Anlagebetrug – Vorsicht vor falschen Investments
Anlocken, anrufen, abzocken: Tricks beim Online-Anlagebetrug
Die Online-Anzeige stellt eine äußerst attraktive Geldanlage in Aussicht. Kaum hat man sich auf der angeblichen Handelsplattform registriert, ruft ein vermeintlicher Anlageberater oder Anlageberaterin an. Schnell werden es mehr Anrufe und Sie Ihr Geld los – die Kriminellen beherrschen ihr Handwerk.
Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Online-Anbieter*innen von Finanzprodukten versprechen lukrative Gewinne, angeblich ohne jedes Risiko. Ein paar Klicks im Internet genügen – und schon locken satte Renditen auf das angelegte Geld. Doch Achtung, lassen Sie sich nicht blenden: Hinter den angeblich seriösen Brokerinnen und Brokern stecken Kriminelle. Boiler Room Scam nennt sich die Masche.
So wird das Opfer geködert
Eine Anlegerin oder ein Anleger möchte gewinnbringend Geld investieren und stößt auf ansprechend und seriös aussehende Online-Portale. Das kann auf verschiedenen Wegen passieren: Als Ergebnis in Suchmaschinen oder als Online-Werbung, aber auch auf diversen Social Media Kanälen werden solche Handelsplattformen beworben. Dabei werden oft reißerische Überschriften (z.B. "Diesen Trick wollen Banken Ihnen nicht verraten") oder Bilder von Prominenten genutzt, um die Aufmerksamkeit der Opfer zu erlangen.
Interessierte lassen sich blenden und registrieren sich auf der Plattform. Kaum sind die Daten eingegeben, trifft schnell der erste Anruf ein.
Doch nicht nur Online werden potenzielle Opfer angesprochen. Auch an der Haustür versprechen Kriminelle lukrativen Investments und verlockende Deals zum Beispiel mit sogenannten Faksimiles.
Professionelles Auftreten und psychologische Tricks
Fachleute berichten, dass die Kriminellen am Telefon „unglaublich professionell“ auftreten und mit psychologischen Tricks arbeiten. Auf jede Frage wissen sie eine Antwort. Zögern Interessenten, wird ihnen erklärt, dass das Angebot nur noch für kurze Zeit gilt oder dass der Erstanlagebetrag exklusiv und nur für sie gesenkt wird. Das vermeintliche Argument: „250 Euro – das tut ja nicht weh."
Sie entscheiden also immer vermeintlich selbst, weil sie mit besonders gewinnversprechenden Geldanlagen gelockt werden. Sie haben die Möglichkeit, vermeintlichen Kontobewegungen online jederzeit einzusehen. Das gehört zur Betrugsmasche, denn durch täuschend echte Handelsplattformen können auch erfahrene Anlegerinnen und Anleger getäuscht werden, wenn die Kapitalanlage zunächst Gewinne abzuwerfen scheint. Mitunter schalten sich Betrügerinnen und Betrüger sogar per Software auf den PC der zu täuschenden Person, um bei der Anlage zu „unterstützen“. Dem Opfer stellt sich die eigene Anlageentscheidung vermeintlich als richtig dar. So fällt es leichter, weiterzumachen und immer größere Summen einzuzahlen.
Opfer wiegt sich in Sicherheit
Anlegende lassen sich locken, investieren womöglich weitere und höhere Summen. Nur: Das angelegte Geld wird nicht angelegt. Sowohl die Handelsplattform als auch das Konto sind Fake.
Wollen sich Anlegende ihr Guthaben auszahlen, ist entweder die angeblich beratende Person nicht mehr erreichbar oder der Kontakt zur Plattform blockiert. Was auch passieren kann: Es wird ein angeblicher Crash der Anlage vorgetäuscht.
Wurden Sie Opfer, achten Sie unbedingt auf folgende Kontaktaufnahmen. Betrügende nutzen Ihren Verlust und Frust und geben sich gerne im Anschluss als Anwältin, Anwalt o.Ä. aus, die Ihnen Hoffnung machen, Ihr Geld retten zu können.
Hierfür werden häufig vorausgehende Gebühren fällig und Sie verlieren weiteres Geld. Denn bei der angeblichen Rechtsvertretung handelt es sich ebenfalls um die betrügerische Gruppierung.
Vorsicht vor Aufforderungen zur Legitimation
Die Kriminellen fordern Sie auf, sich erneut zu legitimieren - Gründe sind zum Beispiel
- um ein zusätzliches Konto für die Steuer zu verifizieren
- um einen Gewinn von der Trading-Plattform zu erhalten
- um angeblich versichertes Handelskapital zu erhalten.
Dabei geben sie den Opfern Antworten für das Verfahren bei der Post oder den Videochat vor. Tatsächlich aber veranlassen Sie mit der erfolgreichen Legitimation etwas ganz anderes. Zum Beispiel wird damit ein Kredit gewährt oder ein neues persönliches Konto eingerichtet. Auf beides können die Betroffenen dann aber nicht verfügen. Denn in den meisten Fällen sorgen die Kriminellen nach erfolgter Authentifizierung dafür, dass Opfer das Geld schnell auf ein angebliches Konto der Trading-Plattform weiterleiteten.
So wappnen sich Anlegerinnen und Anleger vor Abzocke
Für die Kriminellen ist die Masche lukrativ – sie erbeuten mutmaßlich Millionenbeträge. Auch das Bundeskriminalamt und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)mahnen zur Vorsicht. Die Aussichten, dass die Opfer ihr Geld zurückbekommen, stufen sie als „sehr gering“ ein.
So können Sie sich schützen:
- Suchen Sie im Internet nach möglichst umfassenden Informationen über das Unternehmen und das angepriesene Produkt.
- Hat das Unternehmen auf seiner Webseite ein Impressum? Wer sind potenzielle Beteiligte am Vertrag und wo haben sie ihren Sitz?
- Erkundigen Sie sich beispielsweise bei einer Verbraucherzentrale über das Finanzprodukt, bevor Sie Geld überweisen.
- Prüfen Sie im Internet, ob das Unternehmen von der BaFin oder von einem anderen EU-Land lizensiert wurde. Das geht jederzeit über die Unternehmensdatenbank der BaFin.
- Vorsicht bei vermeintlich Wohltätigen, die geprellte Anlegerinnen und Anleger unterstützen wollen, ihr Geld zurückzuholen. Sie wollen die Abzocke fortsetzen. Kontaktieren Sie bei einem Verdacht die Polizei und Ihre Hausbank.
- Wimmeln Sie am Telefon Unbekannte ab, die Ihnen unaufgefordert Anlageangebote unterbreiten wollen. Legen Sie einfach auf.
Achten Sie auf die empfangenden Banken: Sind diese Banken Drittzahlungsdienstleistende oder Börsen für Kryptowährungen, bei denen das Wallet Kriminellen gehören kann, sollten Sie skeptisch sein.
Seien Sie skeptisch, wenn Personen oder Firmen Sie dazu überreden wollen, ein Legitimationsverfahren mit vorgegebenen Antworten durchzuführen. Es gibt kein Szenario, bei dem Sie dabei von Dritten instruierte Antworten geben sollen.
Achten Sie außerdem bei der Legitimation auf das Unternehmen, für das sie sich legitimieren. Sollte dort eine Bank stehen (zum Beispiel die ING), dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um die Eröffnung eines Kontos!
Ein Angebot ist zu gut um es abzulehnen? Vorsicht! Schauen Sie einfach auf der Homepage der Bank, ob die Papiere oder Sparanlagen, wie zum Beispiel Tages- oder Festgeld, offiziell angeboten werden. Ein schmeichelhaftes „das Angebot gilt nur für Sie“ bedeutet heute oft Betrug.
Haben Sie bereits Zahlungen geleistet und sind sich unsicher geworden? Melden Sie sich umgehend bei Ihrer Bank und schildern Sie den Ablauf. Führen Sie Ihre Konten bei uns, können wir gemeinsam versuchen, den Schaden zu verringern und Ihre Konten zu sichern.