Gesundheit isst Kapital: Investments in bessere Lebensmittel

Zum Jahreswechsel haben gute Vorsätze Tradition. Viele Menschen starten mit dem Ziel, bewusster zu leben, ins neue Jahr – eine gesunde Ernährung steht dabei meist an erster Stelle. Nachhaltige und bedachte Kaufentscheidungen gewinnen immer mehr an Bedeutung und fördern das Wachstum des Marktes für bessere Lebensmittel. 

Ein Treiber dieses Trends ist das Konzept „Food-as-Medicine“. Es setzt auf den gezielten Einsatz der Ernährung zur Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention. Dabei spielt die Qualität des Essens eine zunehmend wichtige Rolle: Verbraucherinnen und Verbraucher greifen bevorzugt zu gesünderen Lebensmitteln, die nachhaltig und umweltschonend hergestellt werden.

Das wachsende Bewusstsein spiegelt sich im Markt für Bio-Lebensmittel wider: Laut Fortune Business Insights hat der weltweite Umsatz im Jahr 2023 rund 177 Milliarden US-Dollar erreicht. Bis 2032 soll er auf rund 530 Milliarden US-Dollar steigen – bei einer jährlichen Wachstumsrate von rund 13 %. 

Trotz dieser vielversprechenden Aussichten gibt es keine spezialisierten ETFs oder Fonds für gesunde Lebensmittel, was möglicherweise auf die begrenzte Auswahl an börsennotierten Branchenvertretern zurückzuführen ist. Stattdessen sind Unternehmen aus diesem Bereich häufig in breiteren Themen-ETFs oder Fonds vertreten. Solche Fonds enthalten z. B. auch Unternehmen, die Technologien für nachhaltigen Anbau (z. B. Präzisionslandwirtschaft, Agrochemie, Robotik) und Lebensmittelinnovationen (z. B. Eiweißalternativen) entwickeln. Ein Beispiel ist der VanEck Sustainable Future of Food ETF. In seinem 35 Positionen umfassenden Portfolio finden sich auch die drei nachfolgend vorgestellten Kandidaten aus dem Bereich gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel.

Sprouts Farmers Market ist eine der größten Supermarktketten für frische, biologische und lokale Lebensmittel in den USA. Die Läden sind speziell organisiert: Obst und Gemüse stehen im Mittelpunkt, umgeben von anderen Produkten. Außerdem sind die Läden offen und mit niedrigen Regalen gestaltet, um eine leicht zugängliche Einkaufsumgebung zu schaffen, die ein Bauernmarkt-Erlebnis vermittelt. 

Seit seiner Gründung im Jahr 2002 ist Sprouts schnell gewachsen und betreibt heute über 420 Filialen in 24 Bundesstaaten. Dennoch gibt es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte. Wachstumspotenziale bieten die Expansion durch neue Filialen sowie die steigende Nachfrage nach natürlichen Lebensmitteln. Risiken bestehen u. a. in der hohen Abhängigkeit vom stationären Handel und möglichen Nachfrageeinbrüchen bei höherpreisigen Bio-Produkten in gesamtwirtschaftlichen Schwächephasen. Zudem herrscht ein starker Wettbewerb, auch durch große Supermarktketten mit Bio-Sortimenten wie Walmart und Costco Wholesale. 

Die Aktie erreichte im Jahr 2024 neue Höchststände, was zu einer hohen Bewertung führte. Das KGV für 2025 liegt mit rund 32 deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 23,8. Die hohe Bewertung spiegelt die seit Jahren starken Ergebnissteigerungen und vor allem die überdurchschnittliche Profitabilität wider, durch die sich Sprouts von seinen Mitbewerbern abhebt.

Das kanadische Unternehmen SunOpta hat sich auf die Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln spezialisiert, die ausschließlich aus biologischen, natürlichen und gentechnikfreien Rohstoffen bestehen. Kern des Portfolios mit einem Umsatzanteil von fast 80 % sind Getränke auf Basis von Hafer, Mandeln, Soja, Kokos, Reis und Hanf, trinkfertige Proteinshakes, abgepackte Tees und Konzentrate sowie Gemüsebrühen. Auch Fruchtsnacks gehören zum Portfolio. Beliefert werden sowohl Unternehmen als auch Endverbraucher. Viele der Produkte werden von anderen Marken weiterverarbeitet oder als Grundlage verwendet. 

SunOpta profitiert vom Trend zu nachhaltigen, pflanzlichen Alternativen und einer gesundheitsbewussten Ernährung. Entsprechend ehrgeizig sind die Wachstumsziele. Das Unternehmen plant in den kommenden Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von über 10 %. 

Ein Schwachpunkt des Unternehmens ist seine Rentabilität. Bei einem Umsatz von 630,3 Millionen US-Dollar im Jahr 2023 erzielte es ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 8,3 Millionen US-Dollar, aber einen Verlust nach Steuern von über 175 Millionen US-Dollar. Auch wenn das verkaufte Geschäft mit Tiefkühlfrüchten mit mehr als 153 Millionen US-Dollar maßgeblich dazu beigetragen hat, bleibt die strukturell mangelnde Profitabilität ein Risiko. Das beginnt bei der Bruttomarge. Diese lag 2023 mit 16,7 % zwar über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 11,1 %, aber deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 38,8 %. Die Abhängigkeit von den zehn größten Kunden (80 % des Umsatzes) und der intensive Wettbewerb mit US-amerikanischen und internationalen Großkonzernen stellen weitere Risiken dar.

Besser steht es um die Profitabilität des Eierproduzenten und -vermarkters Vital Farms. Seit dem Börsengang 2019 schreibt das Unternehmen schwarze Zahlen, wenn auch in absoluten Zahlen relativ kleine. 2023 erzielte es bei einem Umsatz von 472 Millionen US-Dollar einen Gewinn nach Steuern von 26 Millionen US-Dollar, was einer Nettomarge von 5,5 % entspricht. 

Vital Farms wurde 2007 in Texas gegründet und ist heute eine nationale Marke und Marktführer für Freilandeier in den USA. Das Sortiment umfasst neben frischen Eiern auch Butter, hartgekochte Eier und flüssige Volleier. Als zertifizierte B-Corporation (soziale und ökologische Verantwortung stehen im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit) setzt Vital Farms auf ethisch produzierte Lebensmittel und berücksichtigt alle Stakeholder (u. a. Farmer, Lieferanten, Kunden, Umwelt, Aktionäre), anstatt sich nur auf den Shareholder Value zu konzentrieren. Damit verfolgt das Unternehmen einen Ansatz, der in der Börsenlandschaft eher selten zu finden ist. 

Das starke Umsatzwachstum der letzten Jahre bei gleichzeitiger Steigerung der Profitabilität zeigt jedoch, dass die Strategie aufzugehen scheint. Auch die Ziele sind ehrgeizig. Bis 2027 soll der Umsatz auf 1 Milliarde US-Dollar steigen, getragen von einer starken Nachfrage und Investitionen in die Expansion. Risiken bleiben die Abhängigkeit vom Eiergeschäft (95 % des Umsatzes), Probleme in der Lieferkette (z. B. durch Krankheiten im Tierbestand), Kostensteigerungen sowie saisonale Schwankungen. Mit einem aktuellen KGV von rund 33 ist die Aktie ebenfalls hoch bewertet.

Gesunde Ernährung ist mehr als ein persönlicher Trend – es ist ein wachsender Markt, der von Konzepten wie „Food-as-Medicine“ und einer steigenden Nachfrage nach nachhaltig produzierten Lebensmitteln angetrieben wird. Für Anlegerinnen und Anleger stellt das Fehlen spezialisierter Anlageprodukte wie ETFs jedoch eine Herausforderung dar. Eine Alternative ist die gezielte Auswahl von Einzeltiteln aus diesem Bereich, die jedoch eine fundierte Analyse erfordert. Der Markt bietet Chancen, erfordert aber ein vorsichtiges und risikobewusstes Vorgehen. Wie beim Vorsatz, gesünder zu leben, ist auch hier eine sorgfältige Vorbereitung und gründliche Recherche entscheidend für den Erfolg.

*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 06.01.2025