Kosten einer BU

Absicherung im Berufsleben

Arbeit-Recht 6 min Lesedauer 12.11.2024
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Berufsunfähigkeit kann jeden treffen – unabhängig von Alter oder Beruf. Wer aufgrund von Krankheit oder Unfall dauerhaft nicht mehr arbeiten kann, sieht sich nicht nur mit gesundheitlichen, sondern auch mit erheblichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ist daher eine unabdingbare Unterstützung für Menschen im Arbeitsleben. „Wir empfehlen den Abschluss, weil die Absicherung der Berufsunfähigkeit existenziell wichtig ist“, sagt Kerstin Hußmann-Funk, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg.

Eine BU zahlt eine vorher vereinbarte Rente, wenn Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer wegen gesundheitlicher Einschränkungen in Folge einer Krankheit oder eines Unfalls voraussichtlich für sechs Monate oder länger ihren Beruf nicht mehr oder zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben können.

Je früher, desto günstiger

Laut Expertin Hußmann-Funk ist es durchaus sinnvoll, die Versicherung schon in jungen Jahren abzuschließen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Berufsunfähigkeit – und damit auch die Kosten für den Versicherungsschutz. Die Frage für viele Jüngere dürfte aber lauten: Kann ich mir eine BU überhaupt leisten? Denn gerade Studierende oder Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger haben meist nicht viel Geld auf der hohen Kante. Andererseits gilt der Grundsatz: Je früher man mit der Police beginnt, desto geringer fallen auch die monatlichen Versicherungsprämien aus.

Aspekte, die die Beitragshöhe beeinflussen

Die monatliche Beitragshöhe einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Die wichtigsten sind:

  1. Alter: Je jünger Sie sind, desto günstiger ist die Versicherung. Das liegt daran, dass jüngere Menschen in der Regel ein geringeres Risiko haben, berufsunfähig zu werden. Insbesondere bei Vertragsabschlüssen nach dem 40. Lebensjahr können die Beiträge deutlich steigen.
  2. Beruf: Die Kosten für eine BU hängen außerdem vom ausgeübten Beruf ab. Büroarbeiten sind in der Regel weniger risikobehaftet als körperlich anstrengende Tätigkeiten. Heißt: Je höher das berufliche Verletzungs- oder Erkrankungsrisiko (etwa bei Handwerkern oder Pflegekräften), desto teurer wird der Versicherungsschutz. „Der Versicherer fragt nach dem aktuellen Beruf“, sagt Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten. „Er möchte genau wissen, welche berufliche Tätigkeit Sie ausführen.“
    Außerdem geht es darum, für wie wahrscheinlich der Versicherer das Risiko einer Berufsunfähigkeit hält. „Es gibt auch Berufe, die sind faktisch nicht versicherbar“, erklärt Papaspyratos. Dazu gehörten etwa Berufsfeuerwehrleute.
  3. Gesundheitszustand: Der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses spielt eine wesentliche Rolle bei der Beitragsberechnung. „Dieser Punkt hat es in sich, und da läuft auch viel schief“, warnt Ökonom Papaspyratos. Abgefragt werden für bestimmte zurückliegende Zeiträume die gesamte Gesundheitshistorie sowie Freizeitaktivitäten. „Da müssen Sie ganz genau lesen und beantworten“, rät der Experte. „Denn wenn Sie später einmal die BU-Rente beantragen wollen, wird der Versicherer prüfen, ob sie vollständig und wahrheitsgemäß geantwortet haben.“ Schlimmstenfalls kann rückwirkend der Versicherungsschutz flöten gehen.
    Gesundheitsfragen: Wenn Sie bei Abschluss der Versicherung Vorerkrankungen oder Risikofaktoren (beispielsweise Rauchen, Übergewicht oder Diabetes) angeben, kann der Versicherer den Beitrag erhöhen, oder es können bestimmte Ausschlüsse vereinbart werden.
    Gesundheitsprüfung: In vielen Fällen verlangen Versicherer eine detaillierte Gesundheitsprüfung oder die Beantwortung umfangreicher Gesundheitsfragen. So können sie das Risiko individuell bewerten.
  4. Vereinbarte Rentenhöhe: Je höher die vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente, desto höher ist auch der Beitrag. Die BU-Rente ist die monatliche Zahlung, die Sie im Falle der Berufsunfähigkeit erhalten würden. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät dazu, eine BU-Rente zu wählen, die ungefähr 80 % des bisherigen Nettoeinkommens abdeckt. Für Berufsanfängerinnen und -anfänger oder Studierende werden in der Regel mindestens 1.500 Euro als Rentenhöhe empfohlen. „Eine BU macht nur Sinn, wenn ich mich vernünftig absichere“, sagt Kerstin Hußmann-Funk. Das heißt, wer berufsunfähig wird, sollte dank BU in die Lage sein, seinen Lebensstandard zu halten – und zwar ohne, dass man staatliche Hilfesysteme in Anspruche nehmen muss.
    Einige Versicherer bieten Zusatzoptionen wie „dynamische Justierungen“ an, um die Beitragshöhe über die Jahre anzupassen, was ebenfalls den Beitrag erhöhen kann. Expertin Hußmann-Funk empfiehlt diese Beitragsdynamik. Das heißt, dass sich die monatlichen Beiträge jedes Jahr erhöhen – „das sind in der Regel drei bis vier, maximal fünf Prozent“, sagt sie. Dafür wachse aber natürlich auch die BU-Rente, die man im Ernstfall erhalte.
  5. Vertragsdauer: Die Vertragsdauer bezieht sich auf das Alter, bis zu dem der Versicherungsschutz bestehen soll. Üblicherweise endet der Versicherungsschutz mit dem Erreichen des Rentenalters (in Deutschland 67 Jahre). Wenn Sie eine kürzere Vertragsdauer wählen (z. B. nur bis zum 55. oder 60. Lebensjahr), kann dies die Beiträge vergünstigen.
    Weitere Faktoren, die die Beitragshöhe beeinflussen:
    1. Wartezeit (Karenzzeit): Die Wartezeit ist die Zeitspanne zwischen dem Eintritt der Berufsunfähigkeit und der ersten Rentenzahlung. Eine längere Wartezeit (z. B. sechs Monate statt drei Monate) kann die Beiträge senken, weil die Versicherung die Zahlungen erst zu einem späteren Zeitpunkt leisten muss.
    2. Nachversicherungsgarantie: Eine wichtige Zusatzleistung, auf die Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer achten sollten, ist die sogenannte Nachversicherungsgarantie. Sie erlaubt es Versicherten, den Versicherungsschutz ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erhöhen, wenn sich die Lebenssituation ändert. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man heiratet, Kinder bekommt oder eine neue, besser bezahlte Stelle antritt. Mit der Aufstockung der Rente erhöhen sich selbstredend auch die monatlichen Beiträge.

Gut zu wissen: Die sogenannte Abstrakte Verweisung – eine Klausel, die in vielen Berufsunfähigkeitsversicherungen enthalten ist – bedeutet, dass der Versicherer im Falle einer Berufsunfähigkeit nicht unbedingt die Zahlung einer BU-Rente leisten muss, wenn Versicherungsnehmende aufgrund der gesundheitlichen Einschränkungen ihren aktuellen Beruf nicht mehr ausüben können. Stattdessen kann der Versicherer auf einen anderen, zumutbaren Beruf verweisen. Diese Klausel reduziert also die Wahrscheinlichkeit einer BU-Rentenzahlung.

Unabhängige Beratung hilft bei der Auswahl

Egal ob Studierende, Berufseinsteigende oder erfahrene Berufstätige: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für die meisten Menschen in der Ausbildungs- und Arbeitswelt unerlässlich. Doch die Auswahl des richtigen Tarifs und Versicherers ist nicht immer einfach. Denn die Beitrags- und Leistungsunterschiede bei den Versicherungen sind eklatant. Sie können bei gleichen Leistungen der Verbraucherzentrale Bundesverband zufolge auch schon einmal 200 Prozent ausmachen.

  • Die Verbraucherzentralen der 16 Bundesländer bieten Beratung, Informationen und Preis-Leistungs-Vergleiche an.
  • Kostenpflichtige, aber neutrale und individuell zugeschnittene Vergleiche bieten behördlich zugelassene Versicherungsberater an.
  • Von kostenlosen Vergleichsportalen im Internet rät der Verbraucherzentrale Bundesverband indes ab. Hier besteht das Risiko der Provisionsabhängigkeit bei Vergleichsportalen. Wenn Sie ein Vergleichsportal nutzen, sollten Sie immer prüfen, ob die Seite auch wirklich alle relevanten Anbieter vergleicht und ob es Hinweise auf Provisionsvereinbarungen gibt.

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