Brummis fürs Depot: Können Daimler, Volvo & Co. Gewinne einfahren?
Eine Analyse des DUP UNTERNEHMER-Magazins, Kai Makus | Werbemitteilung
Lastkraftwagen sind von den Straßen nicht wegzudenken. Beispiel Deutschland: Im vergangenen Jahr haben inländische Brummis rund 3,1 Milliarden Tonnen Güter transportiert. Zum Vergleich: Auf der Schiene waren es nicht einmal 0,36 Milliarden, in der Binnenschifffahrt kaum mehr als 0,18 Milliarden Tonnen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geht zudem davon aus, dass Lkw bis zum Jahr 2051 das dominierende Transport-Verkehrsmittel bleiben werden. Die Verkehrsleistung, ausgedrückt in Tonnenkilometern, soll bis dahin um 54 Prozent zunehmen. Dabei ist klar: Die berühmten „letzten Kilometer“, also die Auslieferung der Güter zu den Abnehmenden, werden in Deutschland wie weltweit überwiegend Lastwagen vornehmen.
Doch nicht nur der große Bedarf an Fahrzeugen beschäftigt die Branche. Auch der Klimawandel sorgt dafür, dass in den Entwicklungsabteilungen die Köpfe rauchen. Wie Motoren sauberer gemacht, welche alternativen Antriebskonzepte umgesetzt werden können, lauten zwei der Kernfragen. Die Branche ist also im Umbruch – und die Nachfrage sorgt für volle Auftragsbücher. Dabei sind viele der Aktien dieser Branche relativ niedrig bewertet. Das ist zwar kein Grund für Jubelstürme, denn die Margen sind überschaubar. Allerdings zeigen sich viele Lkw-Aktien sowie die Brummis selbst: als kaum verwüstliche Langläufer, die durchaus einen zweiten Blick wert sein können.
CNH Industrial: Der Konzern, der in diesen Tagen seinen zehnten Geburtstag feiert, ist durch die Fusion von CNH (Akronym für die Marken Case und New Holland) mit der Nutzfahrzeug-Sparte von Fiat entstanden. Zur Markenfamilie des multinationalen Unternehmens, das amerikanisch und italienisch ist, seinen Sitz aber in Amsterdam und London hat, gehören neben CNH auch Steyr, Magirus und Iveco. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um 20,8 Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 21,8 Milliarden Euro). Für dieses Jahr erwartet das Management ein weiteres Umsatzwachstum um acht bis zehn Prozent – auch wenn die Auftragsbücher etwas leerer geworden sind. CNH-Chef Scott Wine: „Wir sehen eine anhaltende Stärke in den meisten Endmärkten. Mit besser funktionierenden Lieferketten und einer moderaten Inflation sind wir zuversichtlich, dass wir auf unserem robusten Fundament aufbauen können.“ Interessant scheinen die Titel des Unternehmens wegen der starken Marktposition und einer soliden finanziellen Basis. Zudem trägt die Landwirtschaftssparte zu den guten Zahlen bei. Eine Rezession dürfte allerdings als Bremsschuh wirken. Zudem ist der Free Float der frei handelbaren Aktien relativ gering.
Deutsche Nummer eins
Daimler Truck: Ein Neuling an der Börse (seit 2021) und doch schon weltweit größter Hersteller von Lastkraftwagen, das ist die Daimler-Ausgründung Daimler Trucks. Kein Konkurrent verkauft so viele Fahrzeuge, kein Wettbewerber macht so einen großen Umsatz (2023 voraussichtlich 56 bis 58 Milliarden Euro). Und Marken wie Freightliner, Western Star und natürlich Mercedes-Benz sollen laut dem Konzern für anhaltendes Wachstum sorgen: Zwischen 40 und 60 Prozent soll das Geschäftsvolumen von 2025 bis 2030 steigen, die Umsatzrendite über zwölf Prozent betragen. Die Basis dieses Erfolgs wird demnach in erster Linie bei den Antrieben liegen: Zunächst sollen weiter Dieselaggregate die Brummis antreiben, später könnten es überwiegend E-Batterien und Wasserstoff sein, glauben die Stuttgarter. Zusätzlich will der Konzern seine Fahrzeuge zunehmend mit elektronischen Features ausstatten; auch autonomes Fahren wäre eine Option. Kleiner Wermutstropfen: Die Süddeutschen leiden unter dem Luxusproblem, dass sie aktuell nicht alle Aufträge annehmen können.
Unbekannter Spezialist
Jost Werke: Seit gut sechs Jahren sind die Neu-Isenburger Jost Werke SE an der Börse, seit März 2018 notieren die Aktien des 1952 gegründeten Zulieferers für die Nutzfahrzeugindustrie im SDax. Jost baut unter anderem Anhängekupplungen und Zuggabeln, Anhängerachsen und Containertechnik. Mittlerweile erwirtschaften die Hessen fast 1,3 Milliarden Euro (2022). Und die Aussichten scheinen solide. So notierte Analyst Fabio Hölscher von Warburg Research, die Lkw- und Trailermärkte befänden sich 2023 in einer robusten Verfassung. Davon profitiert der deutsche Spezialist. Zudem dürfte der Zulieferer seine Jahresziele – Steigerung des Konzernumsatzes im niedrigen einstelligen Bereich – erreichen. Im abgelaufenen Quartal verbuchte das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 6,4 Prozent (um Währungseffekte bereinigt), ein Plus beim operativen Gewinn von 16,3 Prozent auf 37,3 Millionen Euro sowie eine Marge von 11,3 Prozent (plus 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresquartal). Für die Anteilsscheine des Konzerns spricht vor allem die starke Marktposition, gepaart mit einer hohen Nachfrage.
Paccar: Paccar? Nie gehört? Aber die Marken Peterbilt, Kenworth und DAF sieht man häufig auf den Straßen der Welt. Hersteller ist ein Konzern aus Bellevue im US-Bundesstaat Washington, der zu den größten Nutzfahrzeugbauern gehört und mit seinen 31.100 Mitarbeitenden 2022 fast 29 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftete. Aus charttechnischer Sicht könnte die Aktie durchaus Potenzial bieten. Fundamental dürfte vor allem die große Nachfrage – nicht zuletzt aus dem nordamerikanischen Markt – für das Unternehmen sprechen. Die meisten Aktien liegen in den Depots institutioneller Anleger, die scharf auf die Rendite achten. Und das sorgt für positive Überraschungen: Im abgelaufenen Quartal übertraf der Gewinn je Aktie mit 2,33 Dollar (Vorjahresquartal: 1,38 Dollar) die Schätzungen der Analysten um gleich 8,9 Prozent. Achtung: Mit dem Kauf der Titel gehen Anlegende ein zusätzliches Währungsrisiko ein.
Profitable Schweden
Traton: Die Deutschen wollen in den nächsten zwei Jahren ihre Öko-Fahrzeugpalette stark ausbauen. Bei den leichten Nutzfahrzeugen sollen dann 80 Prozent elektrisch angetrieben werden. Zum Konzern – einer Ausgründung von VW– gehören Straßenklassiker wie Scania, MAN und Navistar. Beim Blick auf die Bewertung wird deutlich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter vier und die Dividendenrendite dürften auch risikoaverse Anlegende neugierig machen. Sorgen bereiten den Unternehmen mit Sitz in München die zuletzt weniger gut gefüllten Auftragsbücher. Beobachtende sehen dies allerdings auch als Folge eines restriktiven Annehmens von Neugeschäft. Plausibel wird das auch durch den Blick auf die Umsatzzahlen. Gegenüber dem vergangenen Jahr stechen hier zweistellige Zuwächse hervor (plus 27 Prozent auf 22,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr). Kein Wunder, dass die Konzernführung jüngst die Prognose anhob: Die operative Spanne als Kernwert soll 2023 bei 8,5 bis 10,0 Prozent landen – laut Vorstandschef Christian Levin eher am oberen Ende. Klingt toll; weniger toll ist es, dass die Lieferzeiten bei Lkw sechs bis zwölf Monate betragen.
Volvo: Der 1927 gegründete schwedische Traditionskonzern bringt Fahrzeuge unter den Markennamen Volvo und Renault auf die Straße. Dabei geht es nicht nur um Lkw, sondern auch um Busse und Baumaschinen. Ähnlich wie der deutsche Konkurrent Daimler Truck stehen bei den Göteborgern elektrische Antriebe und Lösungen zum autonomen Fahren ganz oben auf der Agenda. Das kostet erstmal Geld und wird weitere Investitionen erfordern, könnte sich aber letztlich positiv auswirken. Im ersten und zweiten Quartal hat Volvo die Erwartungen der Analystinnen und Analysten übertroffen. Die Marge erreichte im zweiten Quartal 15,4 Prozent – so profitabel war der skandinavische Konzern noch nie. Allerdings gehen die Schweden nun von einer allmählichen Normalisierung der Nachfrage aus, so dass die Ergebnissprünge der letzten Monate künftig flacher ausfallen dürften. Dennoch (und trotz Währungsrisiko) könnten Anlegende die Anteilsscheine grundsätzlich in Betracht ziehen.
Gute Aussichten
Obwohl Lkw manchen als überholt und umweltschädlich gelten – die Branche präsentiert sich gerade jetzt so innovationsgetrieben wie selten. Mittel- bis langfristig dürfte dies auch Investierenden zugutekommen. Eine Garantie auf Dividenden und Kursgewinne ist es allerdings nicht.
Investment-Beispiele:
Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2023) |
Gewinn/Aktie (2023**) |
Dividende (2023**) |
Dividendenrendite (2023**) |
NL0010545661 |
12,66 € |
7,7 |
1,63 € |
0,31 € |
2,5 % |
|
Daimler Truck | DE000DTR0CK8 |
32,34 € |
7,3 |
4,43 € |
1,70 € |
5,2 % |
DE000JST4000 |
47,10 € |
9,9 |
4,74 € | 1,94 € |
4,1 % |
|
US6937181088 |
75,79 € |
10,8 |
7,34 € |
3,20 € |
4,1 % |
|
Traton | DE000TRAT0N7 | 19,00 € |
3,8 |
5,01 € | 1,42 € |
7,4 % |
Volvo | SE0000115420 | 19,114 € |
9,9 |
1,92 € |
1,26 € | 6,7 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro; Stand: 31.08.2023