ETFs vergleichen
Wie finde ich den richtigen ETF für mich?
Ende 2020 hatten deutsche Privatanleger rund 169 Milliarden Euro in Exchange Traded Funds (ETFs) angespart. Das war ein Plus von ca. 13% zum Vorjahr. Doch die Auswahl mag für Privatanleger zunächst erschlagend sein.
„Hilfe!“ – dieser Gedanke könnte einem Anleger als Erstes durch den Kopf gehen, wenn er sich für Indexfonds interessiert. Denn Fondsanbieter könnten laut Index Industry Association (IIA) aus weltweit mehr als 3 Millionen Indizes einen entsprechenden Fonds zusammenbauen. Das globale Angebot an Indexfonds ist gewaltig, allein hierzulande sind bereits rund 1.500 ETFs an der Börse notiert. Eine große Auswahl bietet aber eben auch große Chancen, den für sich richtigen Indexfonds zu finden.
In wenigen Schritten zum richtigen Indexfonds
Anlegern kann es helfen, zunächst einige grundsätzliche Eckdaten für sich zu klären, um die Zahl möglicher Indexfonds einzugrenzen. Die Antworten auf folgende Fragen können dabei weiterhelfen:
- Aus welcher Anlageklasse soll der ETF kommen?
- Wie viele Werte sind in dem Index zusammengefasst?
- Was kostet ein ETF?
- Wie ist der ETF aufgebaut?
Das eigene Risikoprofil als Grundlage für die Anlageklasse
So vielfältig die weltweit aufgelegten Indizes sind, so vielfältig sind auch die abgebildeten Anlageklassen. Es werden beispielsweise ETFs auf Aktien, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe angeboten. Was für welchen Anleger infrage kommt, lässt sich nicht pauschal sagen. Der Auswahl sollte immer die eigene Risikobereitschaft zugrunde liegen. Sicherheitsorientierte würden sich wahrscheinlich eher für einen Indexfonds auf Anleihen der Eurozone entscheiden als für einen ETF auf den TecDAX. Ein erfahrener Investor, der auch Spaß am Risiko hat und womöglich nur einen kleinen Teil seines Geldes investiert, würde vielleicht auch zu einem ETF-Strategiefonds greifen.
Die Zusammensetzung nach Regionen und Branchen ist interessant
Für die richtige Risikogewichtung ist aber nicht nur die Anlageklasse entscheidend. Grundsätzlich gilt: Je mehr einzelne Werte in einem Fonds enthalten sind, desto breiter verteilt sich das Risiko.
Ein Beispiel: Bricht eine Aktie um 40% ein, ist der Einfluss bei einem Index mit 50 Titeln größer als bei einem mit 500. Gerade für ETF-Neulinge könnte es daher eine Option sein, zunächst in Indexfonds mit möglichst vielen unterschiedlichen Werten zu investieren. Doch nicht nur die Anzahl der Titel sollte groß sein. Dies gilt auch für die Anzahl der Länder und Branchen, aus denen sich die Index-Titel zusammensetzen. Bei einer Anlage in globale Aktien gibt es beispielsweise ETFs, deren abgebildeter Index mehrere Tausend Aktien aus 40 oder mehr Ländern und Branchen beinhaltet. Viel breiter lässt sich das Risiko gar nicht streuen.
Niedrige Kosten als Entscheidungshilfe
Im Vergleich zu aktiv gemanagten Produkten gelten Indexfonds als günstige Alternative. Zum Vergleich: Herkömmliche Fonds verlangen bis zu 5% Ausgabeaufschlag. Beim Kauf von ETFs hingegen werden nur 0,25% fällig. Auch die jährlichen Verwaltungskosten liegen bei Letzteren mit einer Spanne zwischen 0,1 und 0,5% des Fondsvolumens deutlich unter den Entgelten in Höhe von etwa 1,5% bei gemanagten Fonds. Um die Kosten von Fonds vergleichen zu können, lohnt ein Blick in den jeweiligen Wertpapierprospekt, oft sind die Informationen im Internet verfügbar. Denn jeder Anbieter muss die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio – TER) ausweisen. Darin sind Aufwendungen des ETFs beispielsweise für die Depotbank, Anlegerinformationen oder die Fondsverwaltung enthalten. Weitere Vergleichsfaktoren gehen auf Performance und die Anlagevolumina ein. Vor einer Investition sollten Anleger prüfen, wie gut ein ETF im Vergleich zum abgebildeten Index performt hat. Bei zu kleinen Volumina droht möglicherweise die Schließung des Fonds, weil es sich für den Emittenten nicht rechnet. Wer als Anleger zusätzlich auf ein günstiges Wertpapierdepot zum Handel und zur Aufbewahrung setzt, ist auf der Kostenseite gut aufgestellt.
Von physischen und synthetischen ETFs
Vor der eigentlichen Auswahl empfiehlt es sich, die unterschiedlichen ETF-Arten kennenzulernen. Im Wesentlichen gibt es vier davon, die sich zum einen durch den Umgang mit erzielten Einnahmen unterscheiden und zum anderen dadurch, wie sie den zugrunde liegenden Index nachbilden.
Letzteres kann auf zweierlei Arten geschehen. Ein Teil der Fonds kauft die im Index enthaltenen Aktien und kann ihn so abbilden:
- Will ein Anbieter bei einem physischen ETF den DAX mit seinem Fonds nachbauen, muss er die dort enthaltenen Titel erwerben. Fliegt ein Unternehmen aus dem deutschen Leitindex, wird auch der ETF dieses Papier verkaufen und stattdessen den Nachrücker aufnehmen.
- Bei einem synthetischen ETF hält der Fonds zwar auch Aktien, diese müssen aber nicht denen des Index entsprechen. Eine Bank stellt dem Fondsanbieter künstlich die Wertentwicklung des Index zur Verfügung und erhält dafür quasi im Tausch die Aktien des Fonds.
Die beiden anderen Fondstypen dagegen gehen unterschiedlich mit erzielten Einnahmen um:
- Ein ausschüttender Fonds reicht die erhaltenen Zinsen oder Dividenden an die Anleger weiter.
- Die sogenannten thesaurierenden Fonds legen die Gewinne stattdessen wieder im Fondsvermögen an. Diese Variante kann für Anleger interessant sein, die für ihre Altersvorsorge sparen, da sie praktisch wie von einem Zinseszinseffekt profitieren.
Klingt kompliziert?
Geldanlage ist immer individuell. Einige Grundregeln sollten beachtet werden, dennoch gilt: Letztendlich ist jeder Anleger selbst in der Pflicht, sich umfassend zu informieren. Das ist zwar viel Arbeit, doch die Entlohnung am Ende kann sich meist sehen lassen.
Wichtig: Bevor Sie Wertpapiere kaufen, informieren Sie sich bitte über die Risiken. Investitionen in Wertpapiere sind mit Risiken verbunden und können neben den Erträgen auch zu Verlusten des eingesetzten Kapitals führen.