Zuverlässige Dividendenzahler? Darauf gilt es zu achten!

Geldanlage 8 min Lesedauer 11.03.2024
Menschen mit riesen Rucksäcken laufen auf einer Wiese​

Dividendenaktien bieten eine Reihe von Argumenten, die sie zu einer beliebten Wahl für Anlegerinnen und Anleger machen. Doch wie findet man zuverlässige Dividendenzahler?

Eine Analyse von Thomas Behnke, Busch und Partner| Werbemitteilung

Ein wesentliches Argument für Dividendenaktien sind regelmäßige Erträge. Auf der Suche nach attraktiven Dividenden sind daher Unternehmen mit kontinuierlichen, bestenfalls sogar steigenden Dividendenzahlungen einen genaueren Blick wert. Werden die Ausschüttungen aus den laufenden Einnahmen finanziert, kann dies als ein Indikator für eine solide Geschäftstätigkeit, stabile Cashflows und ein verantwortungsvolles Management gewertet werden. Darüber hinaus können Dividenden zusätzlich zu möglichen Kursgewinnen die Rendite eines Investments erhöhen. Aber wie können Anlegerinnen und Anleger zuverlässige Dividendenzahler identifizieren?

Es kommt nicht nur auf die Dividendenrendite an

Ein gängiges Kriterium bei der Auswahl von Dividendenaktien ist die Dividendenrendite. Diese lässt sich aus der zuletzt gezahlten oder der in Zukunft erwarteten Ausschüttung und dem aktuellen Aktienkurs berechnen. Dazu wird die Dividende pro Aktie mit dem Faktor 100 multipliziert und durch den aktuellen Aktienkurs dividiert. Als Beispiel dient hier der US-Getränkeriese Coca-Cola, der aufgrund seiner langen Dividendenhistorie von Anlegern gerne in Dividendenportfolios gehalten wird. Im Jahr 2023 schüttete das Unternehmen eine Dividende von 1,84 US-Dollar pro Aktie aus. Dieser Wert mit 100 multipliziert und durch den aktuellen Aktienkurs von ca. 60 US-Dollar dividiert, ergibt eine Dividendenrendite von rund 3,1 Prozent (1,84 x 100 / 60). Die Höhe der Dividendenrendite sollte jedoch nicht das einzige Kriterium für eine Dividendenanlage sein. Auch andere Kennzahlen und Faktoren sind beim Auswahlprozess zu berücksichtigen.

Kontinuität ist wichtig

Neben der Höhe der Dividende ist auch die Kontinuität entscheidend. Coca-Cola sticht hier mit 62 Dividendenerhöhungen in Folge hervor. Sofern sich das Geschäftsmodell und das Geschäftsumfeld nicht grundlegend ändern, lässt dies auf eine Fortsetzung der Ausschüttungen schließen. Langjährig verlässliche Dividendenzahler genießen ein hohes Ansehen und werden mit verschiedenen Bezeichnungen wie Dividendenaristokrat oder Dividendenchampion geadelt. Weitere Beispiele aus den USA, die ihre Ausschüttungen mindestens 25 Jahre in Folge erhöht oder gehalten haben, sind Procter & Gamble, Johnson & Johnson, 3M, Caterpillar, McDonald’s und Walmart. Zu den europäischen Champions zählen L’Oréal, Unilever, Nestlé und Roche Holding. Einen schnellen Überblick, um potenzielle Investmentkandidaten aus dem Pool der Dividendenaristokraten oder Dividendenchampions auszuwählen, bieten Kursbarometer wie die „Dividend Aristocrats“-Indizes des Indexanbieters S&P Global. Diese gibt es beispielsweise für den S&P 500, für die Eurozone oder mit globaler Ausrichtung.

Nur ein Anhaltspunkt

Aber auch eine lange Dividendenhistorie kann nur als Anhaltspunkt dienen und ist keine Garantie für eine Fortsetzung der bisherigen Ausschüttungspolitik. Ein Beispiel hierfür ist die US-Apothekenkette Walgreens Boots Alliance, die im Januar 2024 ihre Quartalsdividende von zuvor 0,48 auf 0,25 US-Dollar je Aktie senkte und damit eine Serie von 25 Dividendenerhöhungen in Folge beendete. Der Vorstand begründete diesen Schritt mit der Stärkung der langfristigen Bilanz- und Liquiditätsposition. Damit sollen finanzielle Mittel für notwendige Restrukturierungen und damit verbundene Wachstumsinitiativen freigesetzt werden. 

Wie hoch ist der freie Cashflow?

Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Faktor, auf den Anleger bei der Suche nach Dividendentiteln achten sollten. Es geht um die Frage, ob das Unternehmen finanziell überhaupt dazu in der Lage ist, Dividenden zu zahlen und diese perspektivisch zu erhöhen. Bei der Beantwortung dieser Frage kann der freie Cashflow (Free Cashflow) helfen. Da diese Kennzahl bei der Bewertung von Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, ist sie in der Regel in den gängigen Analysetools enthalten. Der freie Cashflow kann aber auch selbst aus den Zahlen der Bilanz berechnet werden, die Unternehmen regelmäßig zur Verfügung stellen. Dazu wird aus der Kapitalflussrechnung der Mittelzufluss aus laufender Geschäftstätigkeit genommen und von diesem werden die Investitionsausgaben abgezogen. Die so ermittelte Kennzahl gibt vereinfacht ausgedrückt Auskunft darüber, wie viel Kapital einem Unternehmen im Geschäftsjahr nach Abzug von Ausgaben und Investitionen frei zur Verfügung steht. Dieser freie Cashflow kann dann beispielsweise für Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe verwendet werden. Doch wie lässt sich die Information für den Auswahlprozess nutzen?

Indikator für die finanzielle Stabilität

Der freie Cashflow kann als Indikator für die finanzielle Gesundheit und operative Effizienz eines Unternehmens angesehen werden. Ein positiver freier Cashflow zeigt an, dass das Unternehmen genügend liquide Mittel erwirtschaftet, um seinen Verpflichtungen nachzukommen, was für die Dividendensicherheit von entscheidender Bedeutung ist. Ein stabiler oder wachsender freier Cashflow kann auch darauf hindeuten, dass das Unternehmen weiterhin in der Lage sein dürfte, seine Dividenden nachhaltig zu finanzieren. Einen Hinweis darauf, ob ein Unternehmen seine Dividende problemlos halten oder erhöhen kann, liefert die Ausschüttungsquote (Payout Ratio). Dazu wird der freie Cashflow ins Verhältnis zur Höhe der Dividendenausschüttung gesetzt. So erwirtschaftete Walgreens Boots Alliance im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 einen freien Cashflow von 140 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig wurden 1,66 Milliarden US-Dollar an Dividenden ausgeschüttet, was den freien Cashflow deutlich übersteigt. In einem solchen Fall erfolgt die Ausschüttung also aus der Substanz, d. h. es wird angespartes Kapital verwendet oder die Dividendenzahlung wird durch die Aufnahme von Fremdkapital finanziert.

Payout Ratio als Warnsignal

Eine solche Entwicklung ist deshalb ein Warnsignal. Denn nur mit einem ausreichenden freien Cashflow kann ein Unternehmen Dividenden zahlen, ohne seine Liquidität oder finanzielle Stabilität zu gefährden. Allerdings gibt es keine Formel dafür, was eine niedrige und was eine hohe Ausschüttungsquote ist. Denn dies hängt vom jeweiligen Unternehmen, seiner Branchenzugehörigkeit und seinem Geschäftsmodell ab und muss in diesem Kontext betrachtet werden. Als Faustregel gilt jedoch, dass moderate Payout Ratios von unter 50 Prozent ein Indiz dafür sind, dass die aktuellen Ausschüttungen gut abgesichert sind und Spielraum für Dividendenerhöhungen besteht.

Ein Alarmzeichen kann hingegen ein deutlicher Anstieg der Ausschüttungsquote sein, wie er beispielsweise bei Walgreens Boots Alliance im Geschäftsjahr 2021/22 zu beobachten war. Lag die durchschnittliche Payout Ratio in den zehn Jahren zuvor bei rund 34 Prozent, stieg sie sprunghaft auf über 76 Prozent an. Solche Ausreißer können natürlich auch nur temporärer Natur sein. Es ist daher wichtig, beim Auftreten solcher Fälle nach den Ursachen zu fragen, um diese bei der Überprüfung bestehender oder der Auswahl neuer Investments zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere auch für Ausschüttungsquoten nahe oder über 100 Prozent.

Beispiele mit niedrigen Ausschüttungsquoten

Zu den Dividendenaristokraten und Dividendenchampions mit niedriger Ausschüttungsquote zählen derzeit Sherwin-Williams (Hersteller von Farben und Lacken), der Krankenversicherer Cigna Group, der Laborausrüster Thermo Fisher Scientific und der Betreiber von Zahlungssystemen Mastercard. Und wie steht es um den Dividendenliebling Coca-Cola? Das Unternehmen weist in vier der letzten fünf Jahre eine Ausschüttungsquote von über 80 Prozent auf (2018 sogar 110 Prozent), was auf den ersten Blick relativ hoch erscheint. Angesichts des stabilen Geschäftsmodells und der damit verbundenen freien Cashflows kann dies jedoch als akzeptabel angesehen werden. Allerdings schränkt es den Spielraum für Dividendenerhöhungen ein, wenn diese aus den laufenden Rückflüssen bezahlt werden sollen.

Coca-Cola jährliche Dividende je Aktie

Investment-Beispiele:

Name

ISIN

Aktueller Kurs

KGV* (2024)

Gewinn/Aktie (2024**)

Dividende (2024**)

Dividendenrendite (2024**)
Cigna Group US1255231003 

314,50 EUR

12,12

25,94 EUR

5,12 EUR

1,63 %

Coca-Cola

US1912161007 

54,53 EUR

21,21

2,57 EUR

1,76 EUR

3,22 %

Mastercard

US57636Q1040 

429,00 EUR

32,43

13,23 EUR

2,34 EUR

0,55 %

Sherwin-Williams

US8243481061 

312,40 EUR

30,09

10,38 EUR

2,61 EUR

0,83 %

Thermo Fisher Scientific

US8835561023 

543,00 EUR

27,57

19,69 EUR

1,42 EUR

0,26 %

*KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis; ** Prognose; Fremdwährungen umgerechnet in Euro (EUR/USD 1,0932 USD); Stand: 11.03.2024

Autor: Thomas Behnke

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