Bullenmarkt – was ist das?
Das sollten Sie wissen
Das wünschen sich wohl alle, die ihr Geld an der Börse anlegen: Der Aktienmarkt verzeichnet eine längerfristige Aufwärtstendenz. Steigen die Kurse anhaltend, wird von einem Bullenmarkt gesprochen. Ein anderer Begriff dafür ist das französische Wort „Hausse“, was übersetzt „Anstieg“ oder „Steigerung“ bedeutet. Demgegenüber fällt das Wort Bärenmarkt, wenn die Kurse über einen längeren Zeitraum sinken. Das Wort „Baisse“ aus dem Französischen heißt übersetzt „Abnahme“ oder „Rückgang“. Entsprechend wird auch die zu erwartende Börsentendenz jeweils so bezeichnet.
Wofür stehen die Begriffe Bulle und Bär?
Es gibt verschiedene Theorien darüber, warum Bulle und Bär als Börsensymbole für Marktphasen herhalten. Die gängigste Erklärung leitet sich von den Kampfbewegungen der Tiere ab:
- Der Bulle – mit gesenktem Kopf und nach oben gerichteten Hörnern – dient als Symbol, um steigende Kurse darzustellen. Er bekämpft seine Kontrahenten, indem er seinen Kopf von unten nach oben bewegt und sie auf die Hörner nimmt. Entsprechend werden Anlegende, die von steigenden Kursen ausgehen, als Bullen bezeichnet, ihre Stimmung ist „bullish“.
- Der Bär – mit gesenktem Kopf und rundem Rücken – versinnbildlicht fallende Kurse, da er mit seiner Tatze von oben nach unten schlägt. Die Stimmung wird entsprechend „bearish“ genannt, bei pessimistischen Anlegenden ist von Bären die Rede: Sie verkaufen ihre Anlagen, um Kursverluste zu begrenzen.
Tipp: Als Eselsbrücke können Sie sich einfach den Satz „Der Bär baisst“ merken.
Bulle und Bär gelten weltweit als Wahrzeichen des Börsenhandels. Laut Deutscher Börse gibt es an vielen Börsen jedoch nur Figuren von Bullen, etwa in Amsterdam, Shanghai, Shenzhen oder Mumbai – in der Hoffnung auf steigende Aktienkurse. Die bekannteste Bullen-Statue ist wohl der Charging Bull, auf Deutsch „angreifender Bulle“, auch als Wall Street Bull oder als Bowling Green Bull bekannt. Er steht im Bowling Green Park nahe der Wall Street in New York. Vor der Frankfurter Wertpapierbörse wiederum befinden sich bronzene „Bulle und Bär“-Skulpturen.
Wie ist ein Bullenmarkt zu erkennen?
Der Börsenhandel erlebt immer wieder ein Auf und Ab der Kurse, Kurskorrekturen auf den Finanzmärkten sind üblich. Es gibt dabei keine festen Kennzahlen, ab wann man feststellen kann, ob es sich um einen Bären- oder Bullenmarkt handelt, erklärt Thomas Kehl vom Finanzportal Finanzfluss in seinem YouTube-Finanzlexikon. Als Orientierungsgröße gilt: Während bei einem Bärenmarkt die Kurse innerhalb von zwei Monaten um rund 20 % fallen, sieht es bei einem Bullenmarkt umgekehrt aus – die Kurse steigen um mehr als 20 % in zwei Monaten.
Welche Phasen kennzeichnen einen Bullenmarkt?
Einer der längsten Bullenmärkte startete mit der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken nach der Finanzkrise 2008 und ging bis zum Corona-Ausbruch 2020. In der Regel dauert ein Bullenmarkt um die sieben Jahre, anders als ein Bärenmarkt mit rund 1,5 Jahren. Nach der Theorie von Charles H. Dow, US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Mitherausgeber des Wall Street Journals, umfasst ein Bullenmarkt typischerweise drei Phasen:
- In der Akkumulationsphase dreht der Chart von einer Abwärts- in eine Aufwärtsbewegung. Das liegt zum Beispiel daran, dass Unternehmen Gewinne verzeichnen und die Wirtschaft erstarkt. Gut informierte und vorausschauende Anlegende steigen zu diesem Zeitpunkt günstig in den Aktienmarkt ein.
- In der Phase der öffentlichen Beteiligung locken Gewinnerwartungen weitere Investoren an. Das Handelsvolumen nimmt zu, getreu dem Motto „Die Hausse nährt die Hausse“.
- In der Distributionsphase steigert sich die Stimmung bis zur Euphorie; auch Personen, die zunächst zögerlich waren, erwerben Aktien. Vorausschauende Investoren realisieren nun über Teilverkäufe erste Gewinne oder steigen ganz aus. Am Ende dieser Phase beginnt in der Regel ein Abwärtstrend.
Achtung: In einer Marktphase, in der die Kurse länger steigen, lauert die sogenannte „Bullenfalle“. Dabei nehmen Anlegende an, dass die positive Entwicklung weiter anhält und erwerben Wertpapiere – doch die Kurse fallen schnell wieder. Die vergangene Performance ist kein zuverlässiger Indikator für zukünftige Entwicklungen und eine Anlage in Wertpapiere ist immer mit Risiken verbunden.
Wie verhalte ich mich in einem Bullenmarkt?
In der Regel geht ein Bullenmarkt mit einem wirtschaftlichen Aufschwung einher. Wie beschrieben, endet die positive Marktphase aber irgendwann und ein Bärenmarkt beginnt. Daher kann es sinnvoll sein, auf eine langfristige Anlagestrategie zu setzen. Eine Möglichkeit sind ETFs, mit denen sich über einen längeren Zeitraum Vermögen aufbauen lässt, auch wenn natürlich immer Verlustrisiken bestehen. Wer zudem einen Sparplan wählt, kann vom Cost-Average-Effekt und vom Zinseszinseffekt profitieren.