizienz anbieten, darunter Schneider Electric, mit 4,1 Prozent an zweiter Stelle der Top-Positionen.

Chevron vs. Dow Jones

Investment-Beispiele Aktien:

Name

ISIN

Aktueller Kurs KGV* (2023) Gewinn/Aktie (2023**) Dividende (2023**)

Dividenden-
rendite (2023**)

Chevron US1667641005

154,65 €

11,6

13,60 €

5,59 €

3,6 %

Energiekontor

DE0005313506

75,20 €

21,6

3,52 €

0,85 €

1,1 %

RWE

DE0007037129

39,87 €

11,7

3,39 €

0,94 €

2,4 %

Schneider Electric FR0000121972

142,90 €

20,3

7,45 €

3,46 €

2,3 %

*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro; Stand: 06.04.2023

Autor: Kai Makus

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