Harris oder Trump? USA vor Richtungsentscheidung.

Geldanlage 8 min Lesedauer 08.10.2024
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Endspurt in den USA: Am 5. November sind Millionen Amerikaner aufgerufen, ihre Stimme für einen der beiden Präsidentschaftskandidaten abzugeben. Nachdem sich US-Präsident Joe Biden aufgrund seines fortgeschrittenen Alters von 81 Jahren letztlich gegen eine erneute Kandidatur entschied, bleibt nun die Wahl zwischen Ex-Präsident Donald Trump (78 Jahre) und der amtierenden Vizepräsidentin Kamala Harris (59 Jahre).

Inhaltsverzeichnis
  1. Harris: Kontinuität und Stärkung der Mittelschicht
  2. Trump: Steuern runter, Zölle rauf
  3. Diese Wirtschaftszweige könnten unter Harris oder Trump florieren.
  4. Trump oder Harris, wen mag die Wall Street?
  5. US-Kongress könnte limitierender Faktor werden
  6. Mit der Wertpapiersuche Investmentmöglichkeiten finden

Die Regierungsprogramme von Harris und Trump zeigen deutliche Unterschiede. Auf den Punkt gebracht wird die Wahl ein Richtungsentscheid zwischen einem „Weiter wie bisher“ unter Harris (Demokraten) oder einer halben Rolle rückwärts unter Trump (Republikaner). Entscheidend für den Ausgang der Wahl dürften die Antworten der Kandidaten auf die derzeit drängendsten Probleme der Amerikaner sein: Inflation, Wirtschaft und Einwanderung.

Harris: Kontinuität und Stärkung der Mittelschicht

Im Falle eines Wahlsiegs will Kamala Harris die Politik von Joe Biden in weiten Teilen fortsetzen. Dies gilt insbesondere für den Inflation Reduction Act. Dessen wichtigste Punkte sind: Investitionen in den Klimaschutz, eine Senkung der Kosten für Medikamente und die Gesundheitsversorgung, mehr Steuergerechtigkeit in Form einer stärkeren Belastung von Großunternehmen und vermögenden Personen sowie die Förderung der US-Wirtschaft und Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze. 

Im Hinblick auf die Steuergerechtigkeit strebt Harris eine Anhebung der Körperschaftssteuer für Unternehmen von derzeit 21 % auf 28 % an. Gleichzeitig sollen kleinere Unternehmen, Familien sowie Bürger mit geringem Einkommen steuerlich entlastet werden. Als ein Mittel zu Bekämpfung von Inflation hat Harris Preiskontrollen ins Spiel gebracht, um gegen künstlich hochgehaltene Preise für Nahrungsmittel, Mieten und Medikamente vorzugehen. Harris’ Ziel ist es, vor allem die Mittelschicht zu stärken. Denn haben die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Geld zur Verfügung, sollte dies den Konsum und damit die US-Wirtschaft stimulieren. 

Kontinuität ist von Harris auch im Hinblick auf die tragende Rolle der USA in der NATO, die Unterstützung der Ukraine sowie die Verpflichtung zum Schutz Taiwans zu erwarten.

Trump: Steuern runter, Zölle rauf

Donald Trump will im Falle des Wahlsieges seine „America First“-Politik fortsetzen. Mittel zum Zweck sind Steuersenkungen und höhere Zölle. Die geplante Senkung der Körperschaftssteuer von 21 % auf 15 % soll nicht nur heimische Unternehmen entlasten. Trump will damit zugleich ausländische Firmen animieren, ihre Produktionen vollständig in die USA zu verlagern. Als konkretes Beispiel nannte er die deutschen Automobilkonzerne, die sich nach seinem Willen zu amerikanischen Autokonzernen wandeln sollen. Ganz im Sinne von Zuckerbrot und Peitsche stellte Trump zugleich Zölle von 100 % auf importierte Autos in Aussicht. 

Doch nicht nur Autos sind betroffen. Vielmehr will Trump pauschale Einfuhrzölle in Höhe von 10 % einführen, für Importe aus China sollen 60 % gelten. Insofern steht selbst Trump für eine gewisse Kontinuität in Hinblick auf die protektionistische Agenda, die bereits seine erste Amtszeit prägte und nicht nur mit China in einem Handelskonflikt mit gegenseitigen Zollanhebungen gipfelte.  

Die Kosten dieser Politik, die Amerika stärken soll, könnten allerdings auch die Amerikaner selbst zu spüren bekommen. So besteht das Risiko, dass höhere Zölle die Inflation wieder anfachen und die US-Bürger erneut mit steigenden Preisen konfrontiert werden. Ein weiteres Risiko sind die Auswirkungen im Zusammenhang mit den Lieferketten. Unternehmen müssen gegebenenfalls Änderungen vornehmen, was neue Probleme nach sich zieht. Ein mahnendes Beispiel sind Elektroautos made in China, die nach der Zollanhebung auf 100 % neue Absatzmärkte suchen und die EU ebenfalls zum Handeln zwingen.  

Im Hinblick auf die Außenpolitik ist davon auszugehen, dass Trump seine skeptische Haltung gegenüber der NATO, Hilfen für die Ukraine und einem Schutz von Taiwan beibehält.

Diese Wirtschaftszweige könnten unter Harris oder Trump florieren.

Aus den Programmen der beiden Präsidentschaftskandidaten lassen sich einige Rückschlüsse ziehen, welche Branchen von einem jeweiligen Wahlsieg profitieren könnten. So würde eine Fortführung des Inflation Reduction Act unter Harris einen weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien bedeuten, was Herstellern von Solar- und/oder Windkraftanlagen, Elektroautos und Energiespeichern neue Aufträge einbringen könnte. Dem Bausektor dürfte die von Harris geplante Hausbauoffensive zugutekommen. Dagegen könnten sich Pharmahersteller bei einer zu starken Begrenzung der Medikamentenpreise dazu veranlasst sehen, weniger in die kostenintensive Forschung zu investieren. Möglicherweise ebnet es aber auch den Weg für einen verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medikamentenforschung, wovon wiederum die großen Technologie- und KI-Anbieter profitieren würden. Die geplante Anhebung der Körperschaftssteuer hingegen dürfte die Unternehmensgewinne reduzieren, was das Risiko einer Korrektur am Aktienmarkt erhöht.  

Die von Trump beabsichtigte Abkehr vom Inflation Reduction Act würde positive Aussichten für Erdöl- und Erdgaskonzerne eröffnen. Ebenso für die US-Automobilindustrie, wo ein Großteil der Hersteller sein Geld noch immer mit Verbrennungsmotoren verdient. Darüber hinaus könnten viele Branchen von einer schwächeren Regulierung profitieren, seien es die Banken im Finanzbereich oder die Explorationsunternehmen durch eine leichtere Förderbewilligung. Anders als bei Harris dürfte die von Trump geplante Senkung der Körperschaftssteuer für die Unternehmen deren Gewinnentwicklung begünstigen und könnte die US-Wirtschaft stimulieren.

Trump oder Harris, wen mag die Wall Street?

Die Börse liebt Berechenbarkeit. Insofern müsste Kamala Harris eigentlich der Liebling der Wall Street sein. Allerdings bremsen die Forderungen nach Preiskontrollen und die geplante Erhöhung der Unternehmenssteuern die Euphorie etwas. Trump wiederum steht wie kein Zweiter für Unberechenbarkeit. Allerdings ist er geneigt, die regulatorischen Zügel locker zu lassen, und kann damit punkten.  

Der Blick in die Vergangenheit lässt keine eindeutige Vorliebe der Wall Street für ein politisches Lager erkennen. In den zurückliegenden Jahren verbuchte der S&P 500 sowohl unter demokratischen als auch republikanischen Präsidenten teils deutliche Zugewinne, aber auch Verluste. Wichtiger als die Parteizugehörigkeit sind daher die ökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen, die eine US-Präsidentschaft begleiten. Zum Beispiel die hohe Verschuldung der USA. Diese dürfte unter beiden Kandidaten weiter zunehmen. Unterschiede könnte es lediglich beim Tempo des Schuldenanstiegs geben. Der Handelskonflikt mit China und das Beanspruchen der Technologieführerschaft dürften sich ebenfalls sowohl unter Harris als auch unter Trump fortsetzen. Hier stehen die nationalen Interessen der USA im Vordergrund, denen das künftige Staatsoberhaupt Rechnung tragen muss.

US-Kongress könnte limitierender Faktor werden

So spannend das aktuelle Kopf-an-Kopf-Rennen auch sein mag, es ist Ausdruck einer Spaltung der US-Gesellschaft. Diese will Harris überwinden. Dabei soll nicht nur die Fokussierung auf eine Verbesserung der Lage für die breite Mittelschicht helfen. Harris hat zudem angekündigt, im Falle ihres Wahlsieges einen Posten in ihrem Regierungskabinett mit einem Republikaner zu besetzen. Ein solches Vorgehen wäre ein versöhnliches Signal und könnte ihr den US-Kongress gewogener machen. Denn während die Demokraten im US-Senat derzeit noch über eine knappe Mehrheit verfügen, liegt diese im Repräsentantenhaus bei den Republikanern.  

Von der Mehrheitsverteilung in beiden Häusern des US-Kongresses hängt ab, ob Harris oder Trump im Falle eines Wahlsiegs „durchregieren“ können. Joe Biden surfte bei seinem Amtsantritt am 20. Januar 2021 auf einer blauen Welle, da die Demokraten zu diesem Zeitpunkt die Mehrheit im Repräsentantenhaus und im Senat stellten. Dies erleichterte es Biden, Gesetzesvorhaben und Konjunkturprogramme wie den Inflation Reduction Act umzusetzen.

Mit der Wertpapiersuche Investmentmöglichkeiten finden

Anlegerinnen und Anleger, die in den USA investieren möchten, könnten nach der Wahl auf Unternehmen aus den genannten Branchen setzen – je nachdem, wer das Rennen um das Weiße Haus gewonnen hat. Für die Auswahl der Aktien lässt sich die Aktien-Suche der ING nutzen, mit der anhand der Filter „Land/Region“ und „Branche“ gezielt nach Unternehmen aus bestimmten Branchen in den USA gesucht werden kann. Eine solche Konzentration auf einzelne Branchen ist jedoch mit Risiken verbunden und keinesfalls eine Garantie für Gewinne. So können sich die Rahmenbedingungen für eine Branche durch äußere Einflüsse, auf die die US-Regierung nur begrenzten Einfluss hat, nachteilig verändern. 

Eine sinnvolle Alternative ist ein breit gestreutes Investment in den Aktienmarkt der größten Volkswirtschaft der Welt. Hierfür bieten sich Indizes wie der S&P 500, NASDAQ-100 oder der MSCI USA an. Alle diese Indizes sind zum Beispiel über ETFs investierbar, auch als Sparplan. Bei der Auswahl eines konkreten ETFs hilft die ETF-Suche der ING.

Autor: Steffen Droemert

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