So funktionieren Fahrgemeinschaften
Gemeinsam nachhaltiger fahren
Tagaus, tagein mit dem Auto zur Arbeit fahren – für viele Bundesbürger*innen ist das ganz normal: 68% der Berufspendler verlassen sich nach Angaben des statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 beim Arbeitsweg auf die eigenen vier Räder.
Das Problem: Es schadet der Umwelt und dem Geldbeutel. Ist ein Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel nicht möglich, der Weg mit dem Rad zu weit oder überwiegt der Komfort des (eigenen) Autos, kann die Bildung einer Fahrgemeinschaft eine gute Idee sein.
Schon gewusst? Sich den Arbeitsweg mit anderen zu teilen, ist keine neue Idee. In den USA ist das sogenannte Carpooling bereits so verbreitet, dass es in manchen Bundesstaaten eigene Fahrspuren für Autos mit zwei und mehr Insassen gibt – praktisch, weil man dann schneller vorankommt.
Die Vorteile von Fahrgemeinschaften liegen auf der Hand:
- Geld sparen: Sie können sich die Kosten für Benzin und den Unterhalt des Wagens teilen und sparen gegebenenfalls sogar beim Parken.
- Umwelt schonen: Zwei Autos, in denen je eine Person unterwegs ist, verbrauchen fast doppelt so viel Kraftstoff wie ein Auto mit zwei Insassen. Das bedeutet: Je mehr Leute sich zusammentun, desto geringer wird der CO2-Ausstoß.
- Kontakte pflegen: Gerade auf längeren Strecken kann das gemeinsame Fahren angenehmer sein als allein – und nach Feierabend auch müde – im Auto zu sitzen.
- Stress reduzieren: Sich durch den Berufsverkehr zu quälen, zerrt an den Nerven. Bei einer Fahrgemeinschaft muss nicht jede*r jeden Tag fahren, sondern kann sich auch mal chauffieren lassen.
Für wen ist eine Fahrgemeinschaft das Richtige?
Eines vorweg: Es braucht kein eigenes Auto, um Teil einer Fahrgemeinschaft zu sein!
Fahrgemeinschaften eignen sich im Prinzip für alle, die von A nach B wollen. Also zum Beispiel
- für Berufstätige, die ihren täglichen Arbeitsweg nicht mehr alleine bestreiten wollen,
- für Studierende, die übers Wochenende oder in den Semesterferien in die alte Heimat fahren, oder
- für Urlauber*innen, die bei der Anreise sparen möchten.
Was ist bei einer Fahrgemeinschaft wichtig?
Wer nach einer Fahrgemeinschaft sucht, solle sich nach Partnern umsehen, die nicht nur sicher fahren, sondern auch verlässlich sind, rät die Verbraucherzentrale Sachsen. Pünktlichkeit ist unabdingbar, gerade bei gemeinsamen Fahrten zur Arbeit. Schließlich möchte niemand zu spät kommen, nur weil der/die Fahrer*in getrödelt hat. Und wenn doch mal eine Verzögerung eintritt: Kommunikation ist das A und O. In festen Fahrgemeinschaften eignen sich dafür zum Beispiel Messenger-Gruppen.
Aufgepasst: Verdienen dürfe, sagt Christian Janeczek, Rechtsanwalt und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV), an einer solchen Fahrgemeinschaft grundsätzlich niemand. Die Mitfahrbeiträge dürften lediglich die tatsächlich entstandenen Kosten decken. „Dazu zählen Benzinpreis und Kosten, die aus Wartung des Autos und Ähnlichem anfallen“, so Janeczek.
Wie finden Sie eine Fahrgemeinschaft?
Berufliche Fahrgemeinschaften finden Sie am besten im eigenen Unternehmen – große Konzerne haben oft sogar eigene Vermittlungsbörsen. Ansonsten hören Sie sich einfach mal im Kreis der Kolleg*innen um. Für Studierende finden sich in Uni-internen Netzwerken und auf realen oder virtuellen Schwarzen Brettern entsprechende Angebote. Auf Social Media lassen sich ebenfalls entsprechende Gruppen finden.
Generell ist das Internet eine gute Adresse auf der Suche nach Fahrgemeinschaften. Denn hier gibt es eine ganze Reihe von Mitfahr-Plattformen:
- blablacar.de: Mit nach eigenen Angaben einer Million Mitgliedern ist Blablacar eine der größten deutschen Mitfahr-Communities. Eine Registrierung ist nötig, für Suchende von Mitfahrgelegenheiten fallen (geringe) Kosten an, für die Anbieter von Fahrten ist der Service gratis. Neben privaten Fahrgemeinschaften vermittelt die Plattform auch günstige Fernbus-Fahrten.
- fahrgemeinschaft.de: Das Portal ist ein kostenloses Angebot in Kooperation mit dem ADAC, eine Registrierung ist nötig.
- bessermitfahren.de: Die kostenlose Plattform ist gut geeignet für spontane Fahrten, eine Registrierung ist nicht nötig. Auch Mitfahrgelegenheiten mit der Bahn werden hier angeboten.
- twogo.com: Das Angebot ist ebenfalls kostenlos, eine Registrierung ist nötig. Zusätzlich gibt es hier (kostenpflichtige) Optionen für Unternehmen und Gemeinden, die Fahrgemeinschaften etablieren oder fördern möchten.
Welche Versicherungen braucht eine Fahrgemeinschaft?
Wie sieht es im Fall eines Crashs mit dem Versicherungsschutz aus? Rechtsanwalt Janeczek erklärt: „Gerät man mit seiner Fahrgemeinschaft in einen Unfall, kommt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeugs für alle Schäden der Insassen auf.“ Bei Fremdverschulden ist das also die Versicherung des fremden Wagens, bei Eigenverschulden die des eigenen Wagens.
Eine Insassenunfallversicherung hält Janeczek, genau wie die Kolleg*innen vom ADAC, in aller Regel für überflüssig. Der Grund: Die hohen Haftungshöchstgrenzen der Kfz-Haftpflicht machten diese in der Regel überflüssig.
Besser ist es laut ADAC, wenn jedes Mitglied der Fahrgemeinschaft eine eigene private Unfallversicherung abschließt, da diese unabhängig von der „Schuldfrage“ zahlt. Damit ist auch der/die Fahrer*in im Schuld- oder Mitschuld-Fall abgesichert.
Gut zu wissen: Bevor Sie regelmäßig andere mit Ihrem Wagen fahren lassen, sollten Sie diese bei Ihrer Kfz-Haftpflicht in den Fahrerkreis aufnehmen lassen.
Steuern sparen dank Fahrgemeinschaft
Wer mit dem Auto zur Arbeit fährt, kann steuerliche Vorteile nutzen – egal ob alleine oder in einer Fahrgemeinschaft. Für den kürzesten Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte greift die Entfernungspauschale. Diese beträgt für die ersten 20 Kilometer 0,30 € pro Kilometer und ab dem 21. Kilometer 0,35 € pro Kilometer. Diese können Sie bei der Steuererklärung als Werbungskosten angeben.
Und nun: Gute Fahrt!