Energetische Sanierung: Fenstertausch

Kosten, Nutzen und Fördermöglichkeiten

Bauen-Wohnen 7 min Lesedauer 14.02.2024
Fenster sanieren

Das Fenster: Quell von Licht und Wohnkomfort! Doch damit nicht genug: Moderne Fenster haben noch viel mehr Funktionen, etwa Schallschutz, Einbruchhemmung, Lüftung oder Sonnenschutz. In Sachen Heizeffizienz können Fenster eine Schwachstelle sein. Hier kann es sich lohnen, auf moderne Energiestandards zu setzen. 

Helle, lichtdurchflutete Räume stehen ganz oben auf der Wunschliste für ein ideales Wohnumfeld. An die Funktion von Fenstern werden von Haus- oder Wohnungsinhaber*innen daher hohe Anforderungen gestellt. Doch um den Zustand ihrer Fenster kümmern sich die wenigsten Eigentümer*innen. Wie eine vom Verband Fenster und Fassade (VFF) und Bundesverband Flachglas (BF) veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, entspricht ein hoher Anteil der Fenster in deutschen Häusern nicht dem aktuellen Stand der Technik. Demnach sind 235 Millionen Fenstereinheiten in Deutschlands Wohngebäuden veraltet und sollten energetisch saniert werden. Zum Vergleich: Insgesamt gab es 2021 hierzulande gut 630 Millionen Fenstereinheiten. Damit sind fast 40 Prozent der Fenster sanierungsbedürftig.

Wann lohnt sich ein Fenstertausch?

Fenster nehmen mitunter ein Drittel einer Häuserfront ein. Oftmals unterschätzt wird dabei, welchen Wärmeverlust das mit sich bringt. Um die Heizeffizienz zu verbessern, können Fenster mit höherer Dämmung oder besseren Dichtungen eingesetzt werden.

Neue Fenster können rd. 10 bis 15 % Energie einsparen. Sie tragen daher nicht nur zur Verringerung des Heizwärmebedarfs bei, sondern sie reduzieren auch die Heizlast der Räume, was beim Einsatz von Wärmepumpen im Bestand ein wichtiges Kriterium ist.

Gut zu wissen: Wie viel Wärme durch die Fenster entweicht, gibt der sogenannte Uw-Wert oder Wärmedurchgangskoeffizient an. Er zeigt, wie viel Energie (Watt) pro Quadratmeter je Grad Temperaturunterschied innen/außen je Stunde verloren geht. Die Einheit des Uw-Werts ist W/m²K, also Watt pro Quadratmeter und Kelvin. Die Faustregel: Je kleiner der Uw-Wert, desto besser.

Ein Fenster aus den 80er Jahren lässt etwa 3- bis 4-mal so viel Wärme raus wie ein neues Fenster,  gemessen am Uw-Wert. Sie können also mit neuen Fenstern nicht nur Energie einsparen, sondern erhöhen vor allem auch die Wohnqualität, da Zugluft- und Kaltlufterscheinungen zukünftig wegfallen. Die Anforderungen der BAFA für eine Förderung liegen bei einem Uw-Wert < 0,95. Gute, dreifach verglaste Fenster mit „warmer Kante“ können mittlerweile Werte von rund 0,7 im Neubau erreichen–bei einer Sanierung sollte man daher sehr gute Werte anstreben. Schließlich trägt diese auch zum Werterhalt der Immobilie bei.

Neue Fenster sind aufgrund mehrere Dichtungsebenen wesentlich dichter und werden luftdicht eingebaut. Damit bauphysikalisch keine Probleme entstehen, muss ein Energieberater einen sogenannten „Lüftungsnachweis“ erstellen und auch die baulichen Gegebenheiten des Einbaus prüfen. Je nach Alter des Gebäudes sollte innen eine Leibungsdämmung angebracht werden, damit Probleme mit Schimmel erst gar nicht entstehen können.

Im Zuge der Fenstersanierung sollte auch der Rollladenkasten saniert werden. Es gibt einfache Dämmsets, um den Kasten energetisch enorm zu verbessern. Denken Sie bei einer Fenstersanierung auch an den sommerlichen Wärmschutz mit außen liegenden Rollläden oder Jalousien und auch an die Einbruchsicherheit. Wenn Sie eine Förderung in Anspruch nehmen wollen, sind diese Maßnahmen mit förderfähig.

Diese Verglasungs-Typen gibt es:

Einfach-Verglasung: Nur noch in Altbauten anzutreffen, unzureichende Wärmedämmung, kaum Schallschutz. Ihr Uw-Wert liegt bei etwa 5 W/m²K.

Zweifach-Verglasung: Fenster mit einer Zweifach-Verglasung zeichnen sich durch gute Wärmedämmung und Schallschutzeigenschaften aus. Diese Fenster haben einen Uw-Wert von etwa 1 bis 2,0 W/m²K. 

Dreifach-Verglasung: Mittlerweile der Standard. Diese Fenster bieten eine hohe Wärmedämmung sowie einen sehr guten Schallschutz. Gute dreifach verglaste Fenster kommen auf Werte von deutlich unter 0,9 W/m²K. Anzustreben sind Werte von 0,70 bis 0,85 W/m²*K.

  • Was ist eine „warme Kante“?  Diese bezeichnet den sogenannten „Glasrandverbund“, den außen sichtbaren Abstandshalter zwischen den Glasscheiben einer Mehrfachverglasung. Dieser besteht in diesem Fall aus einer thermischen Isolierung und nicht – wie früher – aus Aluminium. Mit der „warmen Kante“ wird der Wärmeschutz des Fensters insgesamt nochmals verbessert.
  • Was ist eine Anschlagdichtung? Hierbei werden zwei oder mehr Dichtungen zwischen Fensterflügel und Rahmen eingesetzt. Sie verhindern Zugluft und somit das Eindringen von Feuchtigkeit und optimieren damit Wärmedämmung und Schallschutz.

Bei funktionierenden Fenstern gelten vor allem Fenster mit Einfachverglasung als Sanierungsfälle. „Was die Kosten angeht, lohnt sich der Fenstertausch meistens bei Exemplaren mit Einfachverglasung, also wenn die transparente Fläche nur aus einer Scheibe besteht“, sagt Christian Handwerk, Referent für energetisches Bauen und Bauphysik, bei der Verbraucherzentrale NRW.

Wie erkenne ich, welchen Standard meine Fenster zu Hause haben?

Den Zustand Ihrer Fenster können Sie selbst prüfen. Im Zwischenraum der Scheiben steht üblicherweise eine Typisierung des Fensters. Dort ist meistens das Baujahr sowie eine Zahl, die den U-Wert beschreibt, zu finden. Christian Handwerk gibt einen weiteren Tipp: „Den Verglasungstyp kann man auch mit der Flamme einer Kerze prüfen. Wenn man diese innen nah vor die Scheibe hält, spiegelt sich die Flamme durch das Glas. Bei einer Doppelverglasung ergeben sich, wenn man von der Seite schaut, vier gespiegelte Flammen. Ist davon die zweite andersfarbig, handelt es sich um eine Wärmeschutzverglasung. Erscheint die dritte verfärbt, so liegt eine Sonnenschutzverglasung vor. Wenn keine gespiegelte Flamme andersfarbig erscheint, liegt lediglich eine ältere "Isolierverglasung" vor.“

Wie aufwändig ist ein Fenstertausch?

In der Regel ist der Fenstertausch innerhalb eines Tages je Zimmer möglich, die genaue Zeit hängt jedoch immer vom jeweiligen Gebäude und von den bestehenden Fenstern ab. Planen sollte man einen Austausch mit mindestens einem halben Jahr Vorlauf, rät der VFF.

Gut zu wissen: Vergessen Sie bei der Fensterplanung nicht die Haustür! Auch hier kann eine unzureichende Isolierung unnötig Energie verschwenden. Ihr Austausch ist ebenfalls förderfähig. Ein weiterer Pluspunkt: Mit dem Einbau einer neuen Eingangstür können Sie auch gleich deren Sicherheitsstandard erhöhen und sich damit besser vor Einbrüchen schützen.

Wie teuer ist der Austausch der Fenster?

„Der konkrete Preis pro Quadratmeter Fensterfläche hängt dabei stark von den Funktionen der Fenster, ob es eine Festverglasung, ein normaler Dreh-/Kippflügel oder gar eine Schiebetür werden soll, pflichtet Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NRW, bei. Auch die Größe der Fenster und die Ausstattung mit Sonnenschutz oder einbruchsichernden Beschlägen spielt eine Rolle. Für neue Fenster können seiner Einschätzung nach pro Quadratmeter Fensterfläche durchaus 600 Euro verlangt werden, ein Teil davon könne aber durch Fördermittel ausgeglichen werden.

Tipp: Auch eine Finanzierung über einen Kredit ist denkbar – ob das für Sie in Frage kommt, können Sie in unserer Baufinanzierungsberatung erfahren.

Welche Förderungen gibt es?

Zurzeit ist bei den Förderungen viel Bewegung drin – schauen Sie am besten immer aktuell nach auf der Webseite Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Um einen Förderantrag zu stellen, brauchen Sie eine Energieberaterin oder einen Energieberater. Ein Antrag muss immer schon gestellt werden, bevor Sie den Auftrag vergeben.

Darüber hinaus bieten auch viele Bundesländer Fördermittelprogramme für energetische Verbesserungen an. Auch manche Kommunen haben Förderprogramme dazu im Angebot.“ Einen guten Überblick über das aktuelle Fördersystem hält die Verbraucherzentrale bereit. Und mit dem Förderrechner des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) können Sie sich Ihre mögliche Subvention ausrechnen lassen. 

Ein Tipp für Steuerzahler*innen: Laut dem Steuersparmodell der Bundesregierung können Sie für energetische Maßnahmen neben den Lohnkosten auch die Materialkosten einer energetischen Sanierungsmaßnahme steuerlich geltend machen, wenn Sie dafür keine Förderung in Anspruch nehmen. Insgesamt können Sie 20 % der Gesamtkosten von bis zu 200.000 Euro (also maximal 40.000 Euro) innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren direkt von Ihrer Steuerschuld abziehen. Genaue Angaben dazu finden Sie im §35c des EstG.

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