Gefälscht oder nicht? Wie verlässlich Bewertungen im Netz sind

Fake-Bewertungen beim Online-Shopping - Was stutzig machen sollte

Verbrauchertipps 5 min Lesedauer 05.01.2024
Mann am Computer im Dunkeln

Online-Shopping ist einfach und bequem. Doch bevor Kaufwillige im Netz ordern, schauen sich viele erst einmal die Bewertungen zu dem jeweiligen Produkt an und checken, wie viele Sterne es hat. Mitunter bauen Anbieter auch Zeitdruck auf – Bewertungen können dann eine schnelle Entscheidungshilfe sein. Nach einer repräsentativen Umfrage des Gütesiegelanbieters Trusted Shop spielen Shop- und Produktbewertungen für die meisten Deutschen eine wichtige Rolle bei Online-Käufen.

Inhaltsverzeichnis
  1. Erfunden oder gekauft
  2. Mehr gegen Fake-Bewertungen tun
  3. Agenturen bieten Bewertungen zum Kauf an
  4. Bewertungen nicht komplett verteufeln
  5. Tipps und mögliche Hinweise auf Fake-Rezensionen

Erfunden oder gekauft

Dieses Vertrauen in Kundenbewertungen ist aber längst nicht immer gerechtfertigt. Dass unter den Rezensionen auch immer wieder gefälschte auftauchen, ist bekannt: Sie sind erfunden oder gekauft – entweder um den Anbietenden zu nutzen oder zu schaden. Untersuchungen zufolge gab es Zeiten, in denen 42 % der Produkt-Bewertungen beim Online-Händler Amazon erfunden oder gefälscht waren.

Doch der Konzern greift durch und löscht Fake-Rezensionen. Um diesen erfundenen oder erkauften Bewertungen auf die Schliche zu kommen, verwendet das Unternehmen Algorithmen. Amazon hat 2022 nach eigenen Angaben „mehr als 200 Millionen mutmaßliche Fake-Rezensionen“ gestoppt.

Amazon setzt aber auch auf die Hilfe der Kundschaft: Wer Zweifel an der Glaubwürdigkeit einer Rezension hat, solle auf den Link „Missbrauch melden“ klicken. Dieser befinde sich unterhalb jeder Bewertung.

Mehr gegen Fake-Bewertungen tun

Nicht nur bei Amazon, sondern auch anderswo im Online-Handel gibt es Fake-Bewertungen. Das hat das Bundeskartellamt schon vor Jahren auf den Plan gerufen. Die Behörde kommt nach einer Sektoruntersuchung zu dem Schluss, dass „viele Portale deutlich mehr gegen die Veröffentlichung gefälschter Bewertungen tun könnten“. Die meisten nutzten nur Wortfilter oder setzten auf nachträgliche Meldungen auffälliger Bewertungen.

Agenturen bieten Bewertungen zum Kauf an

Welches Ausmaß das Problem „Fake-Bewertungen“ hat, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass es Agenturen gibt, die Bewertungen zum Kauf anbieten. Mitarbeitende der Stiftung Warentest waren inkognito für solche Agenturen im Einsatz und fanden heraus, dass Unternehmen etwa zehn Rezensionen für knapp 100 Euro angeboten werden. Wer eine Bewertung verfasst, bekommt im Gegenzug entweder Geld, kann die Ware behalten oder günstiger kaufen.

Ein Ergebnis der Recherche von Stiftung Warentest: Waren Bewertungen bewusst kritisch geschrieben, mischten sich die Agenturen gleich ein. Eine Vielzahl der Rezensionen wurde zum Positiven für die Handelsplattform beeinflusst. Die Testenden seien zudem teils von der Agentur angewiesen worden, positive Bewertungen anderer Rezensenten als „nützlich“ zu markieren.

Bewertungen nicht komplett verteufeln

Was also tun – Produktbewertungen vor einem Online-Kauf gar nicht erst beachten? „Man sollte es nicht komplett verteufeln“, findet Christian Wölbert vom Computermagazin „c’t“. Rezensionen könnten durchaus auf Defizite hinweisen oder ein Produkt aus einer anderen Perspektive beschreiben. „Man sollte sie nur nicht als unabhängiges Testergebnis ansehen.“ Kritisch sieht Wölbert die Vorgehensweise, ausschließlich nach negativen Bewertungen zu suchen. Denn es sei nicht ausgeschlossen, dass es sich auch bei diesen um Fake handele – etwa, um Konkurrenten zu schaden.

Mehrere Quellen nutzen: Verbraucherschützer*innen raten, Online-Bewertungen nicht blind zu vertrauen. Besser sei es, verschiedene Quellen zu nutzen, bevor ein Produkt gekauft werde.


Nicht alle Portale kämpfen gleichermaßen stark gegen gefälschte Bewertungen. Seit Mai 2022 sind sie allerdings gesetzlich verpflichtet offenzulegen, ob und wie sie gegen gefälschte Bewertungen vorgehen. Bei der Umsetzung dieser gesetzlichen Transparenzverpflichtungen hapert es aber offenbar – das zeigte im Frühjahr 2023 eine Untersuchung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Tipps und mögliche Hinweise auf Fake-Rezensionen

Eine Methode, mit der man mit Sicherheit falsche von authentischen Rezensionen unterscheiden kann, gibt es laut Wölbert nicht. Aber bestimmte Hinweise sollten Sie stutzig machen:

  • Lesen Sie andere Bewertungen des Rezensenten oder der Rezensentin. „Wenn das Profil nur Fünf-Sterne-Bewertungen hat, sollte man skeptisch werden“, sagt Wölbert.
  • Gleiches gilt laut Verbraucherzentrale Brandenburg, wenn Bewertungen zu überschwänglich ausfallen.
  • Prüfen Sie auch die Aktivität des oder der Bewertenden. Wie regelmäßig, in welchem Umfang und für welche Produkttypen werden Rezensionen abgegeben? 
  • Tipp der Stiftung Warentest: Treten positive Bewertungen in kurzer Zeit gehäuft auf oder folgen auf eine negative Bewertung mehrere richtig gute Rezensionen, dann ist dies verdächtig.
  • Sie finden in einer Bewertung eine ungewöhnliche Formulierung? Geben Sie sie in einer Suchmaschine im Internet ein. Taucht sie im gleichen Wortlaut in einer anderen Bewertung auf, sollten Sie stutzig werden.
  • Und noch ein Hinweis der Stiftung Warentest: Formulierungen wie „Ware flott geliefert“ hinterlassen einen positiven Eindruck, sagen aber nichts über die Produktqualität. User*innen sollten sich also nicht blenden lassen.
  • Tipps zu Fake-Bewertungen beim Online-Kauf hat das Bundeskartellamt in einem kurzen Video zusammengetragen.

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