Tipps zur Finanzplanung für Selbstständige

So behalten Sie Ihr Geld im Griff

Geldanlage 6 min Lesedauer 19.05.2023
Finanzplanung für Selbstständige

Freie Zeiteinteilung, keine Vorgesetzen und Unabhängigkeit: Die Liste der Vorteile einer Selbstständigkeit ist lang. Doch neben den positiven Aspekten gibt es auch Unsicherheiten und Unwägbarkeiten – insbesondere bei der Finanzplanung müssen Selbstständige genau aufpassen, um bei schlechter Auftragslage nicht plötzlich ins Minus zu rutschen oder zu wenig an Rücklagen zu denken.

Laut dem 2022 aktualisierten Forschungsbericht „Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales waren 2020 insgesamt 3,5 Millionen Menschen in Deutschland selbstständig – das waren 8,4 Prozent aller Erwerbstätigen. Die Studie unterstreicht, dass sich Selbstständige mit höheren ökonomischen Risiken konfrontiert sehen als abhängig Beschäftigte. Das betreffe vor allem die Alterssicherung.

Für Marco Habschick, Geschäftsführer der vom Bundeswirtschaftsministerium und der KfW geförderten „Gründerplattform“, steckt der wichtigste Aspekt bei der Finanzplanung im Wort selbst. „Es geht vor allem um gute Planung“, sagt er. „Das kann auch niemand anderes erledigen“, betont er. Jeder Selbstständige sollte sich daher klarmachen:

  • Was für ein Budget habe ich? Wie hoch wird in etwa mein Einkommen sein und welche Ausgaben habe ich?
  • Was für ein Risikotyp bin ich? Schlafe ich schlecht, wenn ich nicht jeden möglichen Fall versichert habe, oder kann ich auch mit Unsicherheiten leben wie sonst im unternehmerischen Alltag?
  • Wo möchte ich finanziell hin? Gebe ich lieber jetzt viel Geld aus und lebe im Alter sparsam oder lege ich für später möglichst viel zur Seite?

Sind diese grundlegenden Fragen geklärt, geht es an die Details. Gegebenenfalls sollte auch die Unterstützung des Beraters einer Bank oder einer Versicherung in Anspruch genommen werden.

Das Einkommen: Balance zwischen Festanlage und Liquidität

Das Einkommen ist der Kern einer jeden Finanzplanung. „Bei der Anlage des Einkommens muss ich schauen, wie ich im Zweifel schnell rankomme, das Geld aber auch für mich arbeiten kann und im Alter noch etwas bleibt“, sagt Habschick. Sein Tipp: Das Geld nach dem sogenannten Terrassenmodell auf vier Stufen verteilen: Ganz oben steht das Girokonto. Alles, was dort nicht liegen muss, sollte in die zweite Stufe überwiesen werden – etwa auf ein Tagesgeldkonto, auf dem das Geld leicht verfügbar ist, das aber auch kleine Erträge bringt. „Hier würde ich das Durchschnittseinkommen von drei bis sechs Monaten anlegen“, sagt Habschick.

Auf der dritten – der Mittelfristterrasse – könnten etwa Aktien, andere Wertpapier-Anlagen oder Festgeldanlagen liegen, die nicht sofort verfügbar sein müssen, aber im Prinzip angetastet werden können. Bei der Geldanlage an der Börse kann der Wert der Investition auch unter das Einstiegsniveau sinken. Wichtig ist, dass man dann nicht kurzfristig auf das Geld als Notgroschen zugreifen muss und kurzfristige Kursschwankungen damit aussitzen kann „In der vierten Stufe kann dann alles geparkt werden, was bis zum Alter liegen bleiben kann“, sagt der Geschäftsführer. Hier kommen Wertpapiere ebenso in Frage wie andere Altersvorsorgeprodukte. Wichtig sei, die Stufen der Reihenfolge nach anzugehen und nicht etwa aus der vierten Stufe kurzfristig Geld zu entnehmen.

Die Altersvorsorge: Qual der Wahl

Im Gegensatz zu Angestellten zahlen Selbstständige nicht automatisch in die Rentenkasse ein – für ihre Altersvorsorge sind sie selbst verantwortlich. Ob über eine freiwillige gesetzliche Rentenversicherung, eine geförderte Rentenversicherung wie „Rürup“, eine private Lebensversicherung, zum Beispiel über Investmentfonds wie ETFs oder über Immobilien – die Wahlmöglichkeiten sind vielfältig. Das gilt auch für die Vor- und Nachteile: Bei manchen Rentenverträgen wird das Geld unversteuert eingezahlt und erst bei Auszahlung im Alter versteuert.

Habschicks Tipp für alle Ratsuchenden: „Versuchen Sie einen Berater zu finden, der auf Honorarbasis arbeitet und das für Sie beste Angebot sucht, ohne von Provisionen abhängig zu sein.“

Die Versicherungen: Welches Risiko kann ich tragen?

Neben der gesetzlich vorgeschriebenen Kranken- und Pflegeversicherung können Selbstständige aus einer Vielzahl von Versicherungen auswählen: Von der Arbeitslosenversicherung über die Betriebshaftpflicht bis hin zur Cyber-Versicherung. „Nicht alles ist für jeden sinnvoll. Jeder sollte erstmal die nicht-betriebswirtschaftlichen Risiken seines Geschäftsmodells identifizieren – das geht kostenlos etwa über ein Risikotool auf der Gründerplattform“, sagt Habschick. „Haftpflichtrisiken sollte ich auf jeden Fall absichern – und dann muss ich sehen, was ich sonst noch brauche, damit mein Unternehmen im Schadensfall nicht ins Stocken gerät. Dazu kann etwa eine Maschinenbruchversicherung oder eine Transportversicherung gehören.“ Selbstständige  sollten sich unternehmerisch überlegen, mit welchen Risiken sie leben können und welchen Schaden sie im Ernstfall selbst begleichen können Wer seine Risiken genau kennt, kann dann gemeinsam mit eine*r Versicherungsexpert*in das beste Angebot aussuchen.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie sich auch hier unabhängig beraten lassen und sich nicht an Vertreter*innen wenden, die an eine bestimmte Versicherung gebunden sind.

Die Steuern: Genug für Voraus- und Nachzahlung einplanen

Auch Einkommenssteuern müssen Selbstständige eigenständig erklären und abgeben. Dazu verlangt das Finanzamt vierteljährlich eine Vorauszahlung, die aber reduziert werden kann. „Das kann Sinn machen, wenn ich wegen gesunkener Umsätze mehr vorauszahlen soll als ich am Ende tatsächlich bezahlen muss, denn ich könnte das Geld anderweitig anlegen und gegebenenfalls Zinsen erwirtschaften“, sagt Habschick. Ein No-Go sei es, kein Geld für Steuervoraus- und -nachzahlungen zurückzulegen.

Die Buchhaltung: Sauber den Überblick behalten

Nicht erst, wenn das Finanzamt zur Überprüfung vorbeikommt, ist sie das A und O einer sinnvollen Übersicht: eine saubere Buchhaltung. Hier gibt es zahlreiche gute Softwareangebote, die Buchungen deutlich vereinfachen oder sogar Jahresabschlüsse automatisch bereitstellen. Ein teurer Steuerberater kommt dann vornehmlich noch für Jahresabschlüsse oder einzelne Steuerfragen zum Einsatz. Als Unternehmer*in muss man kein*e Buchhalter*in sein – aber die eigenen Zahlen sollte man kennen.

Damit Selbstständige sich im Angebotsdschungel von Verträgen, Policen und Co. gut zurechtfinden, hat Habschick drei übergreifende Tipps für den unternehmerischen Alltag:

  1. Machen Sie Ihre Hausaufgaben, bevor Sie zu einer Beratung gehen.
  2. Holen Sie sich eine zweite Meinung ein.
  3. Unterschreiben Sie nichts, was Sie nicht verstehen.

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