Deutsche Aktien eine Investition wert?

Geldanlage 6 min Lesedauer 11.02.2025
Mann sitzt nachdenklich am Laptop

Ein Rekord gleich zu Jahresbeginn! In den ersten Wochen 2025 machte der DAX da weiter, wo er im Dezember 2024 aufgehört hatte: beim Erklimmen neuer Höchststände. Am 20. Januar kletterte das Leitbarometer für den deutschen Aktienmarkt erstmals über 21.000 Punkte. Glaubt man dem Spruch „Wie der Januar, so das Jahr“, wären die Aussichten für 2025 eigentlich vielversprechend.

Inhaltsverzeichnis
  1. Deutsche Wirtschaft stagniert auch 2024
  2. Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
  3. Bremsen lösen und Wachstum generieren
  4. USA steigen zum größten Handelspartner Deutschlands auf
  5. Deutscher Export zwischen schwacher Nachfrage und Zolldrohungen
  6. Nicht alle Branchen schwächeln
  7. Chancen und Risiken ausgewählter Branchen der deutschen Wirtschaft
  8. DAX kaufen oder gezielt nach Aktien suchen

Deutsche Wirtschaft stagniert auch 2024

Bei all der Freude über die gute Entwicklung kann es allerdings nicht schaden, bestehende Risikofaktoren im Blick zu behalten. Immerhin ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland 2024 das zweite Jahr in Folge zurückgegangen. Den Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt 2024 um 0,2 %. Die Aussichten sind kaum besser. Ende Januar senkte die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht 2025 die Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von zuvor 1,1 % auf nur noch 0,3 %. Hierbei sind Auswirkungen eines möglichen Handelskonflikts zwischen den USA und der EU noch nicht berücksichtigt.

Bruttoinlandsprodukt in Deutschland

Deutschland BIP

Preisbereinigt; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 

Bremsen lösen und Wachstum generieren

Die Problemfelder, die von der neuen Bundesregierung so schnell wie möglich angegangen werden müssen, sind gemeinhin bekannt: eine überbordende Bürokratie (z. B. Lieferkettengesetz, baurechtliche Vorschriften), hohe Energiepreise, die vor allem die Industrie treffen, sowie der zunehmende Mangel an Fachkräften – um nur einige zu nennen. Angesichts dieser Probleme herrscht in vielen Unternehmen Unsicherheit. Einen Beleg dafür lieferte jüngst der ifo Geschäftsklimaindex vom Januar 2025. Zwar beurteilten die Unternehmen aus der Industrie, dem Dienstleistungssektor, dem Handel und dem Baugewerbe ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser als im Vormonat. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate trübten sich mit Ausnahme des Dienstleistungssektors jedoch weiter ein.

USA steigen zum größten Handelspartner Deutschlands auf

Die unterschiedliche Entwicklung der deutschen Wirtschaft und des Deutschen Aktienindex lässt sich damit erklären, dass die meisten im DAX gelisteten Unternehmen global aufgestellt sind und den überwiegenden Teil ihrer Umsätze und Gewinne im Ausland erzielen – allen voran in den USA. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes für den deutschen Außenhandel lösten die USA im vergangenen Jahr 2024 die Volksrepublik China als Deutschlands größten Handelspartner ab. Von Januar bis November 2024 erreichte das Handelsvolumen mit den USA rund 255 Mrd. Euro, der Warenaustausch mit China belief sich auf rund 247 Mrd. Euro. In der auf den Exportdaten basierenden Rangfolge der wichtigsten deutschen Absatzmärkte rutschte China auf Platz 5 ab. Auch in diesem Ranking stehen die USA unangefochten an der Spitze.

Deutscher Export zwischen schwacher Nachfrage und Zolldrohungen

Während die Exporte in die USA 2024 zulegten, war die Ausfuhr von Waren in die Mitgliedstaaten der EU und nach China rückläufig. Vor diesem Hintergrund vergrößern die von Donald Trump in Aussicht gestellten Zölle für Importe aus der EU aktuell die Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft. Hinzu kommt ein sich intensivierender internationaler Wettbewerb, da wichtige Exportgüter wie Autos, Maschinen und chemische Erzeugnisse deutscher Hersteller immer öfter mit chinesischen Produkten auf dem Weltmarkt konkurrieren. Die hohen Energiekosten in Deutschland entwickeln sich hierbei zu einem veritablen Wettbewerbsnachteil. Hinzu kommen strukturelle Probleme, wie z. B. die Umstellung auf die Elektromobilität in der deutschen Automobilindustrie.

Nicht alle Branchen schwächeln

Doch wo Risiken bestehen, gibt es auch Chancen. So könnte eine Einigung im drohenden Zollkonflikt zwischen den USA und der EU die Unsicherheit in den Unternehmen weichen lassen und neue Investitionen anstoßen. Zudem lieferten Branchen wie Informationstechnologie und Kommunikation oder das Gesundheitswesen 2024 positive Beiträge zu einer insgesamt leicht rückläufigen Bruttowertschöpfung (erfasst den im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwert). Der Jahreswirtschaftsbericht 2025 setzt zudem Hoffnungen in die privaten Konsumausgaben, die für Wachstumsimpulse sorgen sollen. Tatsächlich bildet die zunehmend in Rente gehende Generation der Babyboomer eine attraktive Zielgruppe als Konsumenten von Waren und Dienstleistungen. Vorausgesetzt, die Belastungen durch Steuern oder steigende Gesundheitskosten halten sich in Grenzen.

Chancen und Risiken ausgewählter Branchen der deutschen Wirtschaft

Branche

Chancen

Risiken

Automobilbau
  • Staatliche Förderung
  • Ausbau der Ladeinfrastruktur
  • Konkurrenz durch chinesische Hersteller
  • Zölle für Importe in die USA
Chemische Industrie
  • Sparmaßnahmen in vielen Unternehmen zur Kostensenkung
  • Wachstumsimpulse bei Erholung der Weltwirtschaft
  • Hohe Energiekosten
  • Schwache Nachfrage durch Konjunkturschwäche
Industriegüter und  
-dienstleistungen
  • Investitionen in emissionsarme Energie-, Verkehrs- und Produktionstechnologien (EU Green Deal)
  • Voranschreitende Digitalisierung und Vernetzung (Industrie 4.0)
  • Investitionszurückhaltung der Unternehmen aufgrund Unsicherheit
  • Handelskonflikte und zunehmender Protektionismus
Pharma / Gesundheit
  • Steigende Lebenserwartung erhöht Bedarf an medizinischer Behandlung
  • Neue Therapien und Medikamente (Onkologie, Immunologie)
  • Kostendruck in staatlichen Gesundheitssystemen (Preisdeckel)
  • Risiko von Fehlschlägen in der Forschung
Technologie
  • Voranschreitende Digitalisierung (KI, Datenanalyse, Cloud Computing, Internet der Dinge)
  • Planbare Geschäftsentwicklung (Software as a Service)
  • Beschränkungen von Technologieexporten
  • Internationaler Wettbewerb (z. B. DeepSeek)

 

DAX kaufen oder gezielt nach Aktien suchen

Anlegerinnen und Anleger, die zuversichtlich sind, dass Deutschland seine strukturellen Probleme in den Griff bekommt und ein Handelskonflikt zwischen den USA und der EU nicht eskaliert, können Chancen am deutschen Aktienmarkt nutzen. Dieser lässt sich zum Beispiel über einen ETF auf den DAX im Depot abbilden. Hierbei wird zwar auch in Branchen wie den Automobilbau und die chemische Industrie investiert, die sich aktuell noch größeren Herausforderungen gegenübersehen. Allerdings lag die Gewichtung dieser Branchen im Index zum 31. Dezember 2024 mit 7,0 % bzw. 4,1 % deutlich unter den Top-Branchen Industriegüter (23,5 %), Technologie (17,9 %) und Versicherungen (13,8 %). 

Wer stattdessen gezielt auf Unternehmen aus bestimmten Branchen wie z. B. aus der wenig konjunkturabhängigen Pharmabranche oder der IT-Branche setzen möchte, kann über die Aktien-Suche gezielt nach interessanten Aktien suchen. Die Liste der gefilterten Aktien enthält Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder die Dividendenrendite, die einen ersten Vergleich der Titel innerhalb der Branche ermöglichen. Über die zur Verfügung stehenden Filter kann zudem die Bandbreite von Kennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) angegeben und die Auswahl eingegrenzt werden. 

Im Sinne einer ausreichenden Risikostreuung können einzelne Aktien als Beimischung zu einem ausgewogen aufgestellten Depot in Betracht gezogen werden, z. B. als Satelliteninvestments im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie.

Autor: Steffen Droemert

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