Einkommensreichtum in Deutschland
Gehören Sie zu den Reichen?
Ein luxuriös ausgestattetes Eigenheim, ein schnittiger Sportwagen vor der Tür und Edel-Klamotten im Kleiderschrank: Wer all das hat, pflegt offenbar einen gehobenen Lebensstil. Aber: Ist er oder sie dann auch schon zwingend reich?
Eindeutig zu beantworten ist die Frage nicht. „Es gibt unterschiedliche Definitionen, die immer wieder kontrovers diskutiert werden“, sagt Sally Peters, geschäftsführende Direktorin des Instituts für Finanzdienstleitungen (iff) in Hamburg.
Wichtig zu wissen: In Sachen Reichtum gibt es zwei Ebenen. „Zu unterscheiden ist Reichtum an Einkommen und Reichtum an Vermögen“, erklärt Peters. Laut Expert*innen ist dabei die Frage zu bedenken, ob jemand, der ein hohes Einkommen, aber dafür kein eigenes Haus hat, als reich gelten kann. Und umgekehrt: Warum sollte jemand mit einem vergleichsweise geringen Einkommen arm sein oder gar eine schlechtere Lebensqualität haben, wenn sie oder er eine eigene Immobilie vorweisen kann?
Spitzensteuersatz als Messlatte für Einkommensreichtum
Ein Orientierungspunkt in Sachen Einkommensreichtum kann zum Beispiel sein, wann der Spitzensteuersatz in Höhe von 42% greift. Dieser betrifft Personen, die 2023 ein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 62.810 Euro aufweisen. Ab einem Einkommen von 277.826 Euro gilt dann der sogenannte Reichensteuersatz in Höhe von 45%.
Weitere Definition von Einkommensreichtum
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hingegen schreibt: „Als einkommensreich gilt, wer über ein im Vergleich zur Gesamtpopulation hohes Einkommen verfügt.“ Bei Singles ist dies nach einer wissenschaftlichen Konvention der Fall, wenn sie „über mehr als das Doppelte oder Dreifache des Medians der Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung“ verfügen. Allerdings gelten diese Grenzen als ähnlich umstritten wie die Armuts-Risikoschwelle.
Das ist der Median: Der Median ist die Mitte bei der Einkommensgrenze zwischen Armut und Reichtum. Er lag laut Bundeszentrale für politische Bildung 2018 in Deutschland bei 1.892 Euro pro Monat. Das Doppelte davon wären 3.784 Euro, das Dreifache 5.676 Euro monatlich. Ab einem solchen Nettoeinkommen gelten also Singles als einkommensreich.
Bei einer Definition des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zum Thema Einkommensreichtum legt das Institut den Schwellenwert zu den einkommensreichsten 10% der Bevölkerung als Maßstab an. Demnach lebt ein Single ab einem monatlichen Nettoeinkommen von rund 3.700 Euro im Wohlstand und gehört zur Oberschicht.
Ab einem Einkommen von 4.560 Euro dürfen sich Singles laut IW zu den reichsten 5% zählen – und ab 7.190 Euro sogar zum reichsten 1%. Ein Paar ohne Kinder gilt nach dieser Definition bei einem Nettoeinkommen von 5.550 Euro als reich – es gehört ab einem Einkommen von 10.790 Euro zum reichsten 1% der Gesellschaft.
Tipp: Wie wohlhabend man mit dem eigenen Einkommen im Vergleich zu anderen ist, lässt sich mit einem Rechner des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ermitteln.
Ab wann man reich an Vermögen ist
Ein hohes Nettoeinkommen kann zweifelsohne zu einer guten Lebensqualität beitragen. Das ist die eine Seite von Reichtum. Die andere Seite: das Vermögen, also der Vermögensreichtum. Dazu kommen Sie durch geschicktes Geldanlegen – oder übers Erben. Laut einer IW-Studie aus dem Jahr 2018 gelten Sie als vermögensreich bei einem Vermögen von mehr als 477.200 Euro. Hierbei kann es sich etwa um Immobilieneigentum oder Wertpapierbesitz handeln.
Übrigens: Wer jünger als 30 Jahre ist, benötigt ein Vermögen oberhalb von 71.300 Euro, um zu den obersten 10% zu zählen. Auf rund 625.400 Euro müssten es hingegen diejenigen bringen, die zur Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen gehören.
Nach Angaben der Deutschen Bundesbank ist das Vermögen privater Haushalte in Deutschland zwischen 2017 und 2021 deutlich gestiegen. Demnach erhöhte sich in der Zeitspanne das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte um 83.600 Euro auf 316.500 Euro.