Erfolgreich mit Schutzwall: Was steckt hinter dem Burggraben-Konzept?
Warren Buffett hat in der Finanzwelt den Begriff Burggraben populär gemacht, um einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens zu beschreiben. Was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept? Und worauf ist zu achten?
Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung
Das Aktienportfolio von Berkshire Hathaway, der Finanzholding von Warren Buffett, gehört zu den meistbeachteten der Welt. Käufe und Verkäufe werden stets genau analysiert und sorgen mal mehr, mal weniger für Gesprächsstoff. Die Veränderungen des Portfolios in den letzten Monaten haben zu großen Diskussionen geführt.
Nächster großer Deal in Vorbereitung?
Das Orakel von Omaha, wie Buffett aufgrund seiner Herkunft und seiner Fähigkeit, weitsichtige Anlageentscheidungen zu treffen, genannt wird, hatte Positionen in Apple und Bank of America reduziert. Verkäufe von Positionen sind nichts Ungewöhnliches. Diesmal betraf es jedoch die beiden größten Depotwerte.
Das hat Fragen aufgeworfen. Wird er die beiden Positionen weiter abbauen? Vor allem aber interessiert: Was macht Buffett mit dem ganzen „freien“ Kapital? Setzt er vielleicht auf eine mögliche Korrektur an den Aktienmärkten, um dann zu günstigeren Kursen wieder einzusteigen? Oder bereitet die Investmentlegende einen größeren Deal vor?
Der Herr der Burggräben
Letztlich ist es jedoch müßig, darüber zu spekulieren, welche Motive hinter den jüngsten Verkäufen stehen und welchen Deal Berkshire möglicherweise vorbereitet. Das wird die Zukunft zeigen. Es ist allerdings bereits jetzt davon auszugehen, dass sich an dem Investmentansatz nichts ändern dürfte, den Berkshire seit Jahrzehnten hegt und pflegt. Er basiert auf dem Prinzip des Value Investing. Dabei geht es darum, unterbewertete Geschäfte mit hohem Wachstumspotenzial und Marktvorteilen zu finden. Warren Buffett hat in diesem Zusammenhang den Begriff Moat (Burggraben) geprägt und in der Finanzwelt populär gemacht.
Er verwendet diesen Begriff, um den nachhaltigen Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens zu beschreiben, der es vor der Konkurrenz schützt und seine Gewinne stabil hält. Berkshires Depotwert Apple verfügt über einen solchen Vorteil, der sich aus der Stärke der Marke, dem eigenen Ökosystem aus Hard- und Software sowie einer hohen Kundentreue ergibt. Dies spiegelt sich auch im Geschäftserfolg und im Aktienkurs wider. Allerdings liegt die Bewertung von Apple derzeit mit einem KGV von rund 33,9 relativ deutlich über dem historischen Durchschnitt von 24,5.
Moats verschiedener Art
Ein Burggraben kann unterschiedlicher Art sein und auf verschiedenen Faktoren beruhen, wie z. B:
- Starke Marken: Ein starkes und bekanntes Markenimage schafft Kundenbindung und ermöglicht es, Premiumpreise zu verlangen (z. B. Coca-Cola, Apple).
- Netzwerkeffekte: Je mehr Menschen ein Produkt oder eine Dienstleistung nutzen, desto wertvoller wird es für jeden einzelnen Nutzer. Dies erschwert den Markteintritt von Wettbewerbern (z. B. Visa, Amazon).
- Kostenvorteile: Unternehmen, die kostengünstiger produzieren oder Dienstleistungen anbieten können, haben im Preiskampf mehr Spielraum (z. B. Walmart, PepsiCo).
- Hohe Wechselkosten: Wenn Kunden einen hohen Aufwand haben, um zu einem Wettbewerber zu wechseln, bleiben sie eher bei ihrem aktuellen Anbieter (z. B. Microsoft, SAP).
- Infrastruktur: Unternehmen, die große Infrastrukturen wie Eisenbahnlinien, Pipelines, Stromnetze oder Telekommunikationsnetze aufgebaut haben, genießen einen natürlichen Schutz, da es für neue Wettbewerber zu teuer wäre, ähnliche Netze zu errichten (z. B. CSX, NextEra Energy).
- Patente oder andere geistige Eigentumsrechte (z. B. Qualcomm, IBM).
- Technologie: Unternehmen, die führende, komplexe und schwer nachahmbare Technologien entwickeln (z. B. ASML Holdings, ARM Holdings).
ETFs mit Burggraben-Aktien
Solche Wettbewerbsvorteile können ein Faktor bei der Analyse eines Unternehmens sein, um seine langfristigen Erfolgsaussichten zu beurteilen. Sie können daher bei der Auswahl von Investments berücksichtigt werden. Seit einigen Jahren gibt es zudem spezielle Anlagestrategien, die gezielt auf Moat-Aktien setzen.
Vorreiter ist der 2012 aufgelegte VanEck Morningstar Wide Moat ETF, der die Kurs- und Renditeentwicklung des Morningstar Wide Moat Focus Index abbildet. Dieser enthält US-Unternehmen, die nach Einschätzung des Morningstar-Research-Teams über nachhaltige Wettbewerbsvorteile oder Moats verfügen und zu attraktiven Preisen gehandelt werden. Das Pendant für deutsche Anleger ist der VanEck Morningstar US Wide Moat ETF. Im Portfolio befinden sich unter anderem die Kreditauskunftei TransUnion, der Aufzugsspezialist Otis Worldwide und der Laborausrüster Thermo Fisher Scientific.
Darüber hinaus gibt es den VanEck Morningstar US SMID Moat ETF, der in amerikanische Small und Mid Caps investiert, sowie den VanEck Morningstar US Sustainable Wide Moat ETF, der US-Unternehmen mit Moats enthält, die gleichzeitig ESG-Kriterien erfüllen. Weltweit ausgerichtet ist der VanEck Morningstar Global Wide Moat ETF.
Nicht aus dem Hause VanEck stammt der Frankfurter Modern Value ETF, der auf dem Frankfurter Modern Value Index basiert.
Burggräben sind nicht in Stein gemeißelt
Das Moat-Konzept ist jedoch nicht unkritisch, und es gibt einige Punkte, die gegen eine uneingeschränkte Anwendung sprechen. So können sich Moats im Laufe der Zeit auflösen, insbesondere in dynamischen Branchen wie dem Technologiesektor, in dem Innovation und Disruption schnell voranschreiten. Manchmal überleben sich bestimmte Produkte auch, weil sie von anderen verdrängt werden. Beispiele hierfür sind Kutschen oder analoge Kameras.
Moats können auch nicht als dauerhafte Vorteile angesehen werden, weil Wettbewerber lernen, sich anzupassen und Erfolgsrezepte zu kopieren. Darüber hinaus ist die Identifizierung und Quantifizierung eines Moat oft subjektiv und schwer messbar. Während einige Moats, wie z. B. Patente oder Marken, besser sichtbar sind, sind andere (wie z. B. Technologieführerschaft) schwieriger zu beurteilen. An der Börse weisen Moat-Unternehmen aufgrund ihrer bekannten Vorteile oft hohe Bewertungen auf.
Insbesondere an Moat-ETFs wird kritisiert, dass es sich um eine Marketingstrategie handelt und die Performance im Vergleich zu marktbreiten Produkten nicht überzeugt. So hat der VanEck Morningstar Wide Moat ETF in den letzten 5 Jahren eine ähnliche Performance wie der SPDR S&P 500 ETF gezeigt.
Längerfristig sieht es jedoch besser aus. Seit Auflegung hat der VanEck Morningstar Wide Moat ETF mit einer Kursperformance von rund 370 % den SPDR S&P 500 ETF mit rund 310 % übertroffen. Und auch inklusive Dividenden schlägt das Pendel mit 405 % zu 356 % zugunsten des Burggraben-ETFs aus.
Fazit
Das Moat-Konzept kann bei der Investmentauswahl zweifellos behilflich sein. Unternehmen mit Burggräben sind oft stabiler und wettbewerbsfähiger. Sie tendieren dazu, konstante Renditen zu erwirtschaften, was sie als Einzelinvestment oder breit gestreut über ETFs für langfristige Investoren attraktiv machen kann. Moats allein sind jedoch keine Garantie für dauerhaften Anlageerfolg. Märkte verändern sich und Wettbewerbsvorteile können verschwinden. Deshalb sollten Investoren ihre Positionen immer wieder auf den Prüfstand stellen. Und wenn etwas, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr passt, sollte man es mit Warren Buffett halten und das Depot von Zeit zu Zeit aufräumen.
Investment-Beispiele Aktien:
Name | ISIN | Aktueller Kurs | KGV* (2024) | Gewinn/Aktie (2024**) | Dividende (2024**) | Dividenderendite (2024**) |
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VanEck Morningstar US Wide Moat UCITS ETF | IE0007I99HX7 | 20,49 EUR | - | - | - | - |
VanEck Morningstar US SMID Moat ETF | IE000SBU19F7 | 20,09 EUR | - | - | - | - |
VanEck Morningstar US Sustainable Wide Moat ETF | IE00BQQP9H09 | 55,03 EUR | - | - | - | - |
VanEck Morningstar Global Wide Moat ETF | IE00BL0BMZ89 | 27,45 EUR | - | - | - | - |
Frankfurter ETF Modern Value | LU2439874319 | 142,78 EUR | - | - | - | - |
Apple | US0378331005 | 204,95 EUR | 34,2 | 6,00 EUR | 0,89 EUR | 0,43 % |
*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose (Quelle: FactSet); Stand: 07.10.2024