Der Euro – bald auch digital?
Das plant die EZB
Seit 2021 laufen Vorbereitungen, aktuell geht es in die konkrete Planung und im Herbst dieses Jahres soll die Ausgestaltung des digitalen Euros vom Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt werden. In Umlauf kommen könnte er nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits im Jahr 2026. Als staatlich garantiertes Zentralbankgeld soll der digitale Euro anderen digitalen Währungen wie zum Beispiel dem Bitcoin etwas Entscheidendes voraushaben: Es gibt mit der Europäischen Zentralbank eine offizielle Kontrollstelle, die für Stabilität und Verlässlichkeit sorgt.
Was ist das Besondere am digitalen Euro?
Warum ein digitaler Euro sinnvoll ist, wird verständlich, wenn man sich unser Geldsystem einmal genauer ansieht. Die meisten von uns haben Bargeld im Portemonnaie und Geld auf der Bank. Die Münzen und Scheine wurden von der EZB ausgegeben und in Umlauf gebracht. Das Geld auf der Bank ist dagegen ein Produkt der Banken. Denn sowohl die staatliche EZB als auch die privaten Banken schaffen Geld. Daher unterscheidet man zwischen:
- öffentlichem Geld, das von der EZB geschaffen wird – unser Bargeld
- und privatem Geld, das von den Banken kommt – es entsteht etwa durch die Vergabe von Krediten.
Beide Arten von Geld sind miteinander verbunden. Wenn Sie Bargeld auf Ihr Konto einzahlen, wird aus öffentlichem privates Geld, wenn Sie Scheine aus dem Geldautomaten ziehen, wird aus dem privaten öffentliches Geld.
Mit dem digitalen Euro würde nun öffentliches Geld geschaffen, das – wie bisher nur das private Geld – virtuell daherkommt, aber die staatliche Verlässlichkeit von Bargeld mit sich bringt. Die EZB schreibt dazu auf ihrer Website: „Wir wollen die Rolle des öffentlichen Geldes als monetären Anker sichern und das Vertrauen in unsere Währung bewahren. Mit der Ausgabe eines digitalen Euro könnten wir das Währungs- und Zahlungssystem stärken. Jeder könnte dann das öffentliche Geld nutzen und überall im Euroraum sicher damit bezahlen.“
Wie funktioniert der digitale Euro?
Der digitale Euro soll eine Ergänzung zum Bargeld sein und ausschließlich als Zahlungsmittel verwendet werden – also nicht für Investitionen.
Wie genau der digitale Euro funktionieren soll und ob er ähnlich wie Kryptowährungen auf der Blockchain-Technologie beruhen wird, ist derzeit noch in der Diskussion. Generell sind zwei verschiedene Varianten denkbar:
- Die Inhaber-Version
Dabei wird der digitale Euro von der EZB wie Bargeld ausgegeben. Banken könnten ihn dann von der EZB beziehen und genau wie Bargeld an Geldautomaten an die Verbraucher*innen weitergeben. Diese hätten ihn dann nicht als Münze im Portemonnaie, sondern in einem digitalen Wallet. - Die Konto-Version
Dabei wird der digitale Euro direkt auf Konten bei der EZB geführt – privat oder treuhänderisch bei Banken und Sparkassen. Diese Form könnte auch als Ergänzung zur Inhaber-Version kommen.
Was bringt der digitale Euro?
Der digitale Euro soll das Bezahlen in vielerlei Hinsicht einfacher machen. Der Transfer von Geld wird mit ihm genauso einfach wie etwa das Bezahlen mit heute schon existierenden digitalen Systemen – mit dem Unterschied, dass die EZB einen nach europäischen Regeln gestalteten Datenschutz garantiert. Zugleich dürfte eine digitale Zentralbankwährung die Digitalisierung voranbringen und damit die europäische Wirtschaft stützen. Dazu sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Burkhard Balz Ende 2022 auf einer Konferenz in Frankfurt: „Eine allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehende digitale Zentralbankwährung würde dafür sorgen, dass der stabilisierende Effekt von Zentralbankgeld im Zahlungsverkehr auch künftig erhalten bleibt“. Beliebte Zahlungslösungen würden aktuell oft von internationalen Tech-Unternehmen betrieben. „Ein digitaler Euro könnte dagegen die Souveränität Europas im Zahlungsverkehr stärken.“
Nicht zuletzt soll der digitale Euro auch eine Absicherung des staatlichen Geldsystems gegen Anbieter unsicherer Werte wie zum Beispiel Kryptowährungen sein. Eine staatlich abgesicherte digitale Währung könnte die Lücke schließen, die möglicherweise entsteht, wenn immer mehr Menschen digital bezahlen und das Bargeld zunehmend an Bedeutung verliert. So sagte EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta bei einer Tagung der Deutschen Bundesbank im September 2022, dass es bei dem Projekt des digitalen Euro darum gehe, den Stabilitätsanker für das Währungs- und Zahlungssystem zu sichern: „Wir möchten sicherstellen, dass Zentralbankgeld für die Allgemeinheit verfügbar bleibt und überall im Euroraum für alltägliche Transaktionen verwendet werden kann – nicht nur in seiner physischen Form, sondern auch als digitale Währung.“